Wirtschaft

Bei der Paketzustellung durch Kurierdienste kann man so manche Überraschung erleben. (Foto: dpa)

19.07.2018

Der Online-Alptraum

Immer häufiger klappt die Zustellung von Päckchen nicht – das liegt auch am Preisdruck. Was tun?

Online-Shopping wird immer beliebter. Und immer nerviger. Denn zunehmend kommt das dringend benötigte Päckchen beschädigt oder gar nicht an. Die Sendungsverfolgung via Internet hilft auch nicht immer weiter: So gab ein Zusteller in Baden-Württemberg das Paket kürzlich beim Nachbarn ab. Auf die Benachrichtigungskarte an den eigentlichen Empfänger schrieb er den vermeintlichen Namen des Nachbarn: „Keine Werbung“.

Fakt ist: Mangelnde Deutschkenntnisse der Paketzusteller sind an der Tagesordnung. „Das liegt am extremen Preisdruck in der Branche“, sagt David Merck, Fachbereichsleiter Postdienste, Speditionen und Logistik bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi (Landesbezirk Bayern), der Staatszeitung. Vor allem Menschen aus Osteuropa heuerten bei den Paketdiensten oder deren Subunternehmen an. Gerade bei diesen Nachunternehmern aber gebe es kaum Bezahlung nach Tarif. Am schlimmsten ist es laut Merck bei Hermes. UPS und TNT dagegen zahlten die besten Löhne.

Aussicht auf Besserung gibt es nicht – im Gegenteil. Die Branche boomt. Allein 2017 wurden in Deutschland 3,35 Millionen Paketsendungen zugestellt – sechs Prozent mehr als 2016. So bekam 2017 jeder Haushalt 41 Pakete, 2016 waren es noch 38 Sendungen. Und 2018 soll diese Zahl laut Prognose des Bundesverbands Paket- und Expresslogistik (BIEK) auf 44 steigen. All das muss bis an die Haustür, die Firmenadresse oder zum Paketshop gebracht werden.

Effizienter werden


Dies effizienter zu machen und die weiter steigenden Sendungsmengen zu bewältigen, ist das Ziel der Paketdienste wie DHL (40 bis 50 Prozent Marktanteil), Hermes (20 bis 24 Prozent Marktanteil), DPD (10 bis 14 Prozent Marktanteil), UPS (8 bis 10 Prozent Marktanteil), GLS (6 bis 7,5 Prozent Marktanteil) oder TNT (unter 5 Prozent Marktanteil).

Amazon zum Beispiel setzt wie die Deutsche Post auf Packstationen, an denen man sich seine Sendung abholen kann. 350 davon will der Online-Versender in Deutschland etablieren. „Die letzte Meile ist die teuerste“, sagt ein Amazon-Sprecher. Deshalb sei man bemüht, den Kunden bereits beim ersten Mal anzutreffen. Amazon nutzt zur Auslieferung DHL und Hermes. Allerdings zahlt Amazon nur zwischen zwei und drei Euro je Paketkarton für die Haustürzustellung. Das führte bei DHL 2017 zu einem Gewinneinbruch und bei Hermes zu einem Minus.

Aber auch Privatleute, die mit ihrem eigenen Auto Pakete ausfahren, kommen bei Amazon zum Einsatz. Man kann sich dort anmelden und, wenn man gerade frei hat, Sendungen zum Kunden bringen. Amazon bietet das in 13 von 14 Metropolregionen Deutschlands an.

Damit sich die Lieferbedingungen im Online-Handel signifikant verbessern, müssten alle Fahrer besser qualifiziert werden, etwa über Sprachkurse. Die Gewerkschaft Verdi wünscht sich eine bessere Bezahlung. Um schwarze Schafe unter den Subunternehmern zu finden, die ihre Kuriere unter Mindestlohnniveau bezahlen, müsste der Zoll, wie am Bau bereits üblich, unangemeldete Kontrollen durchführen. Jede dieser Maßnahmen würde den Online-Handel verteuern – aber zuverlässiger und fairer machen.
(Ralph Schweinfurth)

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