Wirtschaft

Beim sogenannten Platooning fahren Lastwagen in sehr enger Folge. Das spart Sprit und schafft mehr Platz auf der Autobahn. Assistenzsysteme sorgen dafür, dass es zu keinem Auffahrunfall kommt. (Foto: MAN)

22.04.2016

Automatisiertes Fahren im Fokus

Telematik-Kongress 2016 in Nürnberg

Wer kennt das nicht: Man kommt am Flughafen an und verbringt eine Viertelstunde damit, einen Parkplatz zu suchen. Da wäre es doch schön, wenn man am Terminal aussteigen könnte und das Auto sich selbst einen Parkplatz sucht. Am Abend nach der Rückkehr von der Geschäftsreise könnte einen dann das Auto am Terminal wieder abholen.

Diese Vision des autonomen Fahrens wurde unter anderem auf dem Telematik-Kongress 2016 in Nürnberg, der unter der Schirmherrschaft von Bayerns Bau-, Innen- und Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) stattfand, diskutiert. Die ITS Bavaria (Gesellschaft für Verkehrstelematik Bayern – Intelligent Transport Society Bavaria) aus München, das CNA Center for Transportation & Logistics Neuer Adler e. V. aus Nürnberg und der Cluster Bahntechnik in Bayern organisierten den Kongress in der IHK Akademie Mittelfranken in Nürnberg.
Unterstützt wurde er vom bayerischen Verkehrsministerium, vom bayerischen Wirtschaftsministerium, vom Bundesverband Führungskräfte deutscher Bahnen e. V., von der IHK Nürnberg für Mittelfranken, von der Stadt Nürnberg und von Siemens.

Bis 2025 in Bayern 53 Prozent mehr Güterverkehr


Ministerialdirigent Hans-Peter Böhner aus Herrmanns Ressort verwies darauf, dass bis 2025 der Güterverkehr in Bayern um 53 Prozent und der Personenverkehr um 21 Prozent zunehmen werde. Da aber neue Bahn- und Straßenprojekte sehr lange Realisierungszeiten hätten und teilweise am Widerstand der Bevölkerung scheiterten, sei die einzige Möglichkeit, mit dem steigenden Verkehrsaufkommen klarzukommen, eine effizientere Steuerung des Verkehrs mittels digitaler Systeme. Bereits heute biete der Freistaat mit www.bayerninfo.de Echtzeitdaten zu Baustellen, Staus und Straßenssperren. Mit www.bayern-fahrplan.de seien Echtzeitdaten für den Bahnverkehr verfügbar. Diesen Service biete derzeit kein anderes Bundesland.

Ulrich Schaller, Verkehrsreferent der IHK Nürnberg, verwies auf ein Projekt der europäischen Lkw-Hersteller zur Effizienzsteigerung der Transportleistung durch das sogenannte Platooning. Lastwagen fahren dann, elektronisch unterstützt, im Konvoi. Die normalen Abstände von Lkw zu Lkw würden von 50 auf 15 Meter reduziert. Das spare bis zu zehn Prozent Diesel durch den Windschatteneffekt und als 80 Meter langer Verbund sei mehr Platz auf der Autobahn.

Staus verursachen Schäden für die Wirtschaft


Nürnbergs Wirtschaftsreferent Michael Fraas (CSU) betonte, welchen hohen volkswirtschaftlichen Schaden Staus verursachen. So stehe jeder deutsche Autofahrer pro Jahr 65 Stunden im Stau. „Dadurch werden 14 Milliarden Liter Kraftstoff zu viel verbraucht“, so Fraas. Das sei auch ein enormer Schaden für die Umwelt.

In der Podiumsdiskussion des Kongresses unterstrich Holger Last, zuständig für Fahrerassistenzsysteme bei Siemens, dass automatisiertes Fahren „in geschlossenen Systemen“, also bei Bahnen, leichter zu realisieren sei als im normalen Autoverkehr. Darum sollte man sich dem automatisierten Fahren schrittweise annähern, etwa durch Lösungen wie die eingangs beschriebene am Flughafen. Einhellig begrüßten alle Referenten und Podiumsteilnehmer das digitale Testfeld auf der Autobahn A 9 zwischen München und Nürnberg, um das automatisierte Fahren voranzubringen. Dieses Testfeld, obwohl in Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindts (CSU) Heimat angesiedelt, sei offen für sämtliche interessierten Unternehmen aus ganz Deutschland.

Einzig Timo Littke, Chefanalyst der ATS Advanced Telematic Systems GmbH aus Berlin, monierte, dass das digitale Testfeld zwar schön sei, ein autonom fahrendes Auto aber zu jederzeit und überall mit jeder Situation klarkommen müsse – schon allein aus haftungsrechtlichen Gründen. So ein Auto müsse auch dann noch sicher weiterfahren, wenn die Mobilfunkverbindung abreißt oder der Bordcomputer Probleme macht. Nur „Nerds und Early-Adapter“ würden entsprechende Fehler tolerieren.
(Ralph Schweinfurth)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Soll der Numerus clausus für Medizin abgeschafft werden?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.