Wirtschaft

Jahrhundertelang war der Meisterbrief die Krönung einer handwerklichen Ausbildung in Deutschland. (Foto: dpa/Britta Pedersen)

18.12.2020

Meister bringt oft mehr als Master

Zwölf Jahre nach Abschluss der Lehre beträgt der Gehaltsunterschied bereits 122.000 Euro

Nach der Lehre den Meisterbrief anstreben – oder doch lieber ein Hochschulstudium absolvieren: Das kann große Unterschiede beim Gehalt bringen, wie eine aktuelle Studie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg zeigt.

122.000 Euro: So viel Geld haben Männer – die Untersuchung konzentrierte sich auf sie –, die im Anschluss an eine Lehre die Ausbildung zum Meister oder Techniker absolviert haben, zwölf Jahre nach Beendigung ihrer Ausbildung im Durchschnitt mehr verdient als ihre Kollegen aus der Lehrzeit, die danach zum Studium an eine Hochschule oder Universität gewechselt sind. Oder anders formuliert: Meister bekamen in diesen zwölf Jahren gute vier Jahreseinstiegsgehälter, die vergleichbare Akademiker nach ihrem Studium erzielen können, mehr auf ihr Gehaltskonto eingezahlt. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie des Professors für Betriebswirtschaftslehre, Personal und Organisation an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Thomas Zwick.

„Im Jahr 2014 haben in Deutschland rund 40.000 Personen eine tertiäre Berufsausbildung abgeschlossen – sich also nach der Lehre zum Meister oder Techniker fortgebildet beziehungsweise ein Studium angeschlossen“, sagt Thomas Zwick. Er zog unter anderem Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg von insgesamt 272.439 männlichen Lehrlingen, die zwischen 1993 und 2007 die duale Lehrlingsausbildung abgeschlossen haben, heran und verknüpfte sie mit weiteren Datenbanken. „Durch unseren Beobachtungszeitraum von maximal 17 Jahren konnten wir für viele Arbeitnehmer*innen die realen Verdienstprofile nach Abschluss ihrer Lehrausbildung über die gesamte erste Hälfte der Berufslaufbahn erstellen.“

Vergleich ist nicht zielführend

Kritik an der Studie kommt von der vbw – Vereinigung der bayerischen Wirtschaft: es sei „nicht zielführend, gleichwertige, aber nicht gleichartige Qualifikationsstufen wie Meister und Master miteinander zu vergleichen“, so Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. „So werden oft Meister besser bezahlt als Master-Absolvent*innen – zum Beispiel, wenn sie einen Fertigungsbereich leiten. Dies gibt es häufig aber auch umgekehrt. Die Durchschnitte des Verdiensts für einen Vergleich heranzuziehen ist schlichtweg nicht dienlich. Für das Gehalt ist nicht in erster Linie der Abschluss entscheidend, sondern Faktoren wie Fachrichtung, Branche oder Tätigkeitsanforderungen“, findet Brossardt.

Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) ist der Ansicht, dass „akademische und berufliche Bildung gleichwertig und nicht in Konkurrenz zu sehen“ seien. Vielmehr ermögliche es „unser vielseitiges Bildungssystem jungen Menschen, aus dem umfassenden, hochwertigen Bildungsangebot den Weg zu wählen, der zu deren Begabung, Interesse, Anlage und Berufswunsch bestmöglich passt“, so der Ressortchef.

Der Professor hält dagegen: „Der wichtigste Aspekt der Arbeit ist, dass die realen Einkommensverläufe von Meistern und Akademikern vergleichbar gemacht werden.“ Denn neben der Wahl des Ausbildungspfads bestimmten viele Faktoren das Lebenseinkommen. „So können wir davon ausgehen, dass mehr Akademiker gerne komplexe und abstrakte Fragestellungen lösen als Meister. Diese Fähigkeit wird jedoch auf dem Arbeitsmarkt belohnt“, erläutert Zwick. Um deshalb einen fairen Vergleich zwischen den Gruppen zu gewährleisten, wurden im Rahmen der Studie jeweils Pärchen von einem Meister und einem Akademiker gebildet, die während der Ausbildungsphase möglichst identisch waren. So haben sie beispielsweise sehr hohe Ähnlichkeiten bei Ausbildungsberuf, Eintrittsjahr in die Ausbildung, schulische Bildung, Einkommen während der Lehre und viele weitere Charakteristiken.
(André Paul)

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