Wirtschaft

Siemens kriegt seine großen Gasturbinen in Deutschland und Europa nicht mehr los. (Foto: Siemens)

16.11.2017

Siemens will fast 7000 Jobs streichen und Werke schließen

Probleme in der Kraftwerks- und in der Antriebssparte kosten weltweit Arbeitsplätze

Der Elektrokonzern Siemens will wegen der Probleme in der Kraftwerks- und in der Antriebssparte weltweit rund 6900 Jobs streichen, davon etwa die Hälfte in Deutschland. Zwei Werke im sächsischen Görlitz und in Leipzig mit zusammen 920 Arbeitsplätzen sollen geschlossen werden, wie das Unternehmen am Donnerstag in München mitteilte.

Durch die geplante Zusammenlegung des in Erlangen und Offenbach angesiedelten Lösungsgeschäfts der Kraftwerkssparte dürfte auch der Standort Offenbach mit rund 700 Beschäftigten vor dem Aus stehen. Für ein Werk in Erfurt prüft Siemens zudem mehrere Optionen, darunter auch einen Verkauf. Die Maßnahmen sollten möglichst sozialverträglich gestaltet werden, erklärte Siemens.

Gasturbinen kaum gefragt


Schon seit längerem wird Siemens in der Kraftwerkssparte mit weltweit rund 46.800 Beschäftigten vor allem seine großen Gasturbinen in Deutschland und Europa nicht mehr los. Das sorgt für Preisverfall und Überkapazitäten. Das Geschäftsfeld Prozessindustrie und Antriebe mit zuletzt rund 44.800 Mitarbeitern weltweit bietet etwa Getriebe, Motoren, Antriebe und Kupplungen für die Öl-, Gas- und Bergbauