Wirtschaft

Mehrere Hundert Mitarbeiter des Industriegase Herstellers Linde-AG demonstrierten heute in Münchengegen die geplante Linde-Praxair-Fusion vor dem Gebäude des Unternehmens in der Innenstadt. (Foto: dpa)

27.04.2017

Protest gegen Praxair-Fusion bei Linde

Tausende Arbeitsplätze könnten verloren gehen

Linde-Beschäftigte haben heute an mehreren deutschen Standorten gegen die geplante Fusion mit dem US-Gasekonzern Praxair protestiert. Sie fürchten den Verlust tausender Arbeitsplätze und der Mitbestimmung. Bei einer Kundgebung vor der Linde-Konzernzentrale in München kritisierte der bayerische IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler den Linde-Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Reitzle: "Wenn Herr Reitzle die Fusion mit seiner doppelten Stimme im Aufsichtsrat durchpeitschen will, ist das ein Vorgang, der seinesgleichen sucht. Es kann keine Fusion gegen den Willen der Beschäftigten geben."

Xaver Schmidt, der für die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie im Aufsichtsrat von Linde sitzt, sagte, ein hochprofitabler Traditionskonzern wie Linde eigne sich "nicht für Monopoly-Spielchen seines Aufsichtsratsvorsitzenden". Um die geplanten Synergien von jährlich einer Milliarde Euro zu heben, seien massive Stellenstreichungen zu erwarten. Linde brauche Praxair nicht.

Größter Gaskonzern der Welt

Reitzle und Vorstandschef Aldo Belloni wollen Linde mit dem US-Konkurrenten Praxair zum größten Gasekonzern der Welt verschmelzen. Die Spitze des neuen Konzerns würde in den USA, die Holding in Dublin angesiedelt. Die Fusion soll nach den Plänen der Konzernvorstände jährlich eine Milliarde Euro an Synergien bringen. Gewerkschaften und Betriebsrat befürchten aber den Verlust von Tausenden Arbeitsplätzen bei Linde in Deutschland und Europa, weil drei Viertel der Synergien zu Lasten der Beschäftigten hier gingen. Außerdem würde die Mitbestimmung ausgehöhlt, weil die Holding in Dublin und die Konzernspitze in den USA angesiedelt würde.

Rasch entscheiden


Reitzle und Belloni möchten den Fusionsvertrag dem Aufsichtsrat möglichst rasch zur Entscheidung vorlegen. Eine bereits für den 3. Mai geplante Aufsichtsratssitzung wurde allerdings abgesagt.
Sollte die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat geschlossen gegen die Fusion stimmen - also einschließlich der Stimme des Dresdner Betriebsratschefs Frank Sonntag -, würde Reitzle den Zusammenschluss mit seiner zweiten Stimme als Aufsichtsratschef durchsetzen, hatte er bereits angekündigt. Eine so gewaltige Veränderung gegen den geschlossenen Widerstand der Arbeitnehmerseite wäre aber in der deutschen Wirtschaft sehr ungewöhnlich. Doch Sonntag steckt in der Zwickmühle. Er war am Mittwoch in Pullach und wollte sich auf dpa-Anfrage nicht äußern.
(Roland Losch, dpa)

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