Wirtschaft

MyVale - Firmeninhaber Markus Schott mit einer handgefertigten Sandale. (Foto: MyVale)

22.02.2016

Handwerkliche Meisterklasse

Vom 24. Februar bis 1. März 2016 findet auf dem Messegelände München die diesjährige Internationale Handwerksmesse (IHM) statt

2015 war das beste Jahr für die Handwerkskonjunktur seit der Einheit, erklärte Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zantralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) im Rahmen der Eröffnungspressekonferenz zur diesjährigen Internationalen Handwerksmesse (IHM). „Auch in diesem Jahr schauen wir optimistisch nach vorn, erwarten ein Umsatzplus von zwei Prozent. Voraussetzung für weiteres Wachstum ist jedoch, dass wir genügend Fachkräfte und Auszubildende finden, und das wird immer schwerer.“

Das Handwerk will seine Fachkräfte selbst ausbilden, betonte Schwannecke. Man werbe intensiv für die ausgezeichneten beruflichen Perspektiven.
- Bei den Leistungsstarken – Abiturienten oder Studienaussteigern, auf die attraktive Karrieren warten.
- Bei Jugendlichen mit Unterstützungsbedarf. Diese nehme man sozusagen an die Hand und helfe mit der assistierten Ausbildung über Hürden hinweg.
- Bei jungen Menschen mit Migrationshintergrund. Ausbildungsberatung in ihrer Sprache erklärt die Wege und Chancen einer Karriere mit Lehre.

„Unser Konzept der höheren Berufsbildung, also Abitur und Gesellenabschluss in Form des BerufsAbiturs, soll Jugendlichen“, so der ZDH-Generalsekretär, „künftig früh berufliche Alternativen zum Gymnasium bieten. Wir wollen es 2016 als neue Bildungsmarke etablieren – und auch so den Trend zur Akademisierung, hin zum Studium durchbrechen.“

Die Integration von Flüchtlingen mit Bleibeperspektive kann nach Schwanneckes Ansicht eine weitere Facette zur Fachkräftesicherung im Handwerk werden.

Der Stellenwert einer guten Ausbildung wird laut ZDH-Generalsekretär künftig steigen. Denn die Anforderungen an zukünftige Fachkräfte werden höher. Die Digitalisierung durchdringt längst das Handwerk. Wie tief „digital“ schon drin steckt, das wird auf der IHM 2016 vielfach demonstriert. Schon vor zwei Jahren habe eine ZDH-Umfrage ergeben, dass mehr als 95 Prozent der mehr als eine Million Handwerksbetriebe digitale Geräte nutzen – vom Smartphone und Tablet beim mobilen Ein- Mann-Betrieb über Verkaufsplattformen bis hin zu vernetzten Maschinenparks, 3D-Druckern oder internetbasierten Serviceeinrichtungen.

Schwannecke geht davon aus, dass die damals verbliebenen fünf Prozent inzwischen vollständig dabei sind. „Digital“ stecke überall drin – in der Planung, in der Produktion, im Vertrieb. Handwerksberufe wie der des Druckers existieren überhaupt nur noch „volldigital“. Und die Betriebe würden weiter aufrüsten.

Georg Schlagbauer, Präsident des Bayerischen Handwerkstags (BHT) und Vorsitzender des Aufsichtsrats der GHM – Gesellschaft für Handwerksmessen, erklärte, dass das Handwerk die IHM als Schaufenster für seine Vielfalt und Leistungsfähigkeit nutzt. Wie Schwannnecke betonte auch Schlagbauer die Relevanz der Nachwuchsarbeit. Ein verstärktes Augenmerk gelte auch Jugendlichen mit Migrationshintergrund und jungen Flüchtlingen. Integration in den Arbeitsmarkt gelingt laut Schlagbauer am besten mit einer fundierten Berufsausbildung. „Ich möchte nochmal darauf hinweisen, dass wir in Deutschland kein Heer von geringqualifizierten Billiglöhnern brauchen, sondern ausgebildete Fachkräfte. Teilqualifizierungen sind daher aus unserer Sicht der falsche Weg.“

Man werbe aber nicht nur direkt bei den Jugendlichen, sondern auch bei „Mitentscheidern“ über deren beruflichen Weg, wie Eltern und Lehrern. Daher beteiligen sich die bayerischen Handwerkskammern auch an der bayernweiten Kampagne „Ausbildung macht Elternstolz“, gemeinsam mit den bayerischen IHKs und dem Bayerischen Wirtschaftsministerium. Wie der Name schon sagt, zeigt „Elternstolz“ Eltern, deren Kinder erfolgreich eine Berufsausbildung absolvieren.

