Wirtschaft

Blick auf den Nürnberger Hafen aus der Luft: Tag für Tag arbeiten dort mehr als 6700 Menschen in den verschiedensten Bereichen rund um den Güterumschlag, Logistik, Transport, Recycling und sämtlichen logistikaffinen Dienstleistungen. (Foto: dpa/Heiko Becker)

10.10.2025

Den Verfall stoppen: Wasserstraßen und Häfen sind unterfinanziert

Trotz der bekannten Unterfinanzierung wurden Wasserstraßen und Häfen nicht im Sondervermögen des Bundes berücksichtigt

Ohne verlässliche Wasserstraßen- und Hafeninfrastrukturen ist die Resilienz der Lieferketten, Energieimporte und militärischen Logistik gefährdet. Darum muss nach Berechnungen des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie die Bundesregierung bis 2029 in die Wasserstraßeninfrastruktur 7 Milliarden Euro investieren. Mit dieser Summe könne lediglich der Substanzverlust an den Wasserstraßen gestoppt und wirksame Impulse zur Bewältigung des Sanierungsstaus gesetzt werden.

Da allein die zu erwartenden Preissteigerungen für den Erhalt der Wasserstraßeninfrastruktur bis 2029 etwa 2,5 Milliarden Euro betragen, schreitet der Verfall der teilweisen sogar kritischen Infrastruktur unvermindert weiter, wenn der Bund nicht endlich in die Wasserstraßen investiert, mahnt die Bauindustrie. Vor diesem Hintergrund sei es völlig unverständlich, dass die Wasserstraßeninfrastruktur keinen Cent aus dem Sondervermögen des Bundes erhalten soll. In den nächsten Jahren plane das Bundesverkehrsministerium sogar zurückgehende Investitionen in diesen Verkehrsträger.

Bernreiter: Bund muss richtige Entscheidungen treffen

„Die Wasserstraßen sind ein wichtiger Teil der deutschen Verkehrsinfrastruktur. Genau wie bei Schiene und Straße gilt: Die Wirtschaft aber auch alle Bürgerinnen und Bürger sind auf eine funktionstüchtige Infrastruktur angewiesen. Wir können es uns nicht erlauben, hier nicht angemessen zu investieren“, sagt Bayerns Bau- und Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) der Staatszeitung. Mit dem Sondervermögen habe der Bund die nötigen finanziellen Spielräume und müsse jetzt die richtigen Entscheidungen treffen.

„Die Fehler der Vergangenheit sollten nicht wiederholt werden. Es sollte nicht riskiert werden, dass es wie bei Schiene und Straße auch bei der Wasserstraße zu einem nicht zu bewältigenden Sanierungsstau kommt“, sagt Joachim Zimmermann, Geschäftsführer der Bayernhafen GmbH & Co. KG mit Sitz in Regensburg und Präsident des Bundesverbands Öffentlicher Binnenhäfen (BÖB). Häfen gewährleisten ihm zufolge mit ihrer Schnittstellenfunktion eine effiziente Verknüpfung von Schiff, Bahn und Lkw und ermöglichen so nachhaltige Logistikketten für eine zuverlässige Versorgung. „Voraussetzung ist eine funktionierende und leistungsfähige Infrastruktur im Verkehrsnetz. Statt einer Inselbetrachtung braucht es ein ganzheitliches Verkehrskonzept“, so Zimmermann.

Allein im Jahr 2024 wurden an den sechs Standorten (Aschaffenburg, Bamberg, Nürnberg, Roth, Regensburg und Passau) der Bayernhafen-Gruppe rund 8,17 Millionen Tonnen Güter per Schiff und Bahn umgeschlagen. Das waren zwar 0,8 Prozent weniger als im Vorjahr 2023. Aber insgesamt konnten rund 475.000 Lkw-Fahrten durch die Verlagerung von Langstreckenverkehren auf die umweltfreundlicheren Verkehrsträger Schiff und Bahn eingespart werden.

Sieben Millionen Lkw-Fahrten vermieden

Betrachtet man ganz Deutschland, so wurden allein im Jahr 2024 insgesamt 174 Millionen Tonnen Güter über Binnenwasserstraßen befördert. Dafür wären auf der Straße sieben Millionen Lkw-Fahrten nötig gewesen. Durch ein Motorschiff können bis zu 150 Lkw-Ladungen transportiert werden. Laut Bauindustrie werden im Zuge der Energiewende und der industriellen Transformation große Mengen an Energie-Transporten und Gasen auf sichere, klimafreundliche Transportwege angewiesen sein. Die Wasserstraße habe als einziger Verkehrsträger in Deutschland noch freie Kapazitäten und ist ausgesprochen klimafreundlich.

Der Kritik des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie an der Bundesregierung schlossen sich in einer gemeinsamen Erklärung auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), der Bundesverband öffentlicher Binnenhäfen (BÖB) und der Zentralverband der Deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) an.
(Ralph Schweinfurth)

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