Es ist schon ordentlich Nachblättern oder Netzklicken gefragt, wenn man mit linguistischen Grundprinzipien samt einschlägiger Terminologie nicht (mehr) vertraut ist – aber die Mühe lohnt: Es sind nämlich seine Vorlesungen an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, die Anthony R. Rowley in dem Buch Boarisch Boirisch Bairisch verarbeitet hat. Wissenschaftliches Mitdenken ist gefragt – ein Gaudischmöker, Nachschlagewerk von A bis Z oder eine handsame Anleitung zum Bairischlernen ist das nicht. Es geht um Grundprinzipien der Sprache, was das Bairische in seinem Innersten ausmacht. Zweifelsohne verdient dieses gelehrige Kompendium das Prädikat „wertvoll“, vor allem, was die umfassende Einbeziehung beziehungsweise Zusammenschau vieler sprachwissenschaftlicher und literarischer Quellen und Diskussionen angeht, die gut und gerne eine Spanne von über 100 Jahren umfassen und anregen, auch anderswo weiterzulesen.
Von Hinten anfangen
Vielleicht sollte man das Buch (fast) von hinten anfangen zu studieren und mit der Gegenwart beginnen. Dort geht es nämlich zum Beispiel um die Frage, ob Bairisch überhaupt eine Sprache oder „nur“ ein Dialekt ist, wie das „bayerische Hochdeutsch“ mit Dialekt verwechselt wird, obwohl es doch „regionales Standarddeutsch“ ist.
Rowley spart nicht an Kritik: Es ist seiner Meinung nach im Zusammenhang mit der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprache (1998 vom Deutschen Bundestag ratifiziert) politisch vergeigt worden, dass zwar Niederdeutsch offiziell als schützenswerte (Regional-) Sprache anerkannt ist (mit vielerorts entsprechendem Schulfach), Bairisch aber nur als Dialekt und damit als etwas Abgeleitetes von der deutschen Schriftsprache verkannt ist – obwohl bei wissenschaftlicher Betrachtung Bairisch alle Merkmale habe, wie das Niederdeutsche als Sprache mit Wurzeln im Westgermanischen zu gelten. Mangelnder „Wille zum bayerischen Separatismus“, klagt der Gelehrte, der viele Jahre Redaktionsleiter des Bayerischen Wörterbuchs an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften war. In den sprachlichen Verhältnissen spiegle sich die politische Haltung Bayerns auch schon zu Zeiten des Deutschen Reiches: Partikularismus ja – Separatismus nein. Rowley stichelt, selbst dem Förderverein Bairische Sprache und Dialekte mangele es an kämpferischem Selbstbewusstsein, Bairisch als Sprache des Freistaats zu fordern. Von dort wird einleuchtend gekontert: Welches Standardbairisch sollte verankert werden? Sollten die Passauer das Münchnerisch akzeptieren? Und dann erst die Augsburger! Oder die Franken! Auf was sollte man sich einigen, wenn es um die Kröte geht? Krot, Krota, Krüet(e), Hitsch, Hetsch, Bro(t)z, Broadling, Höbbin(g) … Die Reihe ließe sich noch spannend fortsetzen. In Rowleys Buch findet man bisweilen Karten, auf denen Sprachgrenzen augenfällig skizziert sind.
Zurück zu den Urvölkern
Wie kam es aber zu solchen offensichtlichen Variationen im Bairischen? Nun sollte man dem Spracharchäologen doch zu den Wurzeln des Bairischen und somit zum Beginn seines Buches folgen, das in die vordeutsche Zeit zurückführt, als das Land noch nicht Bayern hieß. Man stößt auf das sprachliche Erbe von Urvölkern, die Hinweise auf Turbulenzen jener Epochen um Land und Macht geben. „Amt“ und „Reich“ sind Lehnwörter im Deutschen aus der Sprache der keltischen Stämme – und somit Belege für deren politische Überlegenheit, folgert Rowley. Eine ihrer Gruppen, die Vindeliker, haben uns sogar die allerersten schriftlichen Zeugnisse auf dem Gebiet des heutigen Bayern hinterlassen: „BOIOS“ liest man auf einem Tongefäß, wohl ein Personenname. Aber Bestand hatte das Keltische im Sprachgebrauch nicht lange, nachhaltig bis heute ist dagegen die sprachliche Hinterlassenschaft der Römer mit vielen Lehnwörtern aus dem Lateinischen.
