Wirtschaft

Die Staatsanwaltschaft sieht rot: Heute wurde die Audi-Zentrale in Ingolstadt und das Audi-Werk in Neckarsulm durchsucht. (Foto: dpa)

15.03.2017

Razzia wegen Diesel-Skandals bei Audi in Ingolstadt und Neckarsulm

Mehr als 100 Staatsanwälte im Einsatz

Nach einem schwarzen Jahr wollte Audi-Chef Rupert Stadler auf der Jahrespressekonferenz den Blick eigentlich in eine bessere Zukunft richten: Elektro-Autos, Digitalisierung, Pilotprojekte - nach dem Diesel-Skandal "werden wir uns neu erfinden", so stand es in seinem Manuskript. Doch dann standen am Mittwoch früh plötzlich Staatsanwälte und Beamte des bayerischen Landeskriminalamts mit einem Durchsuchungsbefehl in der Audi-Zentrale in Ingolstadt. Stadlers Tag war im Eimer.

Die Überraschung ist den Ermittlern gelungen. Schon im Herbst 2015 hatten die US-Behörden Abgas-Manipulationen aufgedeckt, auch bei Dieselmotoren von Audi. Audi hat sie längst zugegeben und auch einen gerichtlich abgesegneten Vergleich mit den US-Behörden geschlossen. Der Diesel-Skandal habe Audi bislang 1,86 Milliarden Euro gekostet, weitere Rückstellungen seien nicht mehr notwendig, sagte Finanzvorstand Axel Strotbek am Mittwoch. Die Sache schien eigentlich weitgehend abgeschlossen.

Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt


Doch die Staatsanwaltschaft München hat jetzt ein Ermittlungsverfahren eröffnet, gegen Unbekannt. Mit den zeitgleichen Durchsuchungen bei Audi in Ingolstadt und Neckarsulm, in Wolfsburg und auch in Wohnungen will sie herausfinden, wer beteiligt war an der manipulierten Abgas-Software und an den falschen Versprechen gegenüber den Autokäufern in den USA. "Betrug und strafbare Werbung" lautet der Vorwurf.

Stadler sagte: "Weder bei mir zuhause noch in meinem Büro ist durchsucht worden." Er verwies auf die intensiven Ermittlungen der US-Anwaltskanzlei Jones Day bei Audi und auf den Aufsichtsrat des VW-Konzerns, der sich im Februar klar hinter ihn gestellt hatte. Er habe sich stets für die Aufklärung der Diesel-Affäre eingesetzt, sie "ist aktuell mein zentraler Job als Vorstandsvorsitzender", sagte Stadler, der am kommenden Freitag 54 Jahre alt wird.

Über "Diesel-Thematik" gestoplert


Seit 2007 steht der Betriebswirt an der Spitze von Audi, als erster Nicht-Ingenieur auf diesem Posten. Bereits zwei Audi-Technikvorstände - Ulrich Hackenberg und dessen Nachfolger Stefan Knirsch - stolperten über die "Diesel-Thematik". Vier Audi-Mitarbeitern wurde gekündigt. Gegen den ehemaligen VW-Chef Martin Winterkorn und 30 weitere Personen ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig. Aber Stadler steht.

Allerdings läuft es nicht mehr so rund. Stadlers erklärtes Ziel, Mercedes und BMW zu überholen und die Nummer eins in der Oberklasse zu werden, ist immer weiter entfernt - die Wettbewerber wachsen, Audi schrumpft seit Jahresbeginn. Es gibt viele Baustellen bei Audi: In China hat ein Streit mit Händlern die Verkäufe einbrechen lassen. In Mexiko hat Audi soeben ein SUV-Werk eröffnet - beim Export in die USA drohen neuerdings Zölle. In Großbritannien, dem viertgrößten Audi-Markt, verwässert der Kursrutsch des Pfunds nach der Brexit-Entscheidung den Gewinn.

Audi muss sparen


Im vergangenen Jahr sank der Gewinn im laufenden Geschäft um 5,6 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro. Dazu kamen noch die Diesel-Kosten. Um trotzdem in neue Modelle und in Zukunftstechnologien investieren zu können, muss Audi sparen. Warum soll Auto weiterhin Zweitürer anbieten, obwohl sie weniger verlangt werden? "Oder Motoren: Warum braucht jeder Vierzylinder vier Leistungsvarianten?", sagte Stadler. Nach der Dieselkrise "stellen wir bei Audi jetzt alles auf den Prüfstand" und können "Dinge weglassen, die uns lieb und geläufig geworden sind".

Den Ausblick für das laufende Jahr überließ Stadler seinem Finanzvorstand Strotbek: Verkaufszahlen, Umsatz und Betriebsgewinn sollen steigen. Aber das war bei der Jahrespressekonferenz nur noch eine Randnotiz.
(Roland Losch, dpa)

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