Die Bayerischen Staatsforsten haben auf ihrer Bilanzpressekonferenz in München für das Geschäftsjahr 2023 (1. Juli 2022 bis 30. Juni 2023) ein positives Resümee gezogen: Vor dem Hintergrund großer Herausforderungen wie dem Klimawandel, einer schwachen Baukonjunktur, Inflation sowie der Energiekrise schreibt das Unternehmen das zweite Jahr in Folge wieder schwarze Zahlen. Zeit zum Ausruhen bleibt allerdings nicht: Neue gesellschaftliche Aufgaben, wie der Ausbau der erneuerbaren Energien mit neuen Windenergieanlagen im Staatswald, müssen mit aller Kraft angepackt werden. Und auch die Borkenkäferschäden sind im abgelaufenen Geschäftsjahr wieder angestiegen.
„Wir sind sehr stolz darauf, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bayerischen Staatsforsten Herausforderungen wie Trockenheit, Borkenkäfer und eine nachlassenden Konjunkturlage gemeistert haben. Mit viel Kraft und Engagement arbeiten sie konsequent am Aufbau und Erhalt klimastabiler Wälder. Außerdem einen Gewinn von 68,4 Millionen Euro zu erwirtschaften, ist stark“, erklärte Forstministerin Michaela Kaniber, die gleichzeitig auch Aufsichtsratsvorsitzende der Bayerischen Staatsforsten ist. Auch in diesem Jahr werde der Gewinn wieder komplett in das Unternehmen reinvestiert.
Positiver Holzmarkt
Die Hauptursache für die starke Ergebnisverbesserung liegt laut Martin Neumeyer, Vorstandsvorsitzender der Bayerischen Staatsforsten, im Holzumsatzwachstum. „Der Holzmarkt entwickelte sich über das Geschäftsjahr 2023 trotz hoher Unsicherheiten positiver als in den Prognosen vorhergesagt. Der durchschnittliche Verkaufspreis stieg im Laufe des Geschäftsjahres auf Rekordniveau. Der Holzverkauf lag mit 4,7 Millionen Festmetern (fm) 400.000 Festmeter über dem Wert des Vorjahrs.“ Gute Preise und eine höhere Nachfrage nach Holz – das sei die Erfolgsformel des letzten Geschäftsjahrs gewesen, so Neumeyer.
Im Verlauf des aktuellen Jahres zeigten sich allerdings erste Zeichen, dass die positive Entwicklung vorerst gestoppt ist: Die Schnittholzpreise verzeichneten über die Wintermonate einen fallenden Kurs. Mit dem Kalenderjahreswechsel nahm die allgemeine Nachfrage am Holzmarkt bis zum Ende des Geschäftsjahrs kontinuierlich ab. Gründe dafür waren laut Neumeyer die hohe Inflation, das steigende Zinsniveau und die rückläufige Baukonjunktur.
Neben dem Holzgeschäft wird der Ausbau der Windenergie im Staatswald zu einem wichtigen Aufgabenfeld. Als Unternehmen mit einer großen Flächenverantwortung wollen die Bayerischen Staatsforsten dem gesellschaftlichen Bedürfnis nach regenerativen Energieformen wie beispielsweise für die Stromerzeugung aus Windkraft gerecht werden.
„Durch den Ausbau der Windkraft leistet das Unternehmen einen wichtigen Beitrag für die Energiewende in Bayern. Zusätzlich zu den bestehenden 101 Windrädern schließen beziehungsweise haben die Bayerischen Staatsforsten für über 150 neue Anlagen sogenannte Standortsicherungsverträge abgeschlossen. Sie binden die Kommunen und die Bürgerinnen und Bürger vor Ort dabei eng ein. Gemeinsam mit ihnen gehen die Bayerischen Staatsforsten mit voller Kraft in eine grüne Zukunft mit sauberer Energie für die Region“, so Kaniber.
Neumeyer sieht im Ausbau der Windenergie im Staatswald einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele für eine nachhaltige und eigenständige Energieversorgung. Das Ziel der Initiierung von mindestens 100 neuen Windenergieanlagen im Staatswald, das politisch im letzten Jahr formuliert wurde, habe man in sehr kurzer Zeit erreicht. „Die Energiewende in Bayern findet im Staatswald statt“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Bayerischen Staatsforsten. Für 450 bis 500 Windenergieanlagen sieht Neumeyer Potenzial im Staatsforst. Der Eingriff in das Ökosystem Wald wird dabei äußerst waldschonend erfolgen, betonte der Vorstandsvorsitzende.
