Wirtschaft

Kurz und schmerzlos erklärt ein Gastronom seinen Kunden, dass sein Lokal wegen der Corona-Krise geschlossen bleiben muss.(Foto: dpa/Frank Rumpenhorst)

12.05.2020

Landauf, landab protestieren Gastronomen

Die Corona-Krise bringt den Versicherungen neben den finanziellen Folgen ein zusätzliches Problem

Nach Kritik an der Versicherungsbranche will die Allianz ihre Unterstützung für in der Corona-Krise von Betriebsschließungen getroffene Firmenkunden ausbauen. Der Marktführer kündigte am Dienstag an, ein Anfang April in Bayern für die Gastronomie verabredetes Modell solle bundesweit auch für Firmenkunden anderer Branchen gelten, die eine Betriebsschließungsversicherung ohne individuelle Klauseln abgeschlossen haben.

"Obwohl kein Versicherungsschutz aus der Betriebsschließungsversicherung besteht, stellt die Allianz den betroffenen Unternehmen freiwillig einen höheren zweistelligen Millionenbetrag zur Verfügung", sagte Dirk Vogler, Firmenkunden-Vorstand der Allianz Versicherungs-AG.

Viele Gastronomen sind zwar gegen Betriebsschließung versichert, doch sind Pandemien in Standardpolicen nicht ausdrücklich gedeckt. In anderen Fällen sind zwar Schließungen auf Grundlage des Infektionsschutzgesetzes versichert, doch sind dann oft bestimmte Krankheiten genannt - Covid-19 als neue Diagnose gehört nicht dazu.

Freiwillige Zahlungen

Die Regelung im Freistaat sieht vor, dass die teilnehmenden Versicherungen freiwillig 10 bis 15 Prozent der vereinbarten Tagessätze zahlen. 70 Prozent können nach Einschätzung des bayerischen Wirtschaftsministeriums durch Staatshilfen abgedeckt werden. Ursprünglich waren die Allianz, die Versicherungskammer Bayern und die Haftpflichtkasse beteiligt, mittlerweile haben sich laut Ministerium fünf weitere Unternehmen angeschlossen: HDI, Zurich, Signal Iduna, Gothaer und Nürnberger. 

Allianz und Versicherungskammer melden ein positives Echo: "Bereits jetzt haben sich bundesweit fast zwei Drittel unserer Kunden für die Annahme des Angebotes entschieden", sagte Allianz-Manager Vogler dazu. In Bayern seien es rund 70 Prozent. Die Allianz geht davon aus, dass viele weitere Kunden das Angebot bis Ende Mai annehmen werden. Grundsätzlich hatte Konzernchef Oliver Bäte vergangene Woche betont, die Allianz wolle für nicht versicherte Schäden auch nicht zahlen.

Die Versicherungskammer - der größte öffentlich-rechtliche Versicherer in Deutschland - nannte keine konkrete Zahl, sondern erklärte stattdessen, die Mehrheit der Kunden mit Betriebsschließungspolice habe das Angebot angenommen. Das ebenfalls in München ansässige Unternehmen sprach von einem "emotional stark aufgeladenen Umfeld".

Prozesswelle

Den Gerichten könnte eine Prozesswelle bevorstehen. Ein Beispiel: Die Betreiber der "Erlebnisholzkugel" - einer 40 Meter hohen Aussichtsplattform - im Oberpfälzer Wald kündigten am Dienstag eine Klage gegen ihren Versicherer an, ohne das betreffende Unternehmen namentlich zu nennen. Für die Versicherer wird die Lage zusätzlich kompliziert, weil der Dehoga-Bundesverband die bayerische Lösung lediglich zur "Option" erklärt und die Übernahme nicht ausdrücklich empfohlen hat.

Der Allianz-Mutterkonzern meldete zum Jahresauftakt trotz coronabedingter Einbußen immer noch einen hohen Gewinn. Covid-19 habe die Allianz bislang 700 Millionen Euro gekostet, sagte Finanzvorstand Giulio Terzariol. Im Vergleich zum Vorjahr sank der Nettogewinn im ersten Quartal um knapp 29 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro.

Das ursprüngliche Ziel von 11,5 bis 12,5 Milliarden Euro operativem Gewinn ist mittlerweile Makulatur, eine neue Gewinnprognose steht noch aus.
(Carsten Hoefer, dpa)

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