Wirtschaft

2008 wurde die eigene CambaBrauerei eröffnet, die den Trend der Craft-Biere aufgriff. (Foto: Weindl)

20.04.2018

Bier-Knowhow von Seeon bis nach Samoa

In wenigen Jahren avancierte das Chiemgauer Unternehmen BrauKon zu einem weltweit erfolgreichen Entwickler und Hersteller von Brauanlagen für mittelständische Betriebe

Truchtlaching könnte gut als Kulisse für einen Heimatfilm dienen. Das idyllische Dorf im Landkreis Traunstein liegt nur wenige Kilometer nördlich des Chiemseeufers mit Blick auf die Chiemgauer Berge, mit dem Ufer der Alz als Promenade und einer stattlichen Anzahl von klassisch bayerischen Gasthäusern. Ein Platz, der auch gerne wegen seiner malerischen Ruhe von Urlaubsgästen und betuchten Ruheständlern als Alterssitz frequentiert wird.

Truchtlaching ist aber auch Schauplatz einer ungewöhnlichen Unternehmensgeschichte. Und die begann vor 15 Jahren, als der Braumeister Markus Lohner aus den USA in sein Heimatdorf zurück kam und ein Planungsbüro für Gasthaus-Brauanlagen gründete. Solche relativ kleine Komplettanlagen stießen auf rege Nachfrage, denn Gasthausbrauereien sind wenige Jahre zuvor sehr in Mode gekommen. Es gab also viel zu tun, und Lohner bekam Verstärkung mit den beiden zusätzlichen Gesellschaftern Friedrich Banke und Christian Nuber, beide Braumeister mit Chiemgauer Wurzeln.

Innovative Anlagen für den Mittelstand

Das junge Unternehmen BrauKon hatte seinen Firmensitz direkt am Alzufer außerhalb des Dorfes eingerichtet. Erste Aufträge wie ein 30-Hektoliter-Sudhaus für einen Kunden in USA und eine komplette Brauanlage im Bayerischen Wald kamen bald. Ungewöhnlich war schließlich der Auftrag der Klosterbrauerei Mallersdorf, einem Franziskanerinnenkloster in Niederbayern. „Das hat für Aufsehen gesorgt, dass sich eine als besonders konservativ eingeschätzte Brauerei ein so junges Unternehmen beauftragt“, erinnert sich Christian Nuber. BrauKon spezialisierte sich auf innovative Anlagen für den Mittelstand. Während die Marktführer im Bereich Brauanlagen vorwiegend mit Großbrauereien arbeiteten, sahen die drei Gesellschafter hier ein vielversprechendes Marktsegment. Zumal auch erste Anzeichen darauf hindeuteten, dass der in Nordamerika bereits grassierende Craft-Beer-Boom langsam auf Europa überschwappen sollte. Und das tat er auch. Hinzu kam auch, dass sich nach etlichen Jahren der Krise bei kleinen Brauereien sich die ländlichen Betriebe wieder auf regionale Wurzeln besannen und einheimische Biere dank des allgemein wachsenden Interesses für regionale Produkte wieder mehr in Mode kamen.

2007 sollte schließlich das Geburtsjahr der Camba Brauerei werden. „Zuerst dachten wir daran, in eine größere Fertigungshalle zu investieren, sahen aber mehr Sinn in einer eigenen Brauerei, die auch eine Schulungs- und Vorführanlage sein konnte“, erklärt Christian Nuber. 2008 wurde die eigene Brauerei eröffnet, die den Trend der Craft-Biere aufgriff, was in deutschen Landen noch relativ neu und ungewöhnlich war. Andererseits war die Möglichkeit, Kunden die BrauKon Anlagen vorzuführen, für das Geschäft sehr förderlich.

"Manche Kunden kommen mit dem eigenen Wasser"

„Wir haben Kunden, die mit dem eigenen Wasser kommen und bei uns testweise Bier brauen, um heraus zu finden, wie sich der Geschmack mit einer neuen Anlage entwickelt“, ergänzt Christian Nuber. Craft-Bier hatte den Nebeneffekt, dass man damit den eigenen Kunden nur wenig Konkurrenz machen konnte. Der Name leitete sich von der Bezeichnung Camba für die Back- und Braustuben in den alten Klöstern ab und erinnert auch an die keltische Bezeichnung für die Braupfanne, was gut zum ebenfalls keltischen Ursprung von Truchtlaching passte.  Mit diesem zusätzlichen Angebot wuchs auch das Geschäft von BrauKon weiter. 2014 kam es schließlich zu einer weiteren Expansion und Innovation. In Gundelfingen eröffnete BrauKon eine eigene Brauerei. Gundelfingen wurde eine Gastbrauerei, in der Kunden, Gastronomen genauso wie Privatleute, Bier brauen können, die selbst über keine oder noch keine Anlage verfügen. „Man kann sich dort einmieten, bringt seine eigenen Rohstoffe mit, wird von unserem Braumeister betreut, mit dem man den ersten Sud macht und dann im zweiten Gang schon alleine arbeiten kann“, erklärt Christian Nuber das Prinzip, das vor allem auch für potenzielle Kunden gedacht ist, die noch über keine eigene Anlage verfügen.

Die Geschäfte wurden immer umfangreicher, der Platzbedarf größer. 2016 kam es schließlich zu einem Neubau im benachbarten Seeon. Während in Truchtlaching am alten Standort eine Gastronomie mit Gasthausbrauerei blieb, entstand in Seeon ein Gebäude mit 3000 Quadratmetern Fläche für die Produktion, Verwaltung und für die Brauerei. Dort sind derzeit 105 Mitarbeiter beschäftigt. In Truchtlaching sind es 15. Der Jahresumsatz von BrauKon liegt bei rund 33 Millionen Euro.

Zahlreiche Auszeichnungen

Heute hat BrauKon Referenzen weltweit. Darunter sind kleine Brauereien, mittelständische Betriebe und etliche Großkonzerne wie Paulaner oder Bitburger. Anlagen von BrauKon haben zum Beispiel zahlreiche Brauereien in Europa und Nordamerika. Kunden sind unter anderem eine Isenbeck Brauerei in Argentinien, Redrock Brewing in Südafrika, eine Noosa Brewing in Queensland in Australien oder Taula Beverages in Samoa. Mehr als 30 Braumeister und Ingenieure arbeiten an der Entwicklung kompletter Brauhausanlagen, Systemen der Sudhaus, Hopfen- und Hefetechnologie und an Prozesssystemen. Das Zusammenspiel zwischen den einzelnen Unternehmensteilen, zwischen BrauKon, der Camba Brauerei, der Gastbrauerei in Gundelfingen und dem Tap-House, einer firmeneigenen Craft-Beer-Bar in München, schafft wertvolle Synergieeffekte. Für BrauKon gab es in den letzten Jahren zahlreiche Auszeichnungen. 2009 wurde es als eines der 100 innovativsten Unternehmen im deutschen Mittelstand ausgezeichnet, 2016 als eines der wachstumsstärksten Unternehmen in Bayern und 2017 mit dem Sonderpreis Chiemgauer Panther für eine starke Ausbildung. In der Camba Brauerei ist das Sortiment mittlerweile auf rund 100 Biersorten angewachsen, stehen Raritäten in der Vitrine wie die im Bourbon-Eichenfass gereiften Amber Ale, Cherry Ale und Doppelbock oder ein im Cognacfass gelagertes Imperial Stout. Da kann eine Dreiviertelliter-Flasche schon deutlich über 20 Euro kosten. Aber dieses Bier trinkt man eher wie guten Wein und nicht als profanen Durstlöscher. (Georg Weindl)

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