Wirtschaft

Bei der Auszeichnung des Projekts der Stadtwerke Rosenheim (von links): Heiko Peckmann, Geschäftsführer Stadtwerke Rosenheim, Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März (CSU), Umweltminister Thorsten Glauber (FW), Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW), Rolf Waller, Betriebsleiter Heizkraftwerk, und Landtagsabgeordnerter Josef Lausch (FW). (Foto: StMWi)

12.12.2025

In Rosenheim liefert der Stadtbach Wärme

Gewässerthermie bietet großes Potenzial für Bayerns Energieversorgung

Wasser ersetzt Erdgas. In Rosenheim wird seit 2021 mit Gewässerthermie gearbeitet, sind drei Großwärmepumpen im Einsatz. Dafür wurde die Stadt ausgezeichnet, startet eine bayernweite Kampagne für diese Technologie.

 Viel zu sehen ist von der innovativen Technologie nicht in dem Gewerbegebiet im Osten der Stadt Rosenheim rund um das mächtige Müllheizkraftwerk. Aber die Lage ist trotzdem ideal. Wenige Meter vom Kraftwerk entfernt befinden sich in einem Neubau drei Großwärmepumpen mit insgesamt 4,5 Megawatt thermischer Leistung. Vom unscheinbaren Mühlbach, der direkt am Kraftwerk vorbeifließt, wird Wasser abgezweigt. Mittels Wärmetauschern wird Wärme abgeführt und durch Einsatz von den drei Wärmepumpen auf eine nutzbare Temperatur von aktuell 120 Grad gebracht und in den Heizkreislauf eingeführt. 

9 Millionen Euro investiert

Insgesamt waren Investitionen von rund 9 Millionen Euro dafür notwendig. Dabei konnte man auf bestehende Logistik bauen, denn die Rohre für das Kühlwasser des Kraftwerks konnten genutzt werden. Zudem gab es auch schon eine Genehmigung für das Ausleiten des Wassers. Vom Heizkraftwerk kommt auch der Strom für die Wärmepumpen. Derzeit könne man eine Einspeisetemperatur von 88 Grad realisieren, sagt Rolf Waller, Betriebsleiter des Kraftwerks. Das würde für neue Heizungsanlagen reichen, aber nicht für die vielen älteren Anlagen im Rosenheimer Fernwärmenetz. Deshalb wird über die Müllverbrennung auf 120 Grad nachgeheizt. Das benutzte Wasser fließt wieder zurück in den Bach mit einigen Graden weniger Temperatur. „Wir können da bis auf etwa 3 Grad und nahe an die Frostgrenze gehen,“ so Waller. Derzeit liefern die Stadtwerke rund ein Drittel des gesamten Wärmebedarfs für die Stadt und ihre rund 65.000 Einwohner. Davon stammt die Hälfte aus dem Müllheizkraftwerk. Die andere Hälfte wurde mit Erdgas generiert, kommt jetzt aber von der Flussthermie und aus dem nahen Mühlbach. 

In Bayern sind nach den Angaben des Wirtschaftsministeriums die Voraussetzungen für Gewässerthermie günstig. So sollen 667 der insgesamt 2056 Gemeinden mit ihrer Lage entlang von Flüssen ein Potenzial für die Flussthermie besitzen. Damit und mit der rechnerisch möglichen Energiemenge von 10 bis 27 Terrawattstunden ließen sich bis zu 16 Prozent des Energieverbrauchs für Wärme in Gebäuden abdecken. Zusätzlich sieht man noch Potenzial mit 31 Seen, die für Seethermie geeignet sind.

Für Energieminister Hubert Aiwanger (FW) und Umweltminister Thorsten Glauber (FW) liegt in der Gewässerthermie großes Potenzial für die Energieversorgung in Bayern. Bei einem gemeinsamen Termin in Rosenheim wurde die Leuchtturmfunktion der Stadtwerke Rosenheim bekräftigt und als Gestalter im Team Energiewende Bayern ausgezeichnet.

Onlinekampagne gestartet

Um diesen Prozess zu beschleunigen startet das Wirtschafts- und Energieministerium eine Onlinekampagne mit dem Titel „Innovative Wärmeversorgung – Mit Flüssen & Seen erneuerbar heizen“. Unterstützt wird man dabei von der C.A.R.M.E.N. e. V. und dem Ökoenergie-Institut Bayern. C.A.R.M.E.N. e. V. steht für das Centrale Agrar-Rohstoff Marketing und Energie-Netzwerk, das 1992 vom Freistaat gegründet wurde. Mit dieser neuen Kampagne will man die Gewässerthermie als wichtigen Bestandteil der Wärmeversorgung stärker bewerben. Ziel ist dabei, dass Kommunen und Unternehmen stärker motiviert werden, diese Technologien in Betracht zu ziehen.

2026 gibt es Onlineseminare 

Dafür wird es voraussichtlich im nächsten Jahr im Februar, Juni, Oktober und November entsprechende Onlineseminare geben. Dabei soll es um Informationen zu Potenzialen, technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen, Fördermöglichkeiten, Praxisbeispielen und Diskussionen gehen. „Die Kampagne zeigt, wie Gewässerthermie funktioniert und welche Chancen sie bietet. Wer ein Wärmenetz plant oder modernisieren will, sollte diese Option ernsthaft prüfen“, sagt dazu Energieminister Aiwanger.

Für die Förderung dieser Technologie hat man eine höhere Spreizung der Temperatur zugelassen, so Umweltminister Glauber. „Bei uns sind es 3 Grad anstelle der bundesweit vorgegebenen 1,5 Grad“, so Glauber. Derzeit allerdings, so hieß es bei der Veranstaltung, seien die fossilen Brennstoffe relativ günstig, könnten Wärmepumpen ohne Förderung nicht konkurrieren. Aber sobald sich der CO2-Preis oder der Preis für Erdgas spürbar verändert, kann das ganz anders aussehen. Jedenfalls gibt es in Rosenheim schon reichlich Besuch von Interessenten in Sachen Gewässerthermie.
(Georg Weindl)

INFO Gewässerthermie

Ähnliche Großwärmepumpen wie in Rosenheim, um Wärme aus Gewässern zu nutzen, betreibt laut einer Sprecherin des Wirtschaftsministeriums in Bayern derzeit niemand. Allerdings planen die Städte Augsburg, Landsberg am Lech, Neuburg an der Donau und Bamberg die Realisierung solcher Anlagen. Darüber hinaus dürfte es auch noch einige privatwirtschaftliche Planungen geben. Außerdem gibt es Planungen, am Chiemsee eine Großwärmepumpe zu installieren.

Um die 9 Millionen Euro Investitionskosten seitens der Stadtwerke Rosenheim zu stemmen, wurde das Förderprogramm des Bundes innovative KWK-Systeme (iKWK) in Anspruch genommen.

Großwärmepumpen, die die Wärme aus Oberflächengewässern nutzen und in Wärmenetze einspeisen, können vom Bund über die BEW (Bundesförderung effiziente Wärmenetze) gefördert werden. Eine darüber hinausgehende eigene beziehungsweise ergänzende bayerische Landesförderung von Großwärmepumpen für Gewässerthermie gibt es nicht. Über eine Zuschussförderung hinaus können kommunale Einrichtungen – wie eine Anstalt des öffentlichen Rechts oder ein kommunaler Zweckverband – ein Darlehen über ein energiebezogenes Kreditprogramm der LfA Förderbank Bayern in Anspruch nehmen. Da dieses beihilferechtlich nicht relevant ist, kann es ergänzend zum BEW-Zuschuss genutzt werden. (rs)

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