Klimafeste Zukunftsbäume
Die derzeitige Geschwindigkeit des Klimawandels überfordert nach Ansicht der Ministerin die natürliche Anpassungsfähigkeit der Wälder. Eine aktive Waldpflege und -bewirtschaftung sowie zusätzliche Pflanzungen seien daher dringend notwendig, wenn größere Schadflächensituationen mit all ihren negativen Auswirkungen für das Ökosystem Wald verhindert werden sollen. „Der Umbau des Staatswalds hin zum Klimawald steht für uns weiter an erster Stelle. Hier liegen die Staatsforsten voll im Plan: Mehr als 17 Millionen klimafeste Zukunftsbäume haben sie seit dem Startschuss des 30-Millionen-Bäume-Programm gepflanzt.“ Der Waldumbau laufe auf Hochtouren, betonte Kaniber.
Die Geschwindigkeit des Klimawandels habe sich im abgelaufenen Geschäftsjahr auch auf die Borkenkäferausbreitung ausgewirkt. „Insbesondere die Trockenheit und die damit einhergehenden Folgen führten im Geschäftsjahr 2023 zu insgesamt 1,8 Millionen Festmetern Schadholz. Knapp 80 Prozent davon entfielen auf Schäden durch Borkenkäfer. Damit hat sich der Anfall im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt“, erklärte Reinhardt Neft, Vorstand der Bayerischen Staatsforsten. Der Hotspot des Borkenkäferbefalls in Bayern ist wie auch in den Jahren zuvor der Frankenwald. Aber auch andere Regionen im Nordosten und Nordwesten des Freistaats seien dieses Jahr stärker betroffen.
„Die Bayerischen Staatsforsten stemmen sich mit aller Macht gegen die massenhafte Ausbreitung des Borkenkäfers. Allein im Geschäftsjahr 2023 haben unsere Beschäftigten über 220 000 Stunden in die Borkenkäfersuche investiert – die Stunden mussten im Vergleich zu den Vorjahren noch mal signifikant erhöht werden. Durch ihr Engagement konnten größere Kahlflächen im Staatswald verhindert werden“, betonten Neft und die Ministerin.
Die Finanzlage der Bayerischen Staatsforsten hat sich nach den Krisenjahren 2018 bis 2021 erholt und stellt sich wieder deutlich positiver dar. Es wurde im Geschäftsjahr 2023 ein im Vergleich zum Geschäftsjahr 2022 um 25,4 Prozent deutlich gesteigerter Umsatz in Höhe von 510,7 Millionen Euro (Vorjahr: 407,3 Millionen Euro) und ein Jahresüberschuss von 68,4 Millionen Euro (2022: 5,3 Millionen Euro) erzielt, so Manfred Kröninger, Vorstand der Bayerischen Staatsforsten.
Die starke Nachfrage nach dem Rohstoff Holz, die somit hohen Holzpreise sowie die strikte Ausgabendisziplin der Forstbetriebe und die Fokussierung auf das Kerngeschäft waren hauptsächlich für das gute Ergebnis verantwortlich. „Wir konnten durch das gute Ergebnis Liquiditätsreserven von 138 Millionen Euro aufbauen und können auch in den im vergangenen Jahr ins Leben gerufenen Klimawaldfonds weitere 50 Millionen Euro einzahlen. Aktuell ist er bereits mit 70 Millionen Euro gefüllt. Die Finanzmittel des Klimawaldfonds sind für die Finanzierung der Waldbewirtschaftung im Krisenfall vorgesehen“, betonte Kröninger.
Hohe Borkenkäferzahlen
Die positive Ergebnisentwicklung der letzten beiden Geschäftsjahre ist laut Finanzvorstand Kröninger allerdings bereits gebremst worden. Zu schwächeren Absatzmöglichkeiten würden hohe Borkenkäferzahlen und inflationsbedingte Kostensteigerungen beispielsweise bei den Unternehmern für die Holzernte sowie tarifbedingte beim Personal hinzukommen. „Wir müssen diesen vielschichtigen Entwicklungen entgegensteuern und viel flexibler agieren als in den letzten Jahren. Klimawaldfonds und Diversifizierung – beispielsweise über den Ausbau von erneuerbaren Energien – sind zwei unserer Reaktionen. Zudem müssen wir an unseren Strukturen und Prozessen arbeiten, die größtenteils noch darauf ausgerichtet sind, Forstwirtschaft in sogenannten Normaljahren umzusetzen – als Schadereignisse noch zu den Sondersituationen gehörten.“ Zentral dabei sei der Produktions- und Holzvertriebsprozess sowie das Krisen- beziehungsweise Borkenkäfermanagement.
Die Bayerischen Staatsforsten haben deshalb zum 1. April 2023 eine neue Unternehmenseinheit gegründet, um sämtliche Produktionsthemen insbesondere in Krisenfällen zu bündeln, die Holzaufarbeitung forstbetriebsübergreifend auszurichten sowie situationsangepasst und schnell steuern zu können. (Friedrich H. Hettler)
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