Wirtschaft

Vorstandschef Andreas Hirschfelder präsentiert die Solarcarports. (Foto: Wraneschitz)

31.10.2025

Batterieteile mit Sonnenstrom herstellen

Ein Unternehmen aus Fürth produziert nicht nur Prägefolien

"Separatorfolien sind das Herzstück moderner Lithium-Ionen-Batterien“, sagt Rainer Süßmann, Geschäftsführer der Horizon-Kurz New Material Technology GmbH aus Fürth. Am Standort der Kurz-Gruppe in Sulzbach-Rosenberg (Oberpfalz) sei das Unternehmen gerade dabei, „eine Produktionslinie für Separatorfolien zu finalisieren“, wie Prokurist Mathias Gruber bestätigt. Ende 2025 soll die Fertigung starten.

Dass Lithium-Ionen-Batterien wesentlich für die Energiewende allgemein und Elektrofahrzeuge im Besonderen sind, ist dagegen allgemein bekannt. Hierzulande werden Li-Ion-Akkus vielfach aus Komponenten zusammengebaut, die aus Ostasien stammen, vor allem aus China. Dafür seien pro Kilowattstunde (kWh) Speicherkapazität etwa 10 Quadratmeter dieser Folie nötig, bei einem heute üblichen 70-kWh-Akku im E-Auto also um die 700 Quadratmeter, rechnet der Prokurist vor.

Wahnsinniger Bedarf

Und deshalb gebe es bei Europas Batterieproduzenten – ob in Deutschland, Frankreich, England –, gerade aber auch in Asien „einen wahnsinnigen Bedarf“. Laut Gruber würden allein in China heute schon jährlich circa 2000 Millionen Quadratmeter dieser 5 bis 15 Mikrometer (µm) dünnen Separatorfolien verbaut; Tendenz: steil nach oben. Mindestens 50 Millionen Quadratmeter wolle Horizon-Kurz künftig jährlich in Sulzbach-Rosenberg produzieren, so Gruber weiter.

Denn mit dünnen Folien im µm-Bereich kennt man sich bei der Kurz-Gruppe aus. Die ist nach eigener Einschätzung „ein führendes Unternehmen der Oberflächenveredelung“ mit 70 Jahren Erfahrung. Deshalb war man „seit 2020 firmenintern dabei, für die Firma den Zugang zu neuen Märkten und Energietechnologien zu suchen“. Mit Horizon, Chinas viertgrößtem Folienhersteller und Beschichter, habe man den passenden Technologiepartner gefunden. Horizon wiederum hatte nach einem Partner gesucht, um mit dem gemeinsam auf den europäischen Markt zu gehen. In dem im Frühjahr gegründeten Joint-Venture Horizon-Kurz lizenzieren die Chinesen ihre Technologie, bieten technologische Unterstützung, stimmen Qualitätskriterien ab und vieles mehr. „Und wir haben den Marktzugang in Europa“ – gerade auch im Automotive-Sektor, beschreibt Mathias Gruber die Kurz-Aufgabe der gemeinsamen Firma.

Jede Menge Know-how

Dabei hat die Kurz-Gruppe beileibe selber jede Menge Know-how. Sehr stark ist sie im Bereich Chemie- und Lackentwicklung, über 90 Prozent der produzierten Materialien werden selber entwickelt. In der Fertigung in Sulzbach-Rosenberg werden täglich zwischen 50 und 80 Tonnen Lacke produziert. Für eine eigene neue Carbon Primer-Chemie (transparenter Lack für Carbon-Untergründe; d. Red.) wird gerade eine Pilotproduktion aufgebaut. Dieser Lack mache zum Beispiel auch Batterien schnellladefähiger und langlebiger, heißt es von Kurz.

Die gesamte Produktion in der Oberpfalz wird im Übrigen schon einige Zeit zu knapp 25 Prozent aus einem insgesamt 8,4 Hektar großen Freiflächen-Solarpark mit 13 Megawatt Leistung mit Strom versorgt. In Planung ist dort zudem gerade „das erste Power-to-Heat-(P2H-)System mit ThermalBattery -Wärmespeichern in Deutschland. Damit sollen Emissionen reduziert und die Nachhaltigkeit in der industriellen Produktion gefördert werden“, verkündete im Frühjahr der P2H-Lieferant Energynest. 

Großer Schritt in Richtung Eigenstromversorgung

Nun hat Kurz auch an der Firmenzentrale in Fürth einen großen Schritt in Richtung Eigenstromversorgung via Photovoltaik gemacht: Der Firmenparkplatz wurde großflächig zum Solarcarport umgestaltet. Weil möglicherweise unter der Teerschicht gefährliche Bomben-Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg schlummern, musste bei der Statik auf Eingriff in den Boden geachtet werden. 

Nun liegen dort auf 100 Kubikmeter Betonfundamenten und 80 Tonnen Stahlgestellen 2962 450-Watt-Module, die mit 14 Wechselrichtern den Strom ins Firmennetz einspeisen. Unter der Solarcarportfläche von 6400 Quadratmeter mit 350 Stellplätzen sind immerhin auch 32 E-Mobil-geeignete Plätze mit Ladestationen für Mitarbeiterfahrzeuge zu finden. 

Mit 1,33 Megawatt sei das „die größte PV-Anlage in Fürth, die nicht auf einer Freifläche errichtet wurde“, lobte Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) bei einem Pressetermin das Engagement der Firmengruppe. Die firmiert als Leonhard-Kurz-Stiftung und habe ohnehin „Nachhaltigkeit tief in unserer Unternehmens-DNA verankert. Diese bestimmt jeden Aspekt unserer Geschäftstätigkeit und Innovation“, wie es Vorstandschef Andreas Hirschfelder kürzlich ausdrückte.

Günstiger Strom

Mit 1,33 MW und ohne Nutzung bestehender Grünflächen hat die mit dem Carport beauftragte Elektrotechnik-Firma die Vorgabe „mindestens 1 MW“ sogar erheblich überschritten. Weil kein öffentliches Netz genutzt, sondern der Strom direkt ins Firmennetz eingespeist wird, werden auch keine Netzgebühren fällig – günstiger Strom also. 

Im Werk selber herrscht grundsätzlich ein höherer Strombedarf, als die PV leisten könne. Vor allem eine kürzlich in Betrieb genommene Recyclinganlage für PET-Schnipsel aus von Kurz an Kunden gelieferten Prägefolien wird so versorgt. 5000 Tonnen jährlich könne die verarbeiten. Und weil die Folienschnipsel sortenrein seien, lässt sich aus dem sogenannten rPET sehr gut etwas Neues, sogar Einfärbbares produzieren.
(Heinz Wraneschitz)

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