Wirtschaft

Christian Treffer mit seinem E-Transporter Nissan E-NV200. (Foto: Schweinfurth)

26.02.2016

Handwerker mit E-Auto punkten in München

Landeshauptstadt München gewährt Vergünstigungen beim Parkausweis

Eine Million E-Autos will die Bundesregierung bis 2020 auf Deutschlands Straßen haben. Von diesem Ziel ist sie aber noch weit entfernt und tut auch herzlich wenig, um dieses zu erreichen. Die bayerische Landeshauptstadt München hingegen will jetzt Handwerker, die ein Elektroauto haben, fördern. Für sie soll der sogenannte Handwerkerparkausweis kostenlos sein. Lediglich 30 Euro Verwaltungsgebühr sollen noch anfallen. Die 265 Euro für ein Jahr beziehungsweise 530 Euro für zwei Jahre können sich umweltbewusse Handwerker dann sparen. Ein Beispiel, das in anderen Kommunen Schule machen sollte.

CO2-freie An- und Abfahrt


„Das ist eine Supersache“, sagt der Münchner Schreinermeister und Energieberater Christian Treffer der Staatszeitung. Er hat sich vor Kurzem einen rein elektrisch betriebenen Transporter von Nissan gekauft. „Jetzt schreibe ich unten auf meine Rechnungen immer: An- und Abfahrt CO2-frei“, erklärt der Handwerker, der seine Dienste nahezu ausschließlich im Olympiadorf anbietet. Dort leben rund 10.000 Menschen in etwa 3000 Wohnungen. Treffer ist einer der wenigen Handwerker, die so eine E-Auto nutzen. Er ist begeistert vom elektrischen Fahren und möchte gerne andere Handwerker „anstecken“. „Klar muss man wegen der begrenzten Reichweite ein bisschen überlegen, welche Strecken man an diesem und jenem Tag zu bewältigen hat. Aber Strom nachzutanken, ist ja kein Problem“, so Treffer.

Als von der Handwerkskammer geprüfter Energieberater ist er per se schon auf Umweltschutz und Ressourcenschonung gepolt. Da war das E-Auto nur die logische Konsequenz. „Es geht darum, eine Bewegung loszutreten. Und wenn der Paketdienst UPS auch mit Elektroautos zu uns ins Olympiadorf kommt, kann sich so einiges entwickeln“, ist Treffer überzeugt.

Jetzt wünscht er sich nur, dass seine ökologische Grundeinstellung auch bei Ausschreibungen entsprechend gewürdigt wird. Das ist aber kein Problem, denn im Rahmen der sogenannten funktionalen Leistungsbeschreibung können durchaus Umweltaspekte berücksichtigt werden. Die ausschreibende Stelle muss dies nur klar definieren und die Bewertung dieser Aspekte festlegen. So entscheidet bei der Submission nicht mehr nur der Preis. Auf diese Weise können lokale oder regioinale Anbieter besser zum Zug kommen.
Treffer ist mit seiner handwerklichen Betreuung des Olympiadorfs sehr zufrieden. So bietet er im Rahmen von Energiesparmaßnahmen den Einbau von neuen Schiebefenstern an. Diese werden zum Öffnen einfach nach oben geschoben – so wie man das aus US-amerikanischen Spielfilmen kennt. „Dann können die Bewohner die Fensterbretter komplett nutzen und brauchen zum Öffnen der Fenster diese nicht mehr freiräumen“, sagt Treffer.

Innovativ zu sein, ist für Treffer eine Selbstverständlichkeit. Und so gehört nicht nur sein E-Auto zu seinem fortschrittlichen Handeln, sondern auch ein Konzept der Nachbarschaftshilfe im Olympiadorf. Dort will er mit einem Serviceladen die gegenseitige Hilfeleistung der Bewohner fördern. „Für einfachere handwerkliche Tätigkeiten muss nicht immer ich anrücken und Geld verlangen. Das können die Menschen mit ein bisschen Anleitung auch selbst“, sagt Treffer. Auf diese Weise bekomme er ein positives Image und weiterhin Aufträge. „Ansonsten würde sich ja in den Köpfen festsetzen: wegen dem Bisserl so eine Riesenrechnung.“ Und Treffer kann sich auf seine Kerngebiete Energieberatung, Fenstertausch nach Energiesparkriterien und mechanischen Einbruchschutz konzentrieren.

Die innovative Idee zur E-Auto-Förderung via Handwerkerparkausweis hatte jedenfalls Münchens Zweiter Bürgermeister und Wirtschaftsreferent Josef Schmid. (CSU): „Die CSU München ist weiterhin Taktgeber in Sachen Elektromobilität.“ Seiner Ansicht nach ist diese „DIE Zukunftstechnologie im Bereich des Individualverkehrs“. Gerade vor dem Hintergrund der steigenden Luftbelastung in Großstädten gibt es zur Förderung der Elektromobilität keine Alternative, so Schmid. Die Gebührenbefreiung für Handwerker sei dabei ein weiterer wichtiger Baustein.

Schadstoffe reduzieren


„Die Landeshauptstadt setzt hier ein richtiges und wichtiges Zeichen für das Handwerk. Es ist eine Begleitmaßnahme zu unserem Förderprogramm, welches dazu führen soll, den Schadstoffausstoß und den Lärm in der Stadt zu verringern. Und gerade im Wirtschaftsverkehr sehe ich hier viel Potenzial“, bekräftigt Manuel Pretzl, umwelt- und wirtschaftspolitischer Sprecher der Münchner CSU-Stadtratsfraktion.

Auch Georg Schlagbauer, Präsident des Bayerischen Handwerkstags (BIHK), begrüßt den Münchner Weg: „Prinzipiell ist eine Vergünstigung des Parkausweises für Handwerker ein schöner Lösungsansatz, um die E-Mobilität in unseren Gewerken zu fördern.“ Doch er weist auf ein Problem hin: „In der Praxis stellt sich allerdings das Problem, dass es kaum E-Lieferfahrzeuge gibt, die den Anforderungen unserer Handwerker im betrieblichen Alltag gerecht werden.“ Außerdem darf laut Schlagbauer so eine Vergünstigung auch nur zeitlich befristet sein und die Ergebnisse müssten nach einiger Zeit evaluiert werden.
(Ralph Schweinfurth)

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