Wirtschaft

Die gute Geschäftsentwicklung 2012 der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg stellte das Vorstandsteam vor (v. l.): Josef Bittscheidt, Peter Waßmann, Walter Fichtel und Andreas Frühschütz. (Foto: Kreissparkasse)

05.04.2013

Das Für und Wider der Niedrigzinsen

Boomregion beschert der zweitgrößten Sparkasse Bayerns trotz Euro-Schuldenkrise einen höheren Gewinn

Obwohl 2012 für Europa wieder ein schwieriges Jahr war, hat es die Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg geschafft, ihr Betriebsergebnis weiter zu steigern und ihre Ziele, nämlich den Ausbau der Marktstellung und die Stärkung des Eigenkapitals, zu erreichen. Geholfen hat dabei zweifellos, dass das Institut in der Metropolregion München und damit in der wirtschaftsstärksten Region der Bundesrepublik tätig ist. Nimmt man das Kundengeschäftsvolumen, also die Summe aus Einlagen, Krediten und betreutem Depotvolumen, als Maßstab, liegt die Kreissparkasse hinter der Stadtsparkasse München auf Rang zwei der bayerischen Sparkassen und gehört zu den zehn größten Sparkassen Deutschlands. „Kundenkreditvolumen“, erläuterte Vorstandsvorsitzender Josef Bittscheidt in der Bilanzpressekonferenz, „ist der einzig vernünftige Vergleichsmaßstab, denn die Bilanzsumme zum Beispiel kann man jederzeit ohne Schwierigkeiten aufblähen.“ Die Kreissparkasse ist mit ihrem Geschäftsjahr 2012 sehr zufrieden.
Der Euro wird gerettet
Im laufenden Jahr werde es ähnlich bewegt weitergehen wie 2012, ist Bittscheidt überzeugt. Und das werde auch nicht völlig spurlos an der Kreissparkasse vorübergehen. Dennoch gibt sich der Vorstand des Instituts insgesamt zuversichtlich. Der Euro werde gerettet werden, allerdings werde man nie genau sagen können, wer am Ende Gewinner und Verlierer war. Wie widersprüchlich die Auswirkungen der gegenwärtigen Entwicklung mit ihren Aufs und Abs der Euroschuldenkrise seien, lasse sich gut an den historisch niedrigen Zinsen zeigen, für die durch ihre expansive Geldpolitik die Europäischen Zentralbank (EZB) verantwortlich sei. Der negative Realzins – die Habenzinsen liegen unter der sehr moderaten Inflationsrate – zehre einerseits am Geldvermögen der Bürger und belaste deren private Altersvorsorge. Andererseits entlaste das niedrige Zinsniveau den größten Schuldner, nämlich die öffentlichen Haushalte und damit letztlich die Bürger. Auch ermögliche die aktuelle Zinssituation vielen Bürgern die Finanzierung einer eigenen Wohnimmobilie, was Wachstumsimpulse in der Bauwirtschaft auslöse, Arbeitsplätze schaffe, damit die Sozialsysteme entlaste und das Steueraufkommen erhöhe.
Zwar stärke die Schwäche des Euro die exportorientierte deutsche Wirtschaft, aber wenn die EU keine dauerhafte Transfergemeinschaft sein solle, dann sei die konsequente Umsetzung einschneidender Sparmaßnahmen in den nationalen Haushalten erforderlich. Dies werde aber nicht ohne Rückkoppelung auf die deutsche Wirtschaft bleiben, weil die Einsparungen zu Lasten der Nachfrage gingen. Die Haushaltsdisziplin werde das Vertrauen des Marktes in den Euro und damit in dessen Kurs wieder stärken, was aber die währungsindizierten Wettbewerbsvorteile wieder schmelzen lasse. Im Jahresverlauf 2012 habe sich die Konjunktur deutliche rückläufig entwickelt. Das aber bilde sich in den Regionen sehr differenziert ab. Bayern und insbesondere Oberbayern mit der Metropolregion München zählten auch 2012 zu den wirtschaftsstärksten Gebieten der Bundesrepublik. Der Abstand zum Rest der Republik habe sich eher vergrößert. Insgesamt drifteten die Regionen in Deutschland auseinander. Der GfK-Kaufkraftindex liege in Oberbayern jetzt um 23 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Spitzenwerte erreichten die Stadt München sowie die Landkreise München, Starnberg und Ebersberg, „also unser satzungsrechtlich definiertes Geschäftsgebiet“, stellte Bittscheidt fest. Während die Arbeitslosenquote bundesweit bei 6,7 Prozent verharre, herrsche in den drei genannten Landkreisen praktisch Vollbeschäftigung.
Kommunen profitieren
In diesem konkurrenzlos günstigen Umfeld hat die Kreissparkasse „erfreulich“ abgeschnitten. Die Bilanzsumme stieg auf knapp über 10 Milliarden Euro, das Bittscheidt wichtigere Kundengeschäftsvolumen legte um 800 Millionen auf 16,6 Milliarden Euro zu. Dabei wuchsen die Kundeneinlagen um 220 Millionen auf 8,2 Milliarden Euro, und die Kredite an die Kunden um 400 Millionen auf rund 6,6 Milliarden Euro. In den Depots der Kunden wurde ein Wertpapiervermögen von zirka 1,9 Milliarden Euro betreut. Von den Krediten gingen 2,3 Milliarden Euro an Privatpersonen, 3,7 Milliarden an mittelständische Unternehmen in der Region, aber nahezu unverändert nur 164 Millionen an öffentliche Haushalte wie zum Beispiel Kommunen, die andererseits aber 762 Millionen Euro (+ 16,9 Prozent) an Einlagen aufbrachten. Hier zeige sich, dass viele Kommunen von einer positiven Entwicklung der Steuereinnahmen profitierten und Investitionen aus ihren Rücklagen finanzieren konnten.
Die Anleger hielten sich mit Wertpapiergeschäften weiter zurück. Der Anlagehorizont sei nach wie vor kurzfristig ausgerichtet, vor allem auf Geldmarkt- und Sichteinlagen. Bei den Krediten waren besonders stark Immobilienkredite gefragt, denn München ist nach wie vor Deutschlands attraktivster Immobilienstandort.
Anzeichen für eine Krise kann die Kreissparkasse in ihrem Ge-schäftsgebiet nicht erkennen. Im größeren Blickfeld geht sie davon aus, dass die Notenbank ihren Leitzins von derzeit 0,75 Prozent zumindest bis Ende 2014 beibehält, sodass die Niedrigzins-Phase weiter anhält. (Hans-Gerd Heine)

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