Wirtschaft

Das Pumpspeicherkraftwerk in Happurg (Landkreis Nürnberger Land) muss saniert werden, damit es wieder Strom speichern kann. Die Luftaufnahme zeigt das Kraftwerk im Jahr 2009, als es noch in Betrieb war. (Foto: dpa/Daniel karmann)

02.09.2022

Eine langjährig bewährte Großtechnologie

Pumpspeicherkraftwerke haben viel mehr Kapazität Strom zu speichern als Batteriespeicher

Neue Pumpspeicherkraftwerke können einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten. Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) fordert deshalb Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in einem Brief auf, die Rahmenbedingungen für Pumpspeicherkraftwerke zu verbessern: „Die aktuellen Entwicklungen führen uns dramatisch vor Augen, wie notwendig eine wirkungsvolle Energiewende mit dem massiven Ausbau erneuerbarer Energien ist, um neben Bezahlbarkeit vor allem auch Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Bayern baut die erneuerbaren Energien mit Hochdruck aus. Wir liegen etwa bei der installierten Leistung bei Photovoltaik weit vor allen anderen Ländern und wir wollen auch die Flächenziele für die Windenergie erreichen. Aufgrund der Volatilität dieser Energieformen gewinnen Energiespeicher für die Versorgungssicherheit stark an Bedeutung. Aus diesem Grund ist es notwendig, überschüssige Energie speichern zu können, um sie bei Bedarf in das System einzuspeisen.“

Schnell und flexibel

Im Freistaat gibt es ein großes Potenzial für die Großspeichertechnologie, bei der mithilfe von grünem Strom Wasser in einen höhergelegenen Speichersee gepumpt wird. Umgekehrt treibt das Wasser bei Bedarf Turbinen zur Stromerzeugung an. „So gleichen Pumpspeicherkraftwerke nicht nur Unterschiede zwischen Schwachlastzeiten und Zeiten hoher Nachfrage sowie Spitzenlasten aus. Durch ihre Flexibilität und Schnelligkeit, das Bereitstellen von positiver und negativer Wirk- und Blindleistung, verschiedene Regelleistungsprodukte, eine Schwarzstartfähigkeit zum Netzaufbau und nicht zuletzt das bedarfsgerechte Ein- und Ausspeichern von elektrischer Energie unterstützen Pumpspeicher die Integration erneuerbarer Energien in das bestehende Versorgungssystem und machen die Energiewende somit erst möglich. Pumpspeicher sind heute die einzige nennenswerte, vorhandene und langjährig bewährte Großspeichertechnologie für elektrische Energie“, schreibt Aiwanger.

Bayern hat laut einer Studie des Wirtschaftsministeriums ein Gesamtpotenzial von 16 Flächen mit einem Gesamtarbeitsvermögen von rund 66 Gigawattstunden. Allerdings sind Pumpspeicherkraftwerke unter den derzeitigen Marktbedingungen praktisch nicht wirtschaftlich zu betreiben.

Umstrittenes Projekt

Statt des jetzigen Prinzips nur Energie zu vergüten, schlägt Bayern vor, auch Systemdienstleistungen zu bezahlen. Dazu zählen die Bereitstellung von Regelleistung, Netzdienstleistungen und Schwarzstart- und Inselnetzfähigkeit. Außerdem müssen die Steuer-, Abgaben, Umlagen- und Entgeltpflichten für Großspeicher neu geregelt werden, um eine Doppelbelastung für den gespeicherten Strom zu vermeiden.

Für das umstrittene neue Pumpspeicherkraftwerk Riedl bei Untergriesbach (Landkreis Passau) läuft laut Wirtschaftsministerium derzeit das Planfeststellungsverfahren. Für das wegen Schäden am Oberbecken außer Betrieb genommenen Pumpspeicherkraftwerks Happurg (Landkreis Nürnberger Land) wird derzeit ein Sanierungskonzept entwickelt. Im kommenden Jahr soll laut Betreiber Uniper eine Entscheidung fallen, ob das Pumpspeicherkraftwerk wieder in Betrieb genommen wird. Das Unternehmen gibt an, die Entscheidung von der dann herrschenden Markt- und Erlössituation abhängig zu machen. „Dies verdeutlicht die Dringlichkeit, zeitnah die Marktbedingungen für den Betrieb von Pumpspeichern zu überdenken und den aktuellen Erfordernissen anzupassen, damit ein wirtschaftlicher Betrieb möglich ist“, so eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums.

Viel Kapazität

Pumpspeicher sind heute die einzige nennenswerte, vorhandene und langjährig bewährte Großspeichertechnologie für elektrische Energie. Laut Kraftwerksliste der Bundesnetzagentur haben die Pumpspeicher in Deutschland rund 635.000 Megawattstunden Speicherkapazität. Batteriespeicher liegen laut der Liste bei rund 480 Megawattstunden (Stand 24. März 2022).

Ein pauschaler Vergleich von Pumpspeichern und Großbatterien hinsichtlich ökologischer Gesichtspunkte ist nicht möglich und auch nicht sinnvoll. Ökologische Auswirkungen durch bauliche Maßnahmen bei der Errichtung eines Pumpspeicherkraftwerks – wie zum Beispiel Ober- und/oder Unterbecken – können nur bei einer Einzelfallbetrachtung erfasst werden. An einem Standort, der für ein Pumpspeicherkraftwerk geeignet ist, bietet ein Großbatteriespeicher in der Regel keinen Ersatz (mit annähernd gleicher Kapazität).

Auf der anderen Seite dürfte ein für einen Batteriespeicher günstiger Standort vermutlich nicht für ein Pumpspeicherkraftwerk geeignet sein, für das besondere physikalische, geologische und geografische Verhältnisse vorliegen müssen. „Einzelne Technologien dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern es gilt, den Bedarf möglichst mit der für ihn besten Lösung zu decken“, so die Ministeriumssprecherin.
(Ralph Schweinfurth)

 

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