Das Handwerk möchte aber auch zeigen, so der BHT-Präsident, dass das gerne „gezeichnete Schreckensszenario, wonach ohne Abitur und Studium der ökonomische und gesellschaftliche Abstieg droht, schlicht und ergreifend falsch ist und noch dazu die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft massiv gefährdet“. Mit einer Berufsausbildung bekomme im Handwerk jeder die Chance, gemäß seinen individuellen und persönlichen Neigungen und Fähigkeiten erfolgreich ins Berufsleben zu starten. „Dabei wollen wir keineswegs die berufliche gegen die schulische beziehungsweise universitäre Bildung ausspielen. Beide Wege sind gleichwertig und in Bayern auch voll durchlässig.“

Die Internationale Handwerksmesse 2016 vereint Aussteller aus 32 Ländern. Insgesamt präsentieren sich in sieben Hallen auf dem Messegelände München vom 24. Februar bis 1. März rund 1000 Aussteller aus mehr als 60 Gewerken, so Dieter Dohr, Vorsitzender der GHM-Geschäftsführung. Die Besucher sind eingeladen, Neuheiten und faszinierende Leistungen zu entdecken und das Handwerk live zu erleben, zum Teil in eigens aufgebauten Werkstätten. Darüber hinaus beschäftigen sich Sonderschauen unter anderem mit Themen wie gesundes und ökologisches Bauen, Gestaltungs- und Designideen und stellen Innovationen aus dem Handwerk vor. Neu ist zudem der Themenschwerpunkt Handwerk 4.0.

Auf der Messe zu sehen sind Meisterstücke und Meisterwerke, vom handwerklich gefertigten Schmuck bis zur maßgeschneiderten Mode, von Smart-Home-Anwendungen bis zu individuellen Designermöbeln, von der Inneneinrichtung bis zum Holzbau. Vorzeigeunternehmen aus ganz Deutschland sind laut Dohr beispielsweise auf dem „Land des Handwerks“ vereint.

Als Leitmesse des Handwerks zeigt die IHM immer wieder neue Entwicklungen auf. In diesem Jahr sind, wie bereits kurz erwähnt, Digitalisierung und Handwerk 4.0 Schwerpunktthemen. Denn durch technische Veränderungen entwickelt sich auch das Handwerk weiter. Die Messe zeigt Best-Practice-Beispiele von Betrieben, die mit außergewöhnlichen Produkten, besonderem Service und innovativen Ideen bei den Kunden punkten – und neue gewinnen. So stellt laut Dohr Orthopädie-Schuhmachermeister Markus Schott Sandalen vor, die mit digitaler Unterstützung hergestellt werden und in aller Welt gefragt sind.

Zu sehen ist auch Holzgespür, ein Unternehmen, das Kunden Videobotschaften aus der Werkstatt sendet, wo ihr individueller und am 3D-Konfigurator selbst designter Tisch entsteht. Selbst zum Gestalter werden auch die Kunden von Faust Linoleum, die am Computer zu Hause Größe und Form ihres Tischs festlegen, der dann im Handwerksbetrieb gefertigt wird. So erleben Besucher, wie sie selbst von den neuen digitalen Möglichkeiten profitieren.

Daneben steht die Internationale Handwerksmesse für Service, Beratung und unabhängige Information. Im Forum des Bereichs FOKUS.GESUND BAUEN beispielsweise erfahren Besucher in Vorträgen alles rund um das ökologische und gesunde Bauen, Renovieren und Modernisieren. Themen sind laut Dohr unter anderem „Leben im gesunden Wohnklima“, „Farbe und Licht“, „Zukunftsorientierte Heizungssysteme“ und „Das gesunde Büro“. Daneben stehen die Fachleute auch für individuelle Gespräche zur Verfügung, in denen Pläne diskutiert werden können.

Im neuen E-Haus erleben Besucher vielfältige Anwendungen im Smart Home. Dabei gewährt das Modellhaus einen transparenten Einblick in die Technik. Alle Anwendungen können dabei von den Besuchern selbst ausprobiert werden. Daneben beantworten Experten der Elektro- und Informationstechnischen Handwerke alle Fragen des Messepublikums und bieten auch geführte Touren durch das E-Haus an. (Friedrich H. Hettler) (Haus ohne tragende Innenwände - Foto: Metallbau Güstrow; Tisch Mira von holzgespür - Foto: holzgespür; Tische via 3D-Konfigurator - Foto: Faust Linoleum)

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