Die Bayern betreten die Bühne
In rasanter Kürze und unter Berufung auf zahlreiche Forschungen geht es über die Germanen und den Abzug der Römer zur Entstehung des Bayernstamms und des Bairischen vor etwa 1500 Jahren. Wie man damals gesprochen hat, ist unbekannt, jedenfalls beruhte es auf dem Westgermanischen. Spannend wird es mit der Analyse der „zweiten deutschen Lautverschiebung“. Die oberdeutschen Dialekte (auf dem Gebiet des heutigen Süddeutschland) beginnen sich nachweisbar von anderen Varianten des Germanischen zu unterscheiden: So wandelten sich „p“, „t“ und „k“ zu „pf“, „tz“, „kch“ und teils zu „ff“, „ß“, „ch“. Das geschah vom 6. bis zum 8. Jahrhundert – also in jener Zeit der bairischen Ethnogenese. Damals nahm Bayern quasi Form an und zwar entweder mit Duldung oder aufgrund der Initiative von Goten oder/und Franken, was man an entsprechenden Kulturlehnwörtern ablesen mag. Aber schon folgen Kennwörter, die ausschließlich in bairischen Dialekten auftauchen: „aper“ für schneefrei, „bussn“ für küssen, die „Lacka“ für Pfütze und der „Ertag“ statt Dienstag. Der Ertag stammt durch gotische Vermittlung aus dem Griechischen (Tag des Kriegsgotts Artes) – und könnte somit auch darauf hindeuten, so Rowley in einem Schwenk, dass die Bayern zu jener Zeit nicht römische Christen, sondern Arianer waren, obwohl die Goten auch vieles aus dem Wortschatz des christlichen Glaubens hinterließen (Taufe, Pfarre). Bevor man sich im Religionsstreit des Frühchristentums verliert, zieht Rowley ein Summa summarum: „Einzelne Erscheinungen des heutigen Dialekts finden in historischen Epochen ihre Erklärung, andere markieren die Stationen der Völkerwanderung, die die Vorfahren der Bayern erst ins Land brachte.“
Althochdeutsches Bairisch
Greifbarer wird das alles mit der Verschriftlichung, vor allem in Urkunden ab dem 8. Jahrhundert. Auch wenn sie in Latein abgefasst waren – eine althochdeutsche Standardsprache fehlte –, finden sich darin Indizien für die Volkssprache: Auf Bairisch sagte man zu Regensburg wohl „Reganisburh“, und das bestimmt schon, bevor es so in Urkunden niedergeschrieben wurde. Und im Lex Baiuvariorum, der ersten Gesetzessammlung des bairischen Stammesherzogtums, werden gar explizit einige Begriffe der Bayern genannt: etwa „innunuuan“ dafür, wenn jemand einen anderen ins Wasser stößt. Gar vom Unterschied zum Alamannischen liest man darin: Wenn jemand am Hof des Bischofs bewaffnet auftauchte, was natürlich verboten war, sagten die Alamannen „haisterhand“ dazu, die Bayern dagegen „haiftlichen“. Insgesamt aber scheinen die Bayern länger dem Althochdeutschen verbunden geblieben zu sein. Wer sich in diese Frühform des Bairischen vertiefen möchte, sollte sich auf die althochdeutsche Grammatik stürzen und Latein können, empfiehlt Rowley.
Ab Mitte des 9. Jahrhunderts war vermutlich – auch in Bayern – das Bewusstsein für die eigene, namentlich auch so genannte Sprache Deutsch (lateinisch: theodisca) verbreitet. Die Volkssprache wurde befördert – vor allem weil sich darin die christliche Glaubenslehre weiter und schneller vermitteln ließ. In liturgischen Texten tauchen in Randbemerkungen („Glossen“) deutsche Übersetzungen auf – manches davon eine Fundgrube für das bairische Althochdeutsch. Wobei wohl die bairischen Fassungen eigenständige aus dem Lateinischen sind und nicht auf fränkischen Übersetzungen basieren. So zum Beispiel das Freisinger Paternoster (um 900): „fater unser, du pist in himulum, kazzugu su bani dub …“ Natürlich sind das Wessobrunner Gebet aus dem späten 8. Jahrhundert und ein Auszug aus dem Stabreimgedicht (zweite Hälfte 9. Jahrhundert) wiedergegeben, aber gleich danach kommt ein Hundesegen aus dem 10. Jahrhundert und möglicherweise aus Salzburg, der die Gefahr, von Wölfen gerissen zu werden, bannen sollte: „… der heiligo christ unta sce marti de fru ma mir sa hiuto alla her heim gasunta“ – Christus und Sankt Martin sollen helfen, dass die Hunde gesund heimkommen.
