Wirtschaft

Die bayerischen Sparkassen spielen eine Schlüsselrolle für die Investitionsfinanzierung im Freistaat. (Foto: Sparkassenverband Bayern)

08.10.2025

Kreditnachfrage im Aufwind

Sparkassen spielen eine Schlüsselrolle für die Transformation der Wirtschaft

Deutschland hat einen enormen Investitionsbedarf damit die Wirtschaft wieder auf einen stabilen Wachstumspfad zurückkehrt, Innovationen und Arbeit schafft. Das Sondervermögen des Bundes von 500 Milliarden Euro ist nach den Worten von Matthias Dießl, Präsident des Sparkassenverbands Bayern, wichtig, könne aber allein den Investitionsstau nicht auflösen. Begleitende Strukturreformen seien zwingend nötig. Bayern erhalte aus dem Sondervermögen 15,7 Milliarden Euro, das reiche jedoch nicht aus, so Dießl. Die bayerischen Sparkassen, Unternehmensfinanzierer Nummer eins der mittelständischen Wirtschaft, spielen deshalb eine Schlüsselrolle bei der Kreditversorgung in Bayern. Das Kreditvolumen der bayerischen Sparkassen stieg um 2,1 Milliarden Euro auf nunmehr insgesamt 173,9 Milliarden Euro. Das Kreditneugeschäft betrug bis August 2025 19,8 Milliarden Euro (+ 25,9 Prozent).

Bürokratie reduzieren

In den ersten acht Monaten konnten die bayerischen Sparkassen das Kreditgeschäft erfolgreich ankurbeln, so Dießl im Rahmen eines Herbst-Pressegesprächs. Ihre Darlehenszusagen lagen deutlich über dem Vorjahresniveau. Mit 10,7 Milliarden Euro konnten 22,2 Prozent mehr Mittel für Unternehmen bereitgestellt werden als im gleichen Vorjahreszeitraum. Auch bei den Privatkunden hat laut Dießl das Kreditgeschäft wieder Fahrt aufgenommen, hier vor allem bei den Wohnungsbaufinanzierungen: Die Zusagen für private Wohnbaukredite lagen um 31 Prozent über denen des Vorjahreszeitraums. Der Präsident des Sparkassenverbands Bayern freut sich über die Trendwende: „Wir brauchen jetzt ganz verstärkt Investitionen um wieder eine gesunde Entwicklung unserer Volkswirtschaft zu meistern. Die Sparkassen verbinden als Hausbanken regionale Nähe mit fachkundiger Beratung und schaffen den Zugang zu staatlichen Fördermitteln, die ein effizienter Hebel zur nachhaltigen Transformation sind und sozusagen die vorhandenen Kreditmittel vervielfältigen.“

Der Sparkassenverband Bayern spricht sich darüber hinaus gemeinsam mit führenden Verbänden und Kammern in Bayern dafür aus, eine spürbare Entlastung bei der Finanzierung mittelständischer Unternehmen zu schaffen. In einem gemeinsamen Positionspapier für eine maßvolle Regulierung fordern sie wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für Kreditinstitute und eine deutliche Entbürokratisierung auf europäischer und nationaler Ebene. Denn: Gerade kleine und mittlere Unternehmen haben zunehmend Schwierigkeiten, Finanzierungen zu erhalten. Gründe sind nicht nur wirtschaftliche Unsicherheiten, sondern auch überbordende regulatorische Vorgaben, die sich direkt auf die Kreditvergabe auswirken.

In den ersten Monaten des Jahres habe sich auch die Trendumkehr bei den Einlagen fortgesetzt, erklärte Dießl. Das Einlagenvolumen stieg seit Jahresbeginn um 2,6 Milliarden Euro (+ 52,9 Prozent) auf jetzt 206 Milliarden Euro. Die Kundinnen und Kunden schichteten dabei ihre Spareinlagen, aber auch Anlagen in Eigenemissionen der Sparkassen, in Sichteinlagen um, die jetzt wieder deutlich zunehmen (+ 5,1 Milliarden Euro, + 3,7 Prozent gegenüber Vorjahreszeitraum).

Auch im Wertpapiergeschäft zeigen die ersten Monate nach den Worten des Sparkassenpräsidenten 2025 gute Entwicklungen: Der Wertpapierumsatz lag mit 30,2 Milliarden Euro um 29 Prozent über dem des entsprechenden Vorjahreszeitraums. Die Kunden kauften 2025 bislang um 35 Prozent mehr Investmentfonds und 45 Prozent mehr Aktien und Optionsscheine als von Januar bis August 2024. Mit der neuen Depotstrategie der Sparkassen, die Wertpapierkäufe, ETF-Käufe und Kryptohandel in der Sparkassen-App erlauben wird, erwarten auch die bayerischen Sparkassen künftig deutliche Impulse für ihr Wertpapiergeschäft.

