Ich brauche keine Manager, die mir mitteilen, dass sie Werke schließen. Ich brauche Manager, die Ideen haben, wie es weitergeht!“ Mit diesen Worten lobte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei der Grundsteinlegung die Erweiterung des Transformatorenwerks von Siemens Energy in Nürnberg. Der Münchner Technologiekonzern investiert in der Frankenmetropole und schafft so 350 neue Arbeitsplätze. Mit der Investition reagiert Siemens Energy auf die stark gestiegene weltweite Nachfrage nach Großtransformatoren für den Netzausbau.
Söder betonte auf Fränkisch, dass das Nürnberger „Draffowerk“ einen Innovationsvorsprung im weltweiten Wettbewerb hat. Das bestätigte auch Christian Bruch, Vorstandschef von Siemens Energy, der Staatszeitung: „Wir haben ja mehrere dieser Werke in der ganzen Welt. Aber Nürnberg hat sich im Wettbewerb, der vor allem ein europäischer Wettbewerb war, durchgesetzt.“ Damit habe Nürnberg die interne Siemenskonkurrenz aus Kroatien ausgestochen.
Nürnbergs Südstadt in Siemens Energy City umbenennen
Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) hob hervor, dass Totgesagte länger leben. Denn das Trafowerk war schon vielfach Gegenstand von Schließungsdiskussionen. Er betonte, dass Nürnberg nach wie vor eine wichtige Industriestadt ist. Deutschlandweit liege die Frankenmetropole auf Platz sechs. Angesichts des Investments von Siemens sei zu überlegen, ob die Nürnberger Südstadt, in der sich das Trafowerk und andere Siemensbereiche befinden, nicht in „Siemens Energy City“ umbenannt werden sollte.
Ministerpräsident Markus Söder unterstrich, dass Deutschland ohne Industrie keine Chance habe. Gerade digitale, von künstlicher Intelligenz getriebene Prozesse, würden bei der Steuerung von Maschinen immer wichtiger. Insofern liege die Zukunft in der Verbindung von digitalen Anwendungen mit dem Maschinen- und Anlagenbau. Söder betonte auch, dass der Standort Deutschland wieder wettbewerbsfähig werden muss. Daran arbeite die Koalition in Berlin. „Bayern könnte ohne Deutschland, aber Deutschland ohne Bayern? Und Bayern ohne Franken?“, fragte Söder launig angesichts der politischen, wirtschaftlichen und technologischen Herausforderungen. Er ist jedenfalls froh, dass „Siemens immer noch für deutsche Wertarbeit steht“.
In Nürnberg werden seit 1912 Transformatoren hergestellt
Derzeit beschäftigt Siemens Energy knapp 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Werk in Nürnberg, in dem seit dem Jahr 1912 Transformatoren produziert werden. Aufgrund der erhöhten Nachfrage soll das Werk nun um rund 16 000 Quadratmeter erweitert werden, die Produktionskapazität wird so um circa 50 Prozent erhöht. Die Baumaßnahmen erfolgen im laufenden Betrieb. Die neuen Fertigungsflächen sollen 2028 zur Verfügung stehen. Der Freistaat Bayern fördert den Ausbau des Transformatorenwerks als regionalwirtschaftlich bedeutendes Zukunftsprojekt mit einer Technologieförderung von bis zu 20 Millionen Euro – mit dem Ziel, den Innovationsstandort Nürnberg auch in Forschung und Entwicklung nachhaltig zu stärken.
„Nürnberg wird ein Zentrum der Energiewende: Mit einer Investition von 220 Millionen Euro schafft Siemens Energy 350 moderne Arbeitsplätze dort, wo seit über einem Jahrhundert bereits erfolgreich Energiegeschichte geschrieben wird. Mit bis zu 20 Millionen Euro stärken wir allein bei diesem Projekt die Forschung und Entwicklung. Wir schaffen damit ein Klima für wirtschaftsfreundliche Zukunft, sichere Arbeitsplätze und umweltfreundliche Technologien“, so Söder. Transformatoren und Konverter aus Nürnberg seien essenziell für sichere Stromnetze und ein wichtiger Baustein für die Energiewende. Die Technik von Siemens Energy sei die Voraussetzung für eine erfolgreiche Klimapolitik und der Freistaat fördere die Transformation nach Kräften. Siemens-Unternehmen sind laut Söder seit über 100 Jahren in Nürnberg verwurzelt – ein Standort mit Tradition, Innovation und internationaler Strahlkraft.
Schlüsseltechnologien für die Energiewende weltweit
„Deutschland bleibt attraktiv, wenn Wirtschaft und Politik gemeinsam Verantwortung übernehmen“, sagte Siemens Energy-Vorstandschef Christian Bruch. „Siemens Energy verfügt in Nürnberg über 113 Jahre Erfahrung im Transformatorenbau, hochqualifizierte Mitarbeitende mit dem nötigen Know-how sowie eine gute Infrastruktur. Das sind die richtigen Voraussetzungen, um Schlüsseltechnologien für die Energiewende weltweit auch zukünftig aus Deutschland heraus zu liefern.“
Transformatoren befinden sich an fast allen Knotenpunkten des Stromnetzes, um verschiedene Spannungsebenen zu verbinden und so Strom über lange Distanzen hinweg transportieren zu können. Die in Nürnberg gefertigten Transformatoren werden weltweit in großen Energie-Infrastrukturprojekten eingesetzt – zum Beispiel zur Anbindung von großen Offshore-Windparks, zur Netzstabilisierung oder in internationalen Stromverbindungen, die den Energieaustausch zwischen Ländern ermöglichen.
Bereits 2024 hatte Siemens Energy angekündigt, am selben Standort 90 Millionen Euro in eine neue Fertigung für Konverter zu investieren. Insgesamt hat Siemens Energy in den letzten drei Jahren rund eine Milliarde Euro in Deutschland investiert. 2024 hat der Konzern rund 1300 neue Stellen in Deutschland geschaffen, bis Ende 2026 sollen bis zu 1500 weitere Stellen dazukommen.
(Ralph Schweinfurth)
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