Wirtschaft

Straubings Landrat Josef Laumer (links), Bayerns Finanzminister Markus Söder und Straubings Oberbürgermeister Markus Pannermayr (alle CSU) stoßen mit einer Maß Festbier auf das Gäubodenvolksfest 2015 an, das bis zum 17. August rund 1,4 Millionen Besucher in die niederbayerische Stadt lockt. (Foto obx-news/Fotowerbung Bernhard)

14.08.2015

Kronprinz Markus, der Reiche

Eine Glosse zum Gäubodenfest in Straubing

Bayerische Herrscher haben es schon öfters gern krachen lassen – etwa so wie bei der prächtigen Landshuter Hochzeit vom Sohn Herzog Georgs, des Reichen. König Ludwig I. war dagegen als Kronprinz ein Ausbund an altbayerischer Bescheidenheit! Zu seiner Hochzeit 1810 wurde von Offiziersfreunden nur ein eigenes Pferderennen veranstaltet, aus dem das Münchner Oktoberfest entstand. Der Kronprinz hat dabei nicht in Bayerns Staatskasse ge-griffen, um Gulden unters jubelnde Volk zu werfen. Dabei stand er als Thronfolger aber bereits fest!
Ganz anders der Nürnberger „Medien-Kronprinz“ Markus, der Reiche. Der Finanzminister Söder ist zwar als künftiger bayerischer Regierungschef weder gewählt noch ernannt, sondern er braucht noch diverse Mehrheiten – vom Volk und Parlament. Aber für den Nachfolge-Wahlkampf reut ihn kein Geld der Steuerzahler. Obwohl er über Tausende von Beamten gebietet, bestellt er ein teures, externes Gutachten über all das, was über bayerisch-tschechische Grenzprobleme seit einem halben Jahrhundert bekannt ist.
Aber erst, wenn er irgendwo wo persönlich auftritt, wie letzte Woche als Festredner beim Gäubodenfest in Straubing! Da wirft der Säckelwart quasi Gold-Dukaten aus der Bräukutsche unter die ihm getreu huldigenden armen Straubinger. Er hat es ja, ist ja seins! Wer ihm untertänig und für langfristige politische Ziele eventuell noch zu gebrauchen ist, kann auf die Bibelfestigkeit des Kronprinzen bauen: „Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon!“ (Luk. 16,9). Seine Konkurrenten würden das auch gern tun, aber den Mammon, mit dem man sich Freunde kauft, hat Markus, der Reiche.
Damit kein Missverständnis aufkommt: Niederbayern ist jede staatliche Förderung wert und Straubing hält es durchaus nicht für ungerecht, wenn Kronprinz Markus als Volksfestredner ein Füllhorn ausschüttet. Im Gegenteil! Die Gäuboden-Stadt hat es als sehr ungerecht empfunden, dass sie bei der Auslagerung von Behörden leer ausging. Darum verlangte die SPD prompt seine Ausladung als Festredner. Die CSU aber beharrte trotzig darauf: Der fränkische Heimatminister muss her zum Gäubodenfest und das Weiße im Auge der zornigen Straubinger schauen.
„Des hat se grentiert!“ sagt der Niederbayer. Mit diesem Nürnberger Heimat-Christkindl kann keines mithalten! Für Straubings Wissenschaftszentrum hat es 100 Millionen Euro gebracht, ein Pilotprojekt für W-Lan-Hotspots und das bald leere Karmeliterkloster in der Stadt soll auf Staatskosten in den Hochschulkomplex dort integriert werden.
Dies alles stärkt ja den ländlichen Raum, hält die Jugend in der Region und ist in der Sache richtig. Es gab aber einmal eine Zeit, in der das vom Volk erarbeitete Steuergeld vom Landtag verplant und vom Ministerrat verteilt wurde statt aus der Spendierhose eines Ministers. Aber wenn das die SPD so fordert und die CSU es sich gefallen lässt – warum leisten wir uns dann in Bayern nicht gleich wieder einen König?
(Hannes Burger)

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