Dießl geht davon aus, dass die Rentabilitätsentwicklung der bayerischen Sparkassen für das Gesamtjahr 2025 leicht rückläufig sein wird. Mit sinkenden Zinsüberschüssen und steigendem Verwaltungsaufwand wird das Betriebsergebnis vor Bewertung unter den Ergebnissen des Vorjahres liegen. Der Verbandspräsident sieht die Sparkassen jedoch weiterhin auf einem stabilen Entwicklungspfad: „2024 war ein Jahr der Normalisierung, die Sparkassen in Bayern konnten ein ordentliches Ergebnis erzielen, das zur Stärkung der Vorsorge verwendet werden kann. Die Zahlen der ersten Monate 2025 haben erneut eindrücklich bewiesen, wie stabil die bayerischen Sparkassen sind: Ein starkes operatives Plus in allen entscheidenden Positionen. Das zeigt: Wir sind gut aufgestellt. Wir wirtschaften gut. Wir haben das Vertrauen unserer Kundschaft.“

Neuerungen im Payment

Noch im laufenden Jahr kommen verschiedene Neuerungen im Payment auf die bayerischen Sparkassen und ihre Kundinnen und Kunden zu. Der europäische Bezahldienst Wero steht als voll digitale und mobil optimierte Zahlmethode kurz vor dem Marktstart im E- und M-Commerce. Nachdem sich Wero seit Juli 2024 als P2P-Anwendung für über 1,3 Millionen Kundinnen und Kunden der Sparkassen in Deutschland etabliert hat, sind nun die technischen und strategischen Voraussetzungen geschaffen, damit es sich jetzt mit breiter Händlerakzeptanz als konkurrenzfähige Zahlungsart im europäischen Bezahlalltag verankern kann, so Stefan Proßer, Vizepräsident des Sparkassenverbands Bayern.

Zahlungsdienstleister in der Euro-Zone müssen seit dem 5. Oktober Echtzeitüberweisungen (SEPA Instant Payments) nicht nur empfangen, sondern auch senden können. Sparkassen können das schon seit einigen Jahren. Seit Kurzem müssen Kreditinstitute auch bei jeder SEPA- oder Echtzeit-Überweisung prüfen, ob der Empfängername zur IBAN passt. Dieses Verfahren soll Fehlüberweisungen und Betrug vorbeugen. Diese beiden Verpflichtungen führen dazu, dass Kreditinstitute mit großem Aufwand ihre Kunden über die geänderten Bedingungen informieren müssen. Proßer sieht darin ein erneutes Beispiel für verfehlten Verbraucherschutz: „Wir brauchen eine verbraucherfreundliche praxistaugliche Lösung für solche AGB-Änderungen: Für unwesentliche Vertragsanpassungen muss wieder die Zustimmungsfiktion gelten, so können wir eine massive Bürokratieentlastung für Verbraucher und Wirtschaft herbeiführen.“

Noch im Oktober 2025 bringen die Sparkassen eine Kassiermethode für kleine Händler in den Markt. Wo bisher am Point-of-Sale die S-POS-App das Smartphone in ein mobiles Bezahlterminal umgewandelt hat, mit dem digital und mobil kassiert werden kann, erweitert nun das Gerät S-POS-Cube das Spektrum, sodass keine Privathandys mehr eingesetzt werden müssen. Das Angebot der S-POS-App und des S-POS-Cube ist Teil der Initiative „Deutschland zahlt digital“. Denn trotz der zahlreichen Vorteile digitaler Zahlungsmethoden zögern viele Händlerinnen und Händler in Deutschland noch bei der Einführung digitaler Kassiermethoden.

Darüber hinaus bieteten seit Juli 2025 die Sparkassen mit ihrem Kooperationspartner PAYBACK ein reichweitenstarkes nationales Bonusprogramm an. Im Mittelpunkt steht dabei die Sparkassen-Card, mit der man bei teilnehmenden Partnern beim Bezahlen gleichzeitig PAYBACK-Punkte sammeln kann.

Dießl und Proßer zeigten sich überzeugt, dass die regionale Verankerung der Sparkassen die perfekte Basis für die agile Entwicklung neuer Lösungen bietet: „Die Sparkassen sind überall nah an ihren Kunden, wissen, welche Lösungen gebraucht werden, und setzen ihre Entwicklungen genau darauf an. Wo sich die Menschen und ihre Präferenzen verändern, verändern wir uns mit.“ (Friedrich H. Hettler)
 

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