Wirtschaft

Seit 50 Jahren warten die Menschen im oberbayerischen Loisachtal auf diesen Tag: Symbolischer Spatenstich zum Teilneubau der Bundesstraße 2 (von links): Gerhard Reichel vom bayerischen Bauministerium, Oberaus Bürgermeister Peter Imminger (CSU), Eschenlohes Bürgermeister Anton Kölbl (CSU), Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), Alexander Dobrindt (CSU-Landesgruppenchef im Bundestag), Bundestagsabgeordneter Martin Bachhuber (CSU), Garmisch-Partenkirchens Vize-Landrat Michael Rapp (CSU), Michael Kordon (Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern) und Farchants Bürgermeister Christian Hornsteiner (CSU). (Foto: Bitala)

27.08.2021

Fünf Tunnel für das Werdenfelser Land

890 Millionen Euro für Straßenbauprojekte im Landkreis Garmisch-Partenkirchen

Anton Kölbl (CSU) strahlt mit der Sonne um die Wette: „Es ist ein Freudentag für die Leute im Loisachtal!“ Es gibt den symbolischen Spatenstich für einen 3,8 Kilometer langen Teilneubau der Bundesstraße 2 (B 2) zu zelebrieren, mit dem Herzstück eines Tunnels durch das Auerberg-Massiv. Veranschlagte Kosten: 166,5 Millionen Euro. Seit 50 Jahren warten die Menschen im Landkreis Garmisch-Partenkirchen darauf, dass die Engstelle am Ende der Autobahn A 95 – von München kommend – beseitigt wird.

Das Dilemma beschreibt Anton Kölbl, Bürgermeister der 1600-Seelen-Gemeinde Eschenlohe: „Vor unserer Haustüre verengt sich die zweispurige Autobahn A 95 zur einspurigen Bundesstraße. Um den kilometerlangen Staus zu entgehen, fahren die Leute von der Autobahn ab und suchen sich bei uns Schleichwege in den Süden, die es freilich nicht gibt.“ Stecken gebliebener Durchgangsverkehr verstopft das Dorf. Die Bauern kommen mit ihren schweren Heuladewagen nicht weiter, das gibt ständig böses Blut. Am Ende drängeln sich doch wieder alle auf der völlig überlasteten Bundesstraße 2.

Bunte Fahnen wehen. Die Blaskapelle spielt. Der Bundesverkehrsminister ist die letzten Kilometer zur zukünftigen Baustelle mit dem Radl gekommen. Andreas Scheuer (CSU) drückt Anton Kölbl eine Schaufel in die Hand und postiert den Lokalpolitiker neben sich vor einen extra aufgeschütteten Haufen. Bei Drei stiebt der Sand in hohem Bogen auf. Anton Kölbl: „Jetzt ist es absehbar, dass die Verkehrstortur für unser Dorf ein Ende haben wird. Bald können die Bürger aufatmen – kein Lärm mehr und keine Abgase.“

Längste Bundesstraße Deutschlands

Die B 2 – bekannt als Olympiastraße – ist die älteste und längste Bundesstraße Deutschlands. Auf 845 Kilometern führt sie von der polnischen Grenze bis nach Mittenwald. Die Straße verbindet bedeutende Wirtschaftszentren: Berlin, Leipzig, Nürnberg, Augsburg, München. Dementsprechend hoch ist das Verkehrsaufkommen; alleine im engen Loisachtal drängeln sich 26.000 Autos im Tagesdurchschnitt.

Die Neubaustrecke vom Autobahnende der A 95 bis Oberau ist Teilstück eines Gesamtprojekts im nördlichen Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Fünf Tunnel werden es am Ende sein:
• Der Tunnel Farchant wurde bereits im Jahr 2000 seiner Bestimmung übergeben. Die beiden etwa 2300 Meter langen Röhren nehmen den Verkehr der Bundesstraßen 2 und 23 auf. Baukosten: 130 Millionen Euro.
• Im Mai 2022 wird der Tunnel Oberau fertig sein; das ist die Hauptentlastung der Gemeinde im Verlauf der Bundesstraße 2. Die beiden Röhren (je 2911 Meter) kosten 161 Millionen Euro. Bürgermeister Peter Imminger (CSU) mahnt: „Eine vollständige Verkehrsentlastung für Oberau kann es erst geben, wenn auch eine Lösung für die Verkehrsströme auf der Bundesstraße 23 aus Richtung Oberammergau gefunden ist.“ Das Staatliche Bauamt Weilheim plant dafür eine Spange. Kosten: 9,1 Millionen Euro.
• Im Bau befindet sich der Tunnel durch das Kramer-Bergmassiv. Die 5,6 Kilometer lange Strecke wird die Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen im Westen in Richtung Österreich (Fernpass) umfahren; Kosten: 263,6 Millionen Euro.
• Das letzte Tunnelbauprojekt im Landkreis Garmisch-Partenkirchen wird der 4,9 Kilometer lange Straßentunnel durch den Wank sein; zur Entlastung von Garmisch-Partenkirchen im Osten – das ist die Bundesstraße 2 nach Mittenwald und weiter nach Innsbruck. Die ersten Probebohrungen beginnen im Herbst 2021, geschätzte Baukosten: 160,4 Millionen Euro.

Baumaßnahme in der Kritik

Natürlich rufen solche massiven Straßenbaumaßnahmen Kritik hervor. Besonders Vertreter*innen der Grünen und des Bund Naturschutz (BN) bemängeln, dass der Ausbau der Eisenbahn zu kurz kommt. Der BN-Kreisvorsitzende Axel Döring bringt es auf den Punkt: „Wer Straßen baut, wird am Ende noch mehr Autos anlocken.“

Garmisch-Partenkirchens Vize-Landrat Michael Rapp (CSU) begrüßt den Straßenausbau in seinem Landkreis – „das erhöht die Verkehrssicherheit und schafft Lebensqualität“, aber er sagt auch: „Der Kreistag hat mit großer Mehrheit eine Resolution verabschiedet, in dem die Bundesregierung aufgefordert wird, den zweispurigen Ausbau der Werdenfelsbahn nicht aus den Augen zu verlieren. Es gibt im Großraum München ein gutes ÖPNV-Angebot, das müssen wir mit einer leistungsstarken Eisenbahn-Verbindung bis in unsere Region ziehen. Wir wollen die Menschen ermuntern, das Auto zu Hause stehen zu lassen und mit dem Zug zu uns kommen.“
(Günter Bitala)

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