Wirtschaft

Freuen sich über das neue Reittherapiezentrum (v.l.): Uwe Kaplirz zu Sulewicz, Gerhard John, Werner Otto, Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen und Hans-Peter Schmidt, Aufsichtsratsvorsitzender der Nürnberger Versicherung. (Foto: Lebenshilfe Nürnberger Land)

07.09.2012

Pferdl für kleine Patienten

Sponsoren aus der Wirtschaft ermöglichten den Bau eines zweiten Lebenshilfe-Reittherapiezentrums in Bayern

Die Lebenshilfe Nürnberger Land setzt aufs Pferd. „Wir haben uns was getraut“, sagte Gerhard John, Vorstandsvorsitzender der Lebenshilfe Nürnberger Land e. V. und stellvertretender Vorsitzender der Lebenshilfe Bayern e. V., bei der Einweihung des eigenen Reittherapiezentrums auf dem Lebenshilfe-Gelände in Lauf-Schönberg.
Stolz ist der Verein auf das über 3500 Quadratmeter große Gelände mit einer 400 Quadratmeter großen Reithalle aus heimischen Hölzern und der 800 Quadratmeter großen Außenreitanlage – dazu fünf Boxen plus viel Stauraum und Regenwasseraufbereitung für Gießwasser und Toilettenspülung. Ab sofort gibt es nun in Bayern, neben Ingolstadt, ein zweites Lebenshilfe-Reittherapiezentrum.
Dass das Reittherapiezentrum etwas Besonders ist, zeigten die hochkarätigen Redner und Paten, die den Bau symbolisch einweihten: Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) – selbst passionierte Reiterin und Ehrenmitglied des Deutschen Kuratoriums Therapeutisches Reiten (DkthR), Hans-Peter Schmidt, Aufsichtsratsvorsitzender der Nürnberger Versicherung und Präsident des Bayerischen Reit- und Fahrverbands sowie Präsidiumsmitglied der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, Uwe Kaplirz zu Sulewicz, stellvertretender Vorsitzender des DkthR und Vertreter der Deutschen Reiterlichen Vereinigung sowie Architekt Norbert Thiel, Atelier 13 und Lebenshilfe-Vorsitzender Gerhard John.
„Das Pferd ist neben dem Menschen das wichtigste Wesen“, so Hans-Peter Schmidt. „Ohne Pferde als starke, schnelle, ausdauernde Träger von Personen, Informationen und Gütern hätte sich die Menschheit kulturell, wissenschaftlich und wirtschaftlich erheblich langsamer entwickelt. Die positive und heilende Wirkung des Umgangs mit unserem Partner Pferd, können wir beim Therapeutischen Reiten erleben.“
Die Nürnberger ist aktiv im Pferdesport engagiert. Die unternehmenseigene, bundesweite Dressurreihe Nürnberger Burg-Pokal hat sich im Spitzensport und in der Nachwuchsförderung einen Namen gemacht. Der artgerechten Umgang des Menschen mit dem Pferd auf der Grundlage jahrtausende langer Erfahrung steht dabei im Mittelpunkt.
Seit 2007 gehört die Reittherapie zum Angebot der Lebenshilfe Nürnberger Land. „Dass wir uns an dieses Projekt wagten, haben wir Hans-Peter Schmidt, Honorarkonsul der Tschechischen Republik und Aufsichtsratsvorsitzenden der Nürnberger Versicherung, zu verdanken“, betonte Gerhard John. „Es war zunächst eine Idee. Dass wir heute unser eigenes Reittherapiezentrum einweihen können, ist auch ein großer Verdienst von Herrn Schmidt.“ Er nannte den Aufsichtsratsvorsitzenden einen „Impulsgeber, Schritt- und Mutmacher zum Aufbau einer eigenen Einrichtung ‚Therapeutisches Reiten’“. Hans-Peter Schmidt sei auch „Türöffner“ zu wichtigen Kontakten, wie beispielsweise der renommierten Reitplatzfirma Otto in Altdorf.
490 000 Euro beträgt die augenblickliche Gesamtkostenschätzung für den Bau der Anlage. „Hinsichtlich der Investitionskosten können wir aufgrund der großen Aufmerksamkeit unserer Freunde und Gönner sowie der eingestellten Rücklagen ruhig schlafen“, formulierte John über den durch die Lebenshilfe zu tragenden Eigenanteil von 165 000 Euro. Man könne daher allen Spendern gar nicht genug danken. Als wahren Glücksfall bezeichnet er, dass die Nürnberger das Projekt als Hauptsponsor – finanziell und ideell unterstützt. Besonders dankte er der Sparkasse Nürnberg, Dachser Logistics, der N-ERGIE, dem Rotary Club des Nürnberger Landes, den Lions-Club Nürnberg-Netserve, EuWe – Eugen Wexler, dem Pferdesporthaus Loesdau, der Wilhelm-Löhe-Schule Nürnberg sowie den großartigen Privatspendeninitiativen von Marcel Schneider und Ute Scholz.
Mit dem Reittherapiezentrum sind nun die räumlichen Voraussetzungen für das ganzheitliche Förder- und Betreuungskonzept der Lebenshilfe Nürnberger Land, rund um Hippotherapie, heilpädagogisches Reiten und Voltigieren der Lebenshilfe Nürnberger Land, geschaffen. Die besten Voraussetzungen, die Reittherapie nun verstärkt für Erwachsenen mit Behinderung zu optimieren.
Wermutstropfen bleibt, dass die Behandlung am Pferd bis heute von den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland nicht übernommen wird. Daher sorgt sich John über die laufende Finanzierung. Nur für die Jüngsten übernimmt der Bezirk als Komplexleistung Therapiekosten der Frühförderung. Um auch die notwendige Therapie für ältere Kinder und Erwachsene aus einkommensschwachen Familien zu bezahlen, hat die Lebenshilfe einen Therapiespendenfonds eingerichtet.
„Bitte tun Sie alles – vielleicht mit Unterstützung Ihres zuständigen Kollegen, Herrn Bundesgesundheitsministers Daniel Bahr, um die Krankenkassen zu bewegen, die Reittherapie endlich als Kassenleistung anzuerkennen!“, appellierte John herzlich an die Ministerin. Die Kassen sollten sich ein Beispiel an der Nürnberger nehmen, die die Reittherapie fördert. Es lohne sich. (BSZ)

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