Die Kunden kommen aus aller Welt nach Coburg. Geschäftspartner des Automobilzulieferers Brose oder des Verpackungsspezialisten Schuhmacher - oder auch die anderer großer Unternehmen in der Region - nutzen für ihre Reisen gerne das Flugzeug. Dunklere Herbsttage und Nebel erschweren es den Piloten aber, ihre Werks- und Geschäftsmaschinen auf kleineren Flugplätzen zu starten und zu landen. Zumal dort meistens nur der Anflug auf Sicht erlaubt ist. Weil der Verkehrsflugplatz auf der Brandensteinsebene in Coburg über eine Ausnahmegenehmigung verfügt, ist dort trotz einer nicht ausreichenden Anflugbefeuerung auch Instrumentenflugverkehr erlaubt. Die erlischt jedoch Ende 2019. Deshalb suchen die Akteure vor Ort schon seit Jahren nach einer Lösung.
Die scheint nun in Sicht zu sein. Aber die Lösung sieht anders aus, als es Wirtschaft und Kommunalpolitiker seit Jahren geplant haben. Denn eigentlich hätte nahe Coburg ein neuer Verkehrslandeplatz gebaut werden sollen. Doch nun könnte auch der bisherige Landeplatz auf der Brandensteinsebene weiter genutzt werden. Denn die Flugrichtlinien für bereits bestehende Flugplätze sind auf europäischer Ebene im Mai dieses Jahres geändert worden. Nun könnte auf dem Platz dauerhaft Instrumentenflugverkehr erlaubt werden. Das hatte Staatskanzleiminister Marcel Huber (CSU) kürzlich bei einem Besuch in Coburg mitgeteilt. Seiner Meinung nach sollte "eine Kombilösung in Erwägung gezogen werden, die einen Weiterbetrieb des Flugplatzes Coburg-Brandensteinsebene mit einem für etwas größere Maschinen ertüchtigten Flugplatz Bamberg-Breitenau kombiniert". Für die Staatsregierung liege die Priorität darin, den besonderen Bedarf der im Raum Coburg ansässigen Unternehmen im Bereich des Flugverkehrs zu decken, betont Huber.
Damit könnte der Streit beendet werden, der seit Jahren um die Planungen für einen neuen Verkehrslandeplatz tobt. Vertreter aus Wirtschaft und Politik hatten sich zusammengeschlossen zur Projektgesellschaft Verkehrslandeplatz Coburg. Ein ganz neuer Flugplatz, der alle sicherheitsrelevanten Aspekte berücksichtigt, sollte entstehen.
Nach einem aufwendigen Raumordnungsverfahren blieb von drei möglichen Standorten Bieberbach, Glossenberg und Meeder-Naida nur letzterer als bevorzugte Variante auf den Reißbrettern stehen. 2014 beantragte die Projektgesellschaft das Planfeststellungsverfahren, welches seither beim Luftamt Nordbayern vorliegt. Das hat bisher zwar noch nicht entschieden. Aber die Prüfung hat zwei Problemfelder aufgezeigt.
Erstens hat die Deutsche Flugsicherung beanstandet, dass über dem bewaldeten Callenberger Forst das Anfliegen zu gefährlich ist. Ein Argument, das der Geschäftsführer der Projektgesellschaft, Willi Kuballa, so nicht gelten lassen möchte. "Das hätte uns doch in dem vorangegangenen Raumordnungsverfahren schon mitgeteilt werden können." Diesen Punkt habe man allerdings klären können, indem die Landebahn nicht wie geplant von Norden, sondern von Süden aus angeflogen worden wäre.
Gravierender waren die Einwände mit Blick auf den Naturschutz. Weil das Gebiet unter anderem als Vogel-Durchzugsgebiet von europäischem Rang ausgewiesen ist, wurde es für die Planer schwierig, ihr Vorhaben durchzusetzen. "Selbst mit Ausgleichsflächen sind wir nicht weitergekommen", sagt Kuballa. Wieder wurde eine Alternativenprüfung vorgeschlagen und Meeder-Naida auf Eis gelegt.
Gegen einen Neubau formierte sich auch großer Widerstand in der Bevölkerung. Gruppierungen wie die "Bad Rodacher Bürgerinitiative" und die "Region gegen einen neuen Verkehrslandeplatz" kämpften gegen die Planungen. Sie sagen, dass ein Neubau nicht unbedingt notwendig sei und die Belastungen für Anwohner und Umwelt zu groß wären. Die aktuellen Entwicklungen scheinen daher ganz in ihrem Interesse zu liegen. So wie es aussieht, sind die Planungen für einen etwaigen Neubau nach dem überraschenden Vorstoß von Staatskanzleiminister Huber vorerst vom Tisch.
Der von Huber ins Spiel gebrachte Bamberger Verkehrslandeplatz wird inzwischen von den Stadtwerken Bamberg betrieben, zuvor hatte ihn die US-Armee genutzt, die vor drei Jahren die Stadt verlassen hatte. Die Anlage müsste nun für den Instrumentenflugverkehr von Flugzeugen und Helikoptern ertüchtigt werden.
Wären damit also die jahrelangen millionenschweren Planungen für den Neubau umsonst gewesen? "Nicht ganz", findet Kuballa. "Langfristig brauchen wir trotzdem einen neuen Verkehrslandeplatz." Zwar würden die relevanten Sicherheitsaspekte auf der Brandensteinsebene mit einem Ausbau erhöht - "aber nicht ausreichend." Zudem könne die kurzfristige Änderung der Flugrichtlinien jederzeit wieder korrigiert werden, wirft Kuballa ein. Ob der neue Flugplatz dann in Meeder-Naida steht oder woanders, sei für ihn zweitrangig.
(Stephan Großmann, dpa)
Kommentare (0)
Es sind noch keine Kommentare vorhanden!