Wirtschaft

Ein Mitarbeiter des Würzburger Druckmaschinenherstellers Koenig & Bauer (KBA) legt Papier in eine Maschine ein. (Foto: dpa)

20.09.2017

Ältester Druckmaschinenhersteller der Welt feiert 200-Jähriges

Koenig & Bauer aus Würzburg musste zuletzt mehrere Krisen überwinden

Lange Zeit sah es gar nicht gut aus für den Würzburger Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer (KBA). Die Medienkrise hatte den nach Umsatz weltweit zweitgrößten Maschinenbauer der Branche schwer gebeutelt. Lange schrieben die Würzburger rote Zahlen. Auch bei der Konkurrenz lief es nicht rund. Um das Ruder herumzureißen, waren tiefe Einschnitte nötig - und mutige Modernisierungen.

Gegründet wurde die älteste Druckmaschinenfabrik der Welt vor 200 Jahren von Friedrich Koenig und Andreas Bauer in Oberzell bei Würzburg. Im August 1817 unterzeichneten sie den Gründungsvertrag für die Schnellpressenfabrik Koenig & Bauer. 1823 wurde eine Berliner Zeitung als erste Publikation von einer Koenig&Bauer-Maschine gedruckt. Das Geschäft lief blendend. Neue Maschinen wurden entwickelt. Der Erfolg der Franken zog seine Kreise: Junge Fachleute verließen das Unternehmen und gründeten eigene Fabriken, darunter auch den aktuellen Weltmarktführer Heidelberger Druck. "So wurde Oberzell zur Wiege des deutschen Druckmaschinenbaus", schreibt KBA heute über die eigene Geschichte.

Soziale Errungenschaften


In diese Zeit fallen auch soziale Errungenschaften wie die eigene Fabrikkrankenkasse und betriebliche Mitbestimmung der Mitarbeiter. Auch eine eigene Fortbildungsschule wurde gegründet. Dinge, die auch heute noch in dem in sechster Generation geführten Familienunternehmen Bestand haben.

Die Ära der Bogen- und Rollendruckmaschinen startete in den 80er Jahren 19. Jahrhunderts und sollte für eine lange Zeit die Geschäfte des Maschinenbauers bestimmen. Mit den Anlagen aus Würzburg wurden weltweit unzählige Zeitungen, Banknoten, Bleche, Plakate und Verpackungen gedruckt und bedruckt. Über die Jahrzehnte wurden die Techniken angepasst, modernisiert, verbessert.

Andere Maschinen gefragt


Doch das digitale und globale Zeitalter veränderte für Koenig & Bauer viel. Auf einmal waren andere Maschinen gefragt. Maschinen, die individueller drucken können, in deutlich geringeren Mengen und trotzdem zu guten Preisen. "Wir haben die Schwere und vor allem die Geschwindigkeit des Wandels unterschätzt", sagte der KBA-Vorstandschef Claus Bolza-Schünemann damals dazu.

Die Druckbranche litt zudem nach der Jahrtausendwende lange unter der Medienkrise und dem damit verbundenen Rückgang beim Bedarf an Druckmaschinen für Zeitungen. KBA und die deutschen Mitbewerber kamen ins Schleudern. Die Gewinne brachen ein. Die frühere Nummer drei, Manroland, schlitterte gar in die Insolvenz.

Kompletter Wandel


Die Branche musste sich komplett wandeln, die Produktpalette anpassen und neue Märkte erobern. Heidelberger Druck sparte sich gesund; KBA kündigte 2013 den "schnellen und radikalen Wandel" an. Und der hat weh getan: Viele Millionen Euro hat er gekostet, Tausende Menschen verloren ihren Arbeitsplatz.

Lautstarke Proteste, Streiks und Arbeitsniederlegungen blieben trotz dieser Dimension aus. "Wir haben alle verstanden, dass wir hier eine Strukturkrise hatten. Uns war klar, dass wir die Arbeitsplätze nicht halten konnten", erinnert sich Walther Mann von der IG Metall in Würzburg. Es sei deshalb vor allem darum gegangen, die Arbeitsplätze sozial verträglich abzubauen. Und das sei gut gelungen. Mittlerweile habe KBA gut in die Zukunft investiert. "Wir haben inzwischen wieder einen Arbeitsplatzaufbau. Und ehemalige Mitarbeiter arbeiten mittlerweile wieder bei KBA."

Neue Geschäftsfelder


KBA konzentriert sich seitdem auf das Geschäft mit Maschinen für den Digital-, Werbe- und Verpackungsdruck. Damit können Dekore und Laminate genauso bedruckt werden wie Hohlkörper aus Glas (z.B. Wodka- oder Parfümflaschen), Blechdosen, Papier und Kunststoff-Verpackungen (z.B. Chipstüten). Zum Programm gehören aber auch nach wie vor auch Druckmaschinen für Bücher, Zeitungen, Magazine und Kataloge.

Das Würzburger Traditionsunternehmen steht wieder gut da - pünktlich zur großen Feier zum 200-jährigen Firmenjubiläum am 21. September. 2016 erwirtschafteten die 5300 Mitarbeiter mit mehr als 82 Millionen Euro den höchsten Gewinn in der 200-jährigen Firmengeschichte.
(Christiane Gläser, dpa)

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