Mit der sprachlichen Zeit des Althochdeutschen, die um 1050 nach Christus endete, ging die Festigung der bayerischen Stammesbildung und ihrer Grenzen einher, die freilich hie und da noch veränderbar waren. Vor allem entstanden laut Rowley damals auch die Außengrenzen zu den Nachbarmundarten: beispielsweise zum Ostschwäbischen, Niederalamannischen, Nord-, Oberost- und Unterostfränkischen, zum Thüringischen und dem Rheinfränkischen – natürlich mit jeweiligen Übergangszonen und Einflüssen. Die Franken, eine Weser-Rhein-Untergruppe der Westgermanen (nicht identisch mit den heutigen Bewohnern der drei fränkischen Regierungsbezirke), waren einst mächtig, hatten die Alamannen und Thüringer unterworfen, hatten in Bayern schon den legendären Herzog Tassilo III. (ein Vetter Karls des Großen) zum Lehnsmann degradiert und dann ganz abgesetzt.
Sozialer Wandel und Bildung nach unten
Umso detaillierter Rowley ins Bairische führt, in die Gliederung des Bairischen nach innen, desto mehr linguistische Aufmerksamkeit ist gefordert. Wenn es etwa um Monophthonge („zit“ statt später „Zeit“), steigende, fallende und gestürzte Diphthonge und Datierungen von Isoglossen geht. Gestürzte Diphthonge sind typisch fürs Nordbairische: Aus dem „briaf“ (Brief) im Althochdeutschen wurde wohl um 1200 der „Bröif“. Was im Mittelhochdeutschen für Vieh – „vihe“ – stand, war im Mittelbairischen „Via“ oder „Viach“, im Nordbairischen dagegen „Vöich“. Rowley führt interessante Sprachdokumente wie eine Ständepredigt und die Regensburger Kaiserchronik für das 12. Jahrhundert sowie die Eichstätter Spitalregel und ein Rittertestament für die Zeit ab Mitte des 13. Jahrhunderts an, in denen der Wandel zum Mittel- und Frühneuhochdeutschen sichtbar wird. Entscheidend: Geschriebenes stammt nicht mehr nur aus Klöstern und ist in Latein verfasst, sondern kommt auch aus höfischen Kreisen und auf Deutsch – es entsteht explosionsartig, so der Sprachwissenschaftler. Das ist auch Ausdruck des sozialen Wandels: Der Altadel stirbt aus, aufsteigen können Ministeriale aus unfreier Abstammung, es ist die Stunde der Bürger in erstarkenden Städten. Das bedeutet auch Bildung nach unten, den Ausbau der Schuldbildung.
Aber einheitliche Normen der Sprache sucht man vergebens: Prägend war, was aus kaiserlichen und regional-herrschaftlichen Kanzleien kam. Das hatte seine jeweils eigenen Gepflogenheiten, auch Beharrlichkeiten. Rowley fragt sich, ob manche Berufsschreiber gar nach Anzahl der Buchstaben entlohnt wurden, sodass beispielsweise „und“ zu „vnndth“ gedehnt wurde. Wohl entwickelte sich eine relativ einheitliche regionale Schreibsprache zwischen Wien, München, Salzburg und Ulm, die man als „gemaines teutsch“ verstand. Aber in Dialekt wurde nicht geschrieben.
Dennoch lassen sich beim Wandel vom Mittelhochdeutschen zum Bairischen einige dialektale Lautverschiebungen erkennen: Verlust schwachtoniger Vokale, Auslautverhärtung, Einsilbendehnung, Konsonantenschwächung ... Es sind nur sehr wenige Sätze, die Rowley seinen Aufzählungen erhellend beifügt. Einleuchtend allerdings: Wenn eine Endsilbe nicht mehr geschrieben wurde, dann hat man sie wohl auch nicht mehr gesprochen. Und der Kurzvokal in „wegen“ wurde möglicherweise gedehnt, wenn man „wêgen“ schrieb. Aber man wollte als Schreiber ja nicht ungebildet erscheinen – also vermied man es, so zu schreiben, wie das Volk sprach. So gilt nach Rowley auch: „Nordbairische gestürzte Diphthonge sucht man in der gesamten Überlieferung vergebens, obwohl es sie gegeben haben muss.“ Dem Volk aufs Maul schauen, wie die Menschen tatsächlich gesprochen haben, bleibt im Dunkel der Sprachforschung: Was unsere Vorfahren angeht, gilt, dass „viele unserer Annahmen Konjekturen“ sind.
Im- und Export von Wörtern
Die Sprachforschung beobachtet in frühneuhochdeutscher Zeit (14. bis 16. Jahrhundert) eine auffallende Erweiterung des Wortschatzes: Ausdruck intensiverer oder neuer Kultur- und Handelsbeziehungen – bei Rowley liest man von der „sprachpolitischen Situation“. Viel Neues wurde zunächst aus Nachbarsprachen entlehnt – ins Bairische kamen die Einflüsse vor allem durch das Französische, Italienische und Tschechische. Der Austausch verlief nicht nur in eine Richtung, auch Bairisches gelangte in angrenzende Sprachräume. Die meisten Entlehnungen aus dem Bairischen sieht Rowley im Dolomitenladinischen, man könnte „mit ihnen allein große Teile einer historischen Dialektologie des Südbairischen schreiben“. Er nennt unter anderem diese Beispiele: „badl“/Wade, „móler“/Maler, „žnops“/Schnaps. Im Bairischen wiederum entdeckt man viel Französisches – „eingeschleppt“ nicht etwa durch französische Soldaten zu Napoleons Zeiten, auch nicht durch den Transfer auf bäuerlicher Ebene, sondern quasi von oben nach unten durch die „besseren Kreise“: Dort pflegte man niveauvoll „à la mode“, also Französisch, zu parlieren, und das gemeine Volk ahmte nach und übernahm manches in umgangssprachlicher Weise. So das Potschamperl oder ein leckeres Böfflamott, und nicht nur bei Hofe ließ man sich auf einer Chaiselongue nieder, nachdem man länger übers Trottoir flaniert war, hoffentlich ohne den Parapluie aufgespannt zu haben, aber vielleicht mit Gspusi am Arm und dem Zamperl an der Leine. Doch halt! Gspusi und Zamperl sind aus dem Italienischen entlehnt. Die First Lady am kurfürstlichen Hof, Henriette Adelheid von Savoyen, war ja aus Italien, und mit ihr kamen Landsleute nach München. Dort würden sich die besseren Kreise vornehmlich der italienischen oder der französischen Sprache befleißigen, ohne schon ihre Muttersprache gut sprechen oder schreiben zu können, mokierte sich der Historiker Lorenz von Westenrieder in seiner Beschreibung der Haupt- und Residenzstadt München (1782). Wiederum lauschte man sich „unten“ einiges vom Italienischen ab: Es kamen ja auch zahlreiche Wanderarbeiter für Baustellen und zur Ernte aus dem Süden. Markant sind Wörter im Zusammenhang mit dem Hausiererwesen – Kramwarenhändler aus Oberitalien reisten geschäftehalber über die Alpen. Allerdings wurden sie oft argwöhnisch empfangen, galten sie vielen doch als „oalwoazen“, also zwielichtig, zu was sich im mittelbairischen Dialekt das Italienische „all‘avanzo“ wandelte. Das bedeutete im Original zwar „Profit“ – aber vielleicht verband die Kundschaft damit von vornherein einen zu hohen Preis und befürchtete prinzipiell übers Ohr gehauen zu werden.
Neuer Wortschatz auch aus der Ferne: Was musste man doch alles neu benennen, was aus der Neuen in die Alte Welt, also von Amerika nach Europa, kam! Allein was die „Papas“, die heute sogenannten Kartoffeln, anging: Tartoufles, Tartoffel, Potakn, Arpfel, Bumser, Grumbir ... In Rowleys Buch kann man anhand einer Karte durch ganz Deutschland auf dieser Sprachspur wandern. Das Eindringen von Lehnwörtern – in jüngerer Zeit vor allem aus dem Englischen – ist nach wie vor üblich, oft mundgerecht umgemodelt: Man spricht vom „Fuitäimtschopp“ am „Compjuder“.
Was heute den sprachlichen Austausch via elektronischer Medien und World Wide Web beschleunigt, bewirkte einst die Erfindung nebst rasanter Verbreitung des Buchdrucks. Es gibt ein sprachwissenschaftlich aufschlussreiches Werk, das verrät, wie man zu jener Zeit in Bayern vielleicht gesprochen haben mag: die Bayrische Chronik des Hofhistoriografen Aventinus, verfasst zwischen 1526 und 1533 im Anschluss an die lateinische Erstfassung. So charakterisiert er die unterschiedliche Aussprache des „a“ zwischen Landbevölkerung und Städtern: „... die paurn sprechen gemeiniglich ‘o‘, wo die in stettn ‘a‘ prauchen als ,tage toge, margen morgen, Boier Baier‘. es sprechen auch gemeiniklich diesen ersten buechstaben die Baiern also aus, das er mêr dem o gleich dan dem rechten a, so die Schwaben und Walhen reden.“
Explizit in Dialekt schrieb Aventinus nicht, das wäre seinem Selbstverständnis als Gelehrter nicht angemessen gewesen, aber es war eben das Deutsch, das man hierzulande in der Schreibsprache pflegte – und das ist aufschlussreich, jenseits der Beobachtung, dass folgende Passage den Stoff für manche bis heute bemühte Bayern-Klischees birgt. Er meinte, das bairische Volk „läuft gern kirchferten, hat auch vil kirchfart, legt sich mêr auf den ackerpau und das viech dan auf die krieg, denen es nit vast nachläuft; pleibt gern dahaim, raist nit vast auß in frembde land; trinkt ser, macht vil kinder; ist etwas unfreuntlicher und ainmüetiger ...“
Aventinus war sicher in gelehrten Kreisen viel gelesen – der eigentliche Bestseller der ersten Medienrevolution war allerdings Luthers Bibel auf Deutsch (1534). Sofort entstanden mehrere Übersetzungen. Rowley erinnert an jene des Ingolstädter Professors Johannes Eck, abgefasst in der damals in Bayern üblichen Schreibsprache, in Wortlaut und Rechtschreibung ist hier das Ostoberdeutsche fixiert. Wo Luther „grenze“ schrieb, ist das bei Eck „landmarck“, „töpfer“ – „hafner“, „ziegenbock“ – „gaißbock“, „herrlichleit“ – „glori“, „mund“ – „lefzen“ ... (Karin Dütsch)
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Abbildungen:
Das Pferd/den Gaul/das Roos abbusseln geht auf „bussn“ zurück, und dieses Wort gehört zu den ältesten Kennwörtern des Bairischen. (Foto: dpa/Sedat Suna)
Für „Vieh“ las man im Mittelhochdeutschen „vihe“, im Mittelbairischen „Via/Viach“ und im Nordbairischen mit dafür typisch gestürztem Diphthong „Vöich“. (Foto: dpa/Matthias Bein)
Neuer Wortschatz, der heute wie selbstverständlich bairisch klingt: „Zamperl“ stammt aus dem Italienischen. „Wade“ wiederum wurde aus Bayern ins Dolomitenladinische exportiert: Dort sagt man „badl“. (Foto: dpa/Andreas Gebert)
Einige bairische Wortspezialitäten haben es in den Duden geschafft. „Schweinsbraten mit Knödel“ ist ebenso korrekt wie „Schweinebraten mit Kloß“. Das Regelwerk des Standarddeutschen lokalisiert: „süddeutsch, österreichisch, schweizerisch“. (Foto: dpa/Victoria Bonn-Meuser)
Literatur: Anthony R. Rowley, Boarisch Boirisch Bairisch. Eine Sprachge-
schichte, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, 272 Seiten, 29,95 Euro. ISBN 9783791734378
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