Wirtschaft

17.06.2011

Bärendienst für die Wirtschaft

Umfassende Änderungen bei der neuen E-Bilanz gefordert

E-Government soll Bürokratie verringern. Doch mit der geplanten Einführung der E-Bilanz drohen der Wirtschaft ab 2012 enorme Kosten und noch mehr Verwaltungsaufwand, rechnet der Steuerausschuss der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim vor. „Dabei versprach die Gesetzesbegründung zur E-Bilanz ursprünglich das Gegenteil“, zeigt sich der Ausschussvorsitzende Lothar Koniarski von der Dr. Vielberth Verwaltungs GmbH auf der jüngsten Sitzung enttäuscht. Der Umstieg von der Papierform auf die elektronische Datenerfassung sollte eigentlich eine schnelle, sichere und kostensparende Bilanzierung ermöglichen. Davon könne bei der jetzt geplanten Form der E-Bilanz keine Rede sein.

Unnötige Kosten


Die mittelständische Wirtschaft in der Region erfüllt das mit Sorge: „Auf uns werden allein bei der Einführung Kosten im höheren fünfstelligen Bereich zukommen“, überschlägt der Geschäftsführer von Seltmann Weiden Josef Kallmeier die erforderlichen Investitionen für neue Software, Mitarbeiterschulungen und Umstellungen in den betroffenen Abteilungen, „denn das Rechnungswesen ist ja zum Beispiel eng mit der IT, Kostenrechnung und Warenwirtschaft verzahnt.“ Die geplante E-Bilanz erweist nicht nur dem traditionsreichen Porzellanhersteller in der nördlichen Oberpfalz einen Bärendienst.
Dass sich das neue System zugunsten der Unternehmen einschleifen werde, wie vom Finanzministerium versprochen, bezweifeln die Unternehmen. Der Aufwand nämlich bei der Bilanzierung steigt: „Kleine Kapitalgesellschaften mit bis zu 50 Beschäftigten haben bisher in ihrer Bilanz 23 Pflichtfelder auszufüllen, künftig sollen es 178 sein“, weiß der Chamer Steuerberater Tobias Bergbauer. Er betreut momentan vier Unternehmen in einer vom Finanzministerium ausgelobten Pilotphase. Das erste Fazit aus der Praxis: „Bei der E-Bilanz müssen im Vergleich zum Papier mehr Informationen in einer nie da gewesenen Gliederungstiefe an das Finanzamt übermittelt werden.“
Die geplante E-Bilanz baut Bürokratie auf und nicht ab. „Gerade Kleine und Mittelständler wird das besonders hart treffen“, sagt Josef Kallmeier von Seltmann. „Natürlich sind wir für eine Digitalisierung der Geschäftsprozesse, allerdings nur wenn uns das die Arbeit erleichtert.“ Der Steuerausschuss der IHK fordert deshalb, auf unnötige Pflichtangaben zu verzichten. „Das ursprüngliche Gesetzesmotto lautete „Elektronik statt Papier“, darauf sollte sich das Finanzministerium besinnen und mit der E-Bilanz nur die technische Abwicklung regeln“, mahnt der Ausschussvorsitzende Koniarski an.

Mehr Bürokratie


Wichtig sei außerdem ein Aufschub der Einführung um ein Jahr auf 2013. Denn noch immer ist nicht bekannt, wie der Kontenrahmen für die E-Bilanz auszusehen hat. Er regelt, wie laut Finanzverwaltung gebucht werden muss und da er erst im November 2011 veröffentlicht wird, haben die Unternehmen kaum Zeit, sich auf die neue Bilanzierung einzustellen. Nur eines ist jetzt schon klar: Es wird aus steuerlichen Gründen aufwändiger gebucht werden müssen, ohne einen zusätzlichen Nutzen für die Firmen. Gesetzesanspruch und Realität klaffen bei der E-Bilanz noch weit auseinander. (BSZ)

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