Wirtschaft

Eine Auszubildende im Ausbildungszentrum des Autoherstellers BMW in München. (Foto: dpa)

05.10.2016

Beschwerdemanagement für Auszubildende

Überstunden, fehlende Anleitung, Zeit- und Leistungsdruck: In vielen Ausbildungsberufen in Bayern läuft es nach einer DGB-Befragung nicht rund

Nach Klagen über mangelnde Qualität und psychische Belastungen in der Berufsausbildung macht sich der Deutsche Gewerkschaftsbund in Bayern für ein Beschwerdemanagement stark. Jugendliche, die Probleme am Ausbildungsplatz haben, sollen so eine Anlaufstelle bekommen, an die sie sich anonym wenden können, sagte Bayerns DGB-Chef Matthias Jena heute in München. Starten könnte das Beschwerdemanagement, mit dem Bayern eine Vorreiterrolle einnehme, voraussichtlich zum Beginn des nächsten Ausbildungsjahres.

Jena präsentierte den aktuellen DGB-Ausbildungsreport, für den gut 1200 Jugendliche befragt wurden. Zwar zeigten sich demnach drei Viertel der Azubis in Bayern mit ihrer Ausbildung zufrieden oder sehr zufrieden. Bestimmte Berufe wie Einzelhandelskaufleute, medizinische und zahnmedizinische Fachangestellte würden jedoch seit Jahren schlecht bewertet, erklärte Jena. Hier seien Azubis der Befragung zufolge vergleichsweise häufig von langen und ungünstigen Arbeitszeiten, häufigen und zahlreichen Überstunden oder mangelnder Anleitung betroffen.

Die Zufriedenheit mit dem Ausbildungsberuf stehe auch im direkten Zusammenhang mit der Arbeit der Gewerkschaften, meint Jena. Wenn eine Jugend- und Auszubildendenvertretung (33,7 Prozent) oder ein Betriebs- oder Personalrat (27,6 Prozent) in einem Betrieb existiert, seien jeweils mehr als doppelt so viele Auszubildende sehr zufrieden mit ihrer Ausbildung als diejenigen ohne betriebliche Interessensvertretung (13,8 Prozent). Zudem sind laut Jena Auszubildende, die Gewerkschaftsmitglieder sind, deutlich öfter sehr zufrieden oder zufrieden mit ihrer Ausbildung (88,4 Prozent) als solche, die keine sind (72 Prozent). Astrid Backmann, Bezirksjugendsekretärin des DGB Bayern, ergänzte: „Die psychische Belastung im Ausbildungsberuf ist ebenfalls entscheidend für die Zufriedenheit der Auszubildenden. Fast 50 Prozent der befragten Auszubildenden berichten über hohe Belastungen am Arbeitsplatz. Die Arbeitgeber überfordern die jungen Beschäftigten, zum Beispiel durch die Anordnung von arbeitsfremden Tätigkeiten oder Überstunden. Sie unterstützen die Auszubildenden zu wenig in deren Aufgaben. Ein strukturierter betrieblicher Ausbildungsplan würde in diesen Fällen Abhilfe schaffen.“

Die bayerische Wirtschaft hält die Befragung nur für "eingeschränkt aussagefähig"

Bei der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern sieht man keine besondere Häufung von Beschwerden. Angesichts des Fachkräftemangels seien die Unternehmen froh um jede Fachkraft und böten den jungen Leuten auch zunehmend Unterstützungsmöglichkeiten, sofern Defizite bestehen, sagte IHK-Ausbildungsexperte Thomas Kürn. Über das Beschwerdemanagement, an dessen Aufbau auch die Kammern beteiligt sind, solle ein niedrigschwelliges Angebot geschaffen werden, um bei Problemen frühzeitig Unterstützung leisten zu können.

Der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Bertram Brossardt, erklärte, es sei "menschlich verständlich", dass sich Auszubildende durch neue Abläufe, den Lernprozess und die geforderte Disziplin am Arbeitsplatz belastet fühlen könnten. "Ganz allgemein gilt: die Ausbildung in Bayern befindet sich auf einem sehr hohen Niveau und ist ein Erfolgsinstrument, um das man uns weltweit beneidet." Da für die Umfrage lediglich Azubis aus den am stärksten frequentierten Berufen befragt wurden, sei diese nur eingeschränkt aussagefähig. (BSZ/dpa)

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