Wirtschaft

Trassenvarianten für die geplante Donau-Moldau-Bahn zwischen Regensburg und Pilsen. (Foto: obx)

11.02.2014

Donau-Moldau-Bahn auf dem Abstellgleis

Politiker sahen beste Zukunftschancen für das Schienenprojekt quer durch Ostbayern - heute herrscht Funkstille

Wer heute von München ins weniger als 400 Kilometer entfernte Prag fahren will, braucht mit dem Regionalzug ohne Umsteigen derzeit rund sechs Stunden. Immerhin noch viereinhalb Stunden dauert es mit dem Bus. Anfang April 2009 unterschrieben die Verkehrsminister Tschechiens und Bayerns, sowie die Bezirke Pilsen, Südböhmen, Oberpfalz und Niederbayern deshalb ein Memorandum zum Bau der Donau-Moldau-Bahn. Das Projekt, mit 1,5 Milliarden Euro veranschlagt, könnte die Fahrzeit zwischen den beiden Metropolen auf rund 3,5 Stunden fast halbieren und die Region Zentraleuropa zusammenwachsen lassen. Vor genau zehn Jahren wurde mit großem Aufwand eine Machbarkeitsstudie zum Bau der Donau-Moldau-Bahn erarbeitet. Mit positivem Ergebnis. Wie stehen die Chancen auf die Realisierung des Projekts? Ziel der Donau-Moldau-Bahn wäre es, die Großstädte München, Regensburg, Pilsen und Prag sowie die Regionalzentren Landshut und Cham im Personenfernverkehr wie auch  im Güter- aber auch Regionalverkehr besser miteinander zu verbinden. Die Donau-Moldau-Bahn soll nicht nur das Zugtempo erhöhen, sondern auch die Strecke um 60 Kilometer verkürzen. Derzeit müssen die Züge auf einem nahezu 200 Kilometer langen Mittelstück in Ostbayern auf einer völlig veralteten Strecke im gefühlten Schneckentempo rollen.
Initiativen zum Bau dieser "Donau-Moldau-Bahn" gibt es seit Jahren. Versprechen von Politikern ebenfalls: "Ich werde alles dafür tun, das Projekt einer zweigleisig ausgebauten und elektrifizierten Donau-Moldau-Bahn voranzubringen", tönte etwa lautstark der frühere Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) anlässlich der Jubiläumsfeier "150 Jahre Bahnverbindung Bayern-Böhmen" noch 2012. 1997 hatte bereits die Tschechische Staatsbahn eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Das Projekt der Bahnverbindung München-Prag war sogar Bestandteil des  Koalitionsvertrags der Bayerischen Staatsregierung zwischen CSU und FDP von 2008. Der ist mit den letzten Landtagswahlen hinfällig geworden. 2012 veranlassten dann acht Städte und Landkreise, unter ihnen die Städte Regensburg, Landshut und Pilsen eine weitere Machbarkeitsstudie. Die Gesamtkosten für das Projekt wurden von den Gutachtern auf rund 1,46 Milliarden Euro kalkuliert, davon entfallen auf das deutsche Gebiet rund 780 Millionen Euro und auf das tschechische Gebiet rund 680 Millionen Euro. Auch die EU-Kommission nahm - neben der Bahnverbindung Nürnberg-Marktredwitz-Cheb-Prag - die Verbindung München-Regensburg-Furth im Wald-Pilsen in das Leitschema des Transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN) auf. Der westböhmische Kreis Pilsen und der Regierungsbezirk Oberpfalz machten in der Vergangenheit ebenfalls Druck, die Strecke München-Prag endlich als internationale Fernstrecke einzustufen und bis zum Jahr 2020 durchgehend zweigleisig und elektrifiziert für eine Fahrgeschwindigkeit von mindestens 160 Stundenkilometern auszubauen. Schlüsseljahr wäre dabei 2015, dann müsste das Projekt als international vordringliches Projekt in den Bundesverkehrswegeplan 2015 aufgenommen werden. Wenn die Realisierung bis 2020 eine Chance haben soll. Allerdings: Die Deutsche Bahn zeigt an dem Bau der neuen Trasse wenig Interesse. Nach allen bisherigen Berechnungen zeigt sich, wirtschaftlich rechnet sich das Milliardenvorhaben angeblich nicht. Jetzt soll eine Erweiterung der Verkehrsprognose bis zum Jahr 2030, die Bedeutung der Strecke für die Erschließung für die ganze zentraleuropäische Region und die wachsende Bedeutung der Ost-West-Verkehrswege, in die Betrachtungen mit einfließen. Ob das Projekt es dann in den Bundesverkehrswegeplan 2015 schafft bleibt weiterhin ungewiss. (OBX)

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