Unser Bayern

Für den romanischen Kreuzgang in St. Peter und Alexander begeisterte sich im 19. Jahrhundert Ludwig Thiersch. Seine lavierte Bleistiftzeichnung ist in der virtuellen Ausstellung bei bavarikon zu sehen. (Foto: Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg/AT 124)

12.05.2023

Zwischen Macht und Glaube

Digitale Zugänge ermöglichen eine breitere Beschäftigung mit dem Aschaffenburger Kollegiatstift St. Peter und Alexander

Neben dem Aschaffenburger Schloss Johannisburg stehen nur wenige weitere Bauwerke der unterfränkischen Stadt im äußersten Nordwesten Bayerns so sehr für deren „Mainzer“ Vergangenheit, wie die Stiftskirche. Die romanisch-frühgotische Kirche mit umliegenden Gebäuden ist weithin sichtbar auf dem Stiftsberg und mithin älteste Kirche der Stadt am bayerischen Untermain. Bis heute Zentrum der katholischen Stiftspfarrei, beherbergt sie im Verbund mit dem städtischen Stiftsmuseum Kunstschätze ersten Ranges. Genannt sei exemplarisch der Stiftsschatz mit kostbaren Objekten und Buchmalereien sowie dem durch den Mainzer Kurfürsten Albrecht von Brandenburg 1541 aus Halle an der Saale nach Aschaf-fenburg transferierten Magdalenen-Altar. Der Altar aus der Werkstatt von Lucas Cranach gelangte zusammen mit Wagenladungen voller weiterer Kunstschätze aus der reformatorisch gesinnten Mitte Deutschlands nach Aschaffenburg, zugleich damals wichtige Nebenresidenz der Mainzer Erzbischöfe. Das Stiftsmuseum befindet sich seit 1861 im ehemaligen Kapitelhaus des Stiftes St. Peter und Alexander. Der Bau rund um den mittelalterlichen Kreuzgang geht in seinen Ursprüngen auf die Gründungszeit des Stiftes zurück.

Das Kollegiatstift St. Peter und Alexander war von seinen frühmittelalterlichen Anfängen bis zu seiner Auflösung im Jahr 1802 eng mit den Mainzer Erzbischöfen verbunden. In der Stadt Aschaffenburg bildeten die oft adligen Stiftsgeistlichen einen eigenen Machtfaktor neben der Bürgerschaft sowie den Vertretern des Mainzer „Erzstifts“ beziehungsweise den Erzbischöfen. Der stiftische Besitz, zu dem weite Teile des Spessarts gehörten, bildete das territoriale Fundament der über die Jahrhunderte kontinuierlich ausgebauten Mainzer Machtstellung am Untermain. Dieses Territorium, in dem die Mainzer Erzbischöfe weltliche Herrschaftsrechte ausübten, war das sogenannte Mainzer Oberstift mit Aschaffenburg als dessen Zentrum und Nebenresidenz der Erzbischöfe. Es umfasste den Besitz von Kurmainz am Untermain, im Spessart und Odenwald sowie an der Tauber.

Trotz dieser eminenten Bedeutung ist die Erforschung der Historie des Kollegiatstifts unzureichend. Dies mag zum einen daran liegen, dass Aschaffenburg und die umliegende Region im äußersten Nordwesten Bayerns eine quellenmäßig schwierige Situation haben: Erhebliche Teile des alten Kurmainzer Archivs waren zu Beginn der bayerischen Zeit (Übergang an Bayern, 1814) nach Würzburg transferiert worden. Dort standen sicherlich die bischöflich-würzburgischen Archivbestände und -quellen aus regionalgeschichtlich naheliegenden Gründen mehr im Fokus der Geschichtsschreibung beziehungsweise der sie bearbeitenden Archivare. Umgekehrt war (und ist) es wohl sicherlich auch so, dass die rheinland-pfälzische ebenso wie die hessische Mainz-Forschung die in Bayern liegenden Mainzer Archivalien erst sukzessive mehr genutzt haben. Dennoch: Das für die Geschichte der Stadt und des Kollegiatstifts zentrale Stiftsarchiv und die Stiftsbibliothek (im Rahmen der staatlichen Aschaffenburger Hofbibliothek, mit Resten der Bibliothek des Kollegiatstifts, vermengt mit wei-teren historischen Buchbeständen) befinden sich bis heute in der Stadt am bayerischen Untermain.

Mittels Werkzeugen der Digitalisierung, digitalen Katalogisierungen und der Vernetzung mit anderen Archiven und Bibliotheken ist manches möglich, um die Präsenz der früheren geistlichen Gemeinschaft auf dem Aschaffenburger Stiftsberg in der überregionalen Forschung wie regionalen Heimatgeschichte zu steigern. Quellenbasierte Forschungen zur Frühgeschichte und Gründung des Kollegiatstifts sowie umfangreichere digitale Angebote im Portal bavarikon des Freistaats Bayern zeigen, wie historische Forschung, Digitalisierung wertvoller Dokumente und digitale Ausstel-lungen Hand in Hand gehen können.

Mit den Urkunden und Serien an Handschriften, Protokollen und anderen Amtsbüchern konnte das Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg in den letzten Jahren einen wichtigen Teil der Gesamtüberlieferung des historischen Kollegiatstifts digitalisieren. Maßgeblich hierfür waren ... (Joachim Kemper)

Lesen Sie den vollständigen Beitrag in der Ausgabe Mai/Juni von UNSER BAYERN (Bayerische Staatszeitung Nr. 19 vom 12. Mai 2023)

Information: Stadt- und Stiftsarchiv, Wermbachstraße 15, 63739 Aschaffenburg. www.stadtarchiv-aschaffenburg.de

Virtuelle Ausstellung: www.bavarikon.de/macht-und-glaube

 

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