Wirtschaft

In Eschenlohe (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) hat die Vispiron vor Kurzem einen Solarpark mit einer Gesamtleistung von 2450 Kilowatt Spitzenleistung in Betrieb genommen. (Fotos: Vispiron)

05.07.2019

Kommunen blocken Solarparks ab

Ein Unternehmen aus München trifft immer wieder auf Widerstände beim Thema Energiewende

Damit die Energiewende vorankommt, müssen vor allem Erzeugungskapazitäten geschaffen werden. Das macht unter anderem die Vispiron Energy GmbH aus München. Sie projektiert und realisiert Solarparks im In- und Ausland. Kunden sind private und institutionelle Investoren, Fondsgesellschaften, Energieversorger und Industrie. Aber gerade in Bayern, der Heimat des Unternehmens, stößt Geschäftsführer Florian Schönberger immer wieder auf ungeahnte Hindernisse.

So verweigern ihm Bürgermeister regelmäßig die Möglichkeit, im jeweiligen gewählten Gemeinderat mögliche Solarprojekte vorzustellen. „Wenn man so einen Solarpark nicht will, ist das in Ordnung für uns. Aber uns noch nicht einmal die Chance einzuräumen, vor dem Gemeinderat unser Angebot zu präsentieren, ist ein Unding und folgt nicht dem demokratischen Prinzip“, sagt Schönberger der Staatszeitung. So geschehen unter anderem in Bad Rodach (Landkreis Coburg) und Ismaning bei München.

Doch es geht auch anders. In Eschenlohe (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) hat die Vispiron vor Kurzem einen Solarpark mit einer Gesamtleistung von 2450 Kilowatt Spitzenleistung in Betrieb genommen. Er speist umweltfreundliche Energie für rund 825 Haushalte ins öffentliche Netz ein. Positiver Umwelteffekt: Pro Jahr werden über 1,5 Millionen Kilogramm CO2 eingespart. Insgesamt kommt die Gemeinde jetzt laut Schönberger rein rechnerisch auf 102 Prozent regenerativ erzeugten Strom für den Eigenbedarf.

Hervorragende Zusammenarbeit

Bei diesem Projekt war der Vispiron-Geschäftsführer sehr zufrieden. Denn es habe stets eine hervorragende Zusammenarbeit mit der Gemeinde Eschenlohe bei der Durchführung des erforderlichen Bauleitplanverfahrens stattgefunden. Bürgermeister Anton Kölbl (CSU) äußerte sich ebenfalls sehr positiv zum Projekt und zur Vorbildwirkung der Gemeinde Eschenlohe für die Energiewende in der Region: „Der PV-Park in Eschenlohe leistet einen bedeutenden Beitrag zur Versorgung mit regenerativer Energie im Oberland“.

Eschenlohe ist aber nicht das einzige Projekt von Vispiron im Oberland. So hat das Münchner Unternehmen im letzten Jahr auch in Penzberg zwei Solarparks in Kooperation mit den lokalen Stadtwerken umgesetzt. Die Projektpartnerschaft zwischen den Stadwerken Penzberg und Vispiron entwickelt aktuell weitere gemeinsame Projekte und ist stets auf der Suche nach geeigneten Standorten.

Die Vispiron Energy GmbH ist aber nicht nur im Oberland erfolgreich. Schon seit Jahren betreibt das Unternehmen in den neuen Bundesländern größere Solarparks, so zum Beispiel im thüringischen Tautenhain mit einer Leistung von 9,6 Megawatt Spitzenleistung.

Ladesäulen errichten und betreiben

Ein weiteres Geschäftsfeld der Vispiron ist der Bau und Betrieb von Ladesäulen für E-Autos. Die Energiesparte ist aber nur ein Teil der Vispiron Gruppe. Das Münchner Technologieunternehmen mit seinen rund 600 Mitarbeitern ist Forschungs- und Entwicklungspartner zahlreicher Unternehmen. Es realisiert Kundenlösungen in den Bereichen Car-IT, Powertrain Systems (Antriebsstrangsysteme für Autos), Embedded Systems (eingebettete Systeme) sowie Industrie- und Mobilitätssoftware. Diese Engineering-Dienstleistungen bietet Vispiron für innovative Elektrik/Elektronik- und Mechatronik-Systeme in den Branchen Automotive, Aerospace, Maschinenbau, Umwelttechnik, Telekommunikation und Medizintechnik.

Zu Vispiron gehört auch die Vispiron Rotec GmbH. Sie wurde 1988 als Rotec GmbH in München gegründet, um Unternehmen in der Automobilentwicklung mit spezialisierten Prüfsystemen auszustatten. Vispiron Rotec ist heute nach eigenen Angaben eines der weltweit führenden Unternehmen für die Entwicklung, die Produktion und den Vertrieb von Equipment für Schwingungsmessung und -analyse. 28 Jahre Erfahrung sowie die enge Zusammenarbeit mit Kunden über viele Jahre sind unter anderem Gründe für einen Marktanteil von 80 Prozent im Bereich der Drehschwingungsanalyse.

Und in einer vierten Sparte ist Vispiron noch im Flottenmanagement aktiv. Dazu gehören elektronisches Fahrtenbuch, elektronische Führerscheinkontrolle, Schüsselverwaltung, Carsharing und viele weitere Module.

Jüngstes Projekt heißt "Murnau Living"

Angesichts dieser vielfältigen Tätigkeiten ist Vispiron nicht unbedingt auf Aufträge von widerspenstigen Kommunen angewiesen. Ärgerlich ist deren Verhalten laut Vispiron-Geschäftsführer Schönberger trotzdem, denn es bremst Klimaschutz und Energiewende. Dabei könnte die Energiewende viel Positives bewirken, wie man am jüngsten Vispiron-Projekt „Murnau Living“ in Murnau (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) ablesen kann. Dort wird eine moderne Wohnimmobilie mit 34 Einheiten gebaut und vollständig regenerativ versorgt. Verbunden wird das Gebäude mit einem Mobilitätskonzept, das Carsharing von E-Bikes, Fahrrädern, Pedelecs sowie Elektro- und Verbrennungsfahrzeugen beinhaltet. „Wir bieten hier eine einzigartige Kombination aus nachhaltigem Wohnen und einer Mobilitätslösung, die einen deutlichen Mehrwert für die Bewohner und die Umwelt schafft“, so Schönberger.
Ein vorbildlicher demokratischer Prozess

Mehrwert für die Gemeinde will Vispiron auch in Schöffau, einem Ortsteil von Uffing am Staffelsee (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) schaffen. Dort ermöglichte Bürgermeister Rupert Wintermeier (WGU) die Präsentation des geplanten, rund 750.000 Euro schweren Projekts im Rahmen einer Bürgerversammlung. Pro und Contra hielten sich dabei die Waage. Die Bürgerbeteiligung wertet Vispiron als vorbildlichen demokratischen Prozess. In Schöffau wurde auf hohem Niveau diskutiert und vom Bürgermeister moderiert. Immerhin sind die Voraussetzungen für den Solarpark günstig. „Es gibt dort eine gute Sonneneinstrahlung, und eine 20 KV-Leitung ist vor Ort, die bis zu einem Megawatt aufnehmen kann“, sagte Geschäftsführer Schönberger. In einer ersten Stufe sollen auf den dafür vorgesehenen 13.000 Quadratmetern Module für 750 Kilowatt installiert werden. Nach zwei Jahren könnten noch einmal 250 Kilowatt Erzeugungskapazität hinzugebaut werden.
(Ralph Schweinfurth)

Kommentare (1)

  1. D'r Schultheis am 08.07.2019
    Gratulation an die BayStZ, auch andere bayerische Gemeinden über dieses Unternehmen zu informieren. Bürgermeister freuen sich doch immer über gut gemeinte und kostenlose Nachhilfe über die Spielregeln des "demokratischen Prinzips". Was für ein bewundernswerter Firmeninhaber, der sich durch das geschickte Einflechten von kommunalen Signalworten die Anzeigengebühr in dem Blatt spart und trotzdem einen 6-Spalter Werbung mit Bild erhält!
    Um der Einseitigkeit der Berichterstattung entgegenzuwirken: Vielleicht gibt es ja bayerische Gemeinden, die sich in Ausübung ihrer Planungshoheit gegen PV-Freiflächen-Anlagen entschieden haben, aus Gründen, die so vielfältig und so einzigartig sein können wie die weit über zweitausend bayerischen Städte und Gemeinden es sind.
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