Wirtschaft

Der Firmensitz der Wolf GmbH in Mainburg. (Foto: Wolf)

14.12.2012

„Die Politiker sollen sich endlich einigen“

Die Politik macht zu viel und zu unkoordiniert“, sagt Bernhard Steppe, Sprecher der Geschäftsleitung der Wolf GmbH aus Mainburg (Landkreis Kelheim) zur Staatszeitung. Es fehle an Kontinuität und langfristig angelegten Strategien, eindeutigen Direktiven und Abschreibungsmöglichkeiten für die Sanierung von veralteten Heiz-, Klima- und Lüftungsanlagen im Gebäudebestand.
Das Unternehmen mit weltweit über 1600 Mitarbeiter, die pro Jahr rund 320 Million Euro (2012) erwirtschaften, ist Süddeutschlands Platzhirsch in Sachen Heiz- und Klimatechnik. Gute Auftragslage
Über 40.000 Klima- und Lüftungsgeräte herund 250.000 Heizprodukte stellt Wolf im Jahr her. Abnehmer sind Großhändler in Deutschland und weltweit Partner in über 50 Ländern , die wiederum die Systeme an das Fachhandwerk vertreiben. Planer, Anlagenbauer und Investoren vergeben die Aufträge und sorgen somit für eine derzeit gute Auftragslage bei Wolf.
Bernhard Steppe wünscht sich von der großen Politik mehr Sicherheit: „Ein Planungshorizont von mindestens fünf Jahren wäre schon sehr hilfreich. Nicht nur für uns, sondern für alle Unternehmen unserer Branche.“ Er stellt fest, dass die Endverbraucher zusehends verwirrt sind und deshalb abwarten. Dabei wäre jetzt angesichts der niedrigen Zinsen der ideale Zeitpunkt, die alte Heizanlage im Keller zu modernisieren. „Eine neue Heizung ist eine sicherere Anlage als in Gold und für die nächsten 15 bis 20 Jahre hat man dann wieder Ruhe im Heizungskeller“, erläutert Steppe. Und nach rund sieben Jahren würde sich eine neue Heizung amortisieren. „Aber für unsere Produkte interessiert man sich höchstens zweimal im Leben. Einmal wenn man ein neues Haus baut und eine Heizanlage braucht und dann wenn sie kaputt ist“, erläutert der Wolf-Geschäftsführer. Und zusätzlich seien die Verbraucher vom Förderdschungel verwirrt. „Doch auf unserer Homepage haben wir einen Link zu einer Förderdatenbank, die permanent aktuell gehalten wird.“ Dort könne sich jeder Deutsche für seinen Wohnort die individuellen Förderprogramme bestehend aus Bundes-, Landes- und Kommunalmitteln zusammenstellen.
Im Zuge der Energiewende wäre es laut Steppe wünschenswert, wenn die Politik sich endlich auf einfach abrufbare Förderungen für Energieeinsparmaßnahmen einigen könnte. Denn dadurch würde man sich einen Großteil der Energieerzeugung einfach sparen. Doch bis heute gebe es keine verbraucherfreundlichen Lösungen. „In Österreich zum Beispiel hat ein großer Öl-Konzern einfach pauschal 3000 Euro für den Tausch eines alten gegen einen neuen Heizkessel gegeben“, so Steppe. Der Erfolg war durchschlagend. Hierzulande könnte man die Handwerkerrechnung für die Heizungsmodernisierung gegen die Einkommensteuer laufen lassen und schon hätte man eine prima Förderung, schlägt Steppe vor.
Von dieser Art Konjunkturprogramm hätte der Staat auch etwas, denn es würden Arbeitsplätze in Industrie und Handwerk gesichert. Dies wiederum führe dazu, dass über Gewerbe-, Körperschafts- und Einkommensteuer Bund, Land und Kommunen von dem Programm profitierten.
Ein schlafender Riese
„Der Wärmemarkt ist ein schlafender Riese“, betont Steppe. In Deutschland gebe es schätzungsweise 20 Millionen Heizungen für die rund 82 Millionen Einwohner. Nur 3 Millionen dieser Heizungen würden sich auf dem Stand neuster hocheffizienter Energiespartechnik befinden. „17 Millionen Heizungen haben ein Anlagenalter von über 26 Jahren“, erläutert der Wolf-Geschäftsführer. Laut Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie BDH werden pro Jahr hierzulande zwischen 550.000 und 650.000 Heizungen verkauft. Teile man nun die 17 Millionen alten Heizungen durch diese Verkaufszahlen, wäre man erst in 34 Jahren mit der kompletten Modernisierung durch. „Und dann kann man schon wieder von vorn anfangen, weil es inzwischen garantiert wieder einen oder mehrere Technolgiesprünge geben wird“, so Steppe.
Er räumt auch mit einem Vorurteil auf. Denn viele Menschen dächten, dass eine Erneuerung der Heizanlage ein riesiger Aufwand sei. „Heute kann man das ganze innerhalb eines Tages realisieren, wenn man es ordentlich durchplant“, betont Steppe. Somit könne man den Heizungstausch auch in der kalten Jahreszeit durchführen. Denn die Räume seien morgens noch warm und könnten abends, wenn die neue Heizung installiert ist, wieder auf Wohlfühltemperatur gebracht werden. „Und eine neue Heizung bringt mindestens 30 Prozent Energieeinsparung“, hebt Steppe hervor.
Dieser Wert sollte eigentlich jeden Verantwortlichen in Hotellerie und Gastronomie überzeugen. „Denn dort rechnen sich die Energieeinspareffekte sofort. Schließlich verbrauchen die von Gästen genutzten Wellness-Bereiche enorm viel Energie“, so Steppe.
Damit die neuen Heizanlagen auch immer für die entsprechenden Einsparpotenziale sorgen können, appelliert Steppe an die Endkunden, beim Einbau einen Wartungsvertrag mit dem Installationsbetrieb abzuschließen. Denn nur so sei gewährleistet, dass die Geräte optimal laufen.
„Fabrik des Jahres“
„Viele Menschen denken, dass das der Kaminkehrer macht. Doch der überprüft lediglich die Abgaswerte“, erläutert Steppe. Damit ein Maximum an Energieeinsparung erfolgen kann, müssen die Geräte regelmäßig von einem Fachmann überprüft und gegebenenfalls nachjustiert werden. Und weil Wolf mit seinen Heiz-, Klima-, Lüftungs- und Solarsystemen so erfolgreich ist und so hohe Qualität liefert, wurde das Unternehmen in Mainburg im vergangenen Jahr in der Kategorie „Hervorragende Montage“ neben Infineon in München und dem VW Werk in Leipzig zur „Fabrik des Jahres“ gekürt.
(Ralph Schweinfurth)

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