Wirtschaft

06.07.2012

Ein doppelt existenzbedrohendes Risiko

Studie der VKB zur Berufsunfähigkeit

Berufsunfähig – und dann? Viele Betroffene haben nur geringe oder gar keine finanziellen Polster, auf die sie zurückgreifen können. Sie sind im schlimmsten Fall ein Leben lang auf die Unterstützung anderer angewiesen. Ein Risiko, das viele immer noch unterschätzen. „Nur jeder 14. Münchner schätzt das Risiko, selbst einmal berufsunfähig zu werden als stark erhöht ein. Tatsächlich scheidet jedoch jeder vierte Arbeitnehmer vorzeitig aus gesundheitlichen Gründen aus dem Berufsleben aus“, erklärte Barbara Schick, Vorstandsmitglied der Versicherungskammer Bayern (VKB), bei der Vorstellung der Ergebnisse der Studie „Irrtümer zur Berufsunfähigkeit“.
Durchgeführt hat die Studie das Institut forsa im Auftrag der Versicherungskammer. Insgesamt wurden 150 in München lebende Personen zwischen 18 und 45 Jahren zum Thema Berufsunfähigkeit befragt, sagte Schick. Man wolle mit dieser Studie die Menschen für dieses Risiko sensibilisieren, betonte das VKB-Vorstandsmitglied, und habe als regionaler Versicherer – neben München – weitere Städte in Bayern und der Pfalz in den Fokus genommen.
Psychische Erkrankungen
An Irrtümern, die es auszuräumen gilt, nannte Schick folgende:
Irrtum 1: „Mich trifft es sowieso nicht“. Die Befragung habe gezeigt, dass nur jeder 14. Münchner das Risiko, selbst einmal berufsunfähig zu werden, als „stark erhöht“ einschätzt. Die Hälfte vermutet, dass maximal zehn Prozent der gesamten Bevölkerung in Deutschland im Laufe ihres Arbeitslebens berufsunfähig werden. Tatsächlich scheide jedoch jeder vierte Arbeitnehmer vorzeitig aus gesundheitlichen Gründen aus dem Berufsleben aus.
Irrtum 2: „Mir reicht die gesetzliche Absicherung“. Ein Viertel der befragten Münchner glaubt, bei einer Berufsunfähigkeit durch gesetzliche Leistungen zwar knapp, aber ausreichend versorgt zu sein. Fakt ist jedoch: Ein gesetzlicher Versicherungsschutz besteht nur für die heute 52-Jährigen und Ältere. Für alle nach dem 1. Januar 1961 Geborenen gibt es keine gesetzliche Berufsunfähigkeitsversicherung mehr, sondern lediglich eine Erwerbsminderungsrente. Um den Lebensstandard zu halten, reiche diese aber nicht aus.
Irrtum 3: „Ich arbeite im Büro – da kann mir nichts passieren“. Die deutliche Mehrheit der Befragten glaubt, dass der eigene Beruf kaum Gefahren birgt, da sie keine körperlich schwere Arbeit verrichten. Die Ursachen für eine Berufsunfähigkeit sind aber vielfältig. An erster Stelle nannten die befragten Münchner Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparats wie Rückenleiden, gefolgt von Nervenkrankheiten oder psychischen Ursachen wie Burnout und an dritter Stelle Unfälle. Die Münchner haben laut Schick erkannt, dass psychische Erkrankungen einer der Hauptgründe für eine Berufsunfähigkeit sind; überschätzt hätten sie hingegen die Bedeutung von Unfällen.
Irrtum 4: „Ich bin noch jung – nur Ältere werden berufsunfähig“. Fast jeder 2. Münchner schätzt, dass die Wahrscheinlichkeit berufsunfähig zu werden, bei den 50-Jährigen am größten ist, so Schick. Längst sei aber nicht nur die ältere Generation von Berufsunfähigkeit betroffen. 2010 waren laut Deutscher Rentenversicherung rund 40 Prozent der Leistungsbezieher einer Erwerbsminderungsrente jünger als 50 Jahre. Nach Angaben der Deutschen Aktuarvereinigung werden rund 40 Prozent der heute 20- bis 40-Jährigen im Laufe ihres Berufslebens einmal berufsunfähig.
Irrtum 5: „Ich habe gut vorgesorgt“. Nur jeder 4. Münchner rechnet bei einer Berufsunfähigkeit mit erheblichen finanziellen Einbußen. Die Münchner setzen vor allem auf ihre Ersparnisse sowie auf eine Unfallversicherung. Aber nur in elf Prozent der Fälle ist ein Unfall die Ursache für Berufsunfähigkeit. Unfallversicherungen bieten somit, so Schick, nur einen unzureichenden Schutz. Auch gesparte Mittel seien bei Verlust eines regelmäßigen Einkommens schnell verbraucht.
Irrtum 6: „Ich kann mir eine Berufsunfähigkeitsversicherung nicht leisten“. Von den befragten Münchnern, die kein Interesse am Abschluss einer Versicherung haben, gibt laut Schick jeder Dritte an, dass die Versicherung zu teuer sei. Fakt ist: Eine Berufsunfähigkeitsversicherung deckt ein hohes Risiko ab: Rund 1,4 Millionen Euro verdient ein heute 40-Jähriger laut Statistischem Bundesamt durchschnittlich in seinem Arbeitsleben.
Altersvorsorge in Gefahr
„Wenn die laufenden Einkünfte, verursacht durch eine Berufsunfähigkeit, deutlich sinken, ist auch die Altersvorsorge in Gefahr“, erklärte Joachim Geiberger, Geschäftsführer des unabhängigen Analysehauses Morgen & Morgen. Dies betreffe sowohl die gesetzliche als auch die private Vorsorge. Die Berufsunfähigkeit sei somit gleichsam ein doppeltes existenzbedrohendes Risiko, vor allem vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung und der unabdingbaren Notwendigkeit der zusätzlichen Altersvorsorge.
 Die Versicherungskammer Bayern hat einen Bedarfsrechner eingerichtet (www.versicherungskammer-bayern.de/berufsunfaehigkeit). Dieser zeigt das Risiko für eine Berufsunfähigkeit sowie den monatlichen Vorsorgebedarf auf.  (Friedrich H. Hettler) Die komplette forsa-Studie „Irrtümer zur Berufsunfähigkeit“ für München gibt es zum Download unter: www.vkb.de/presse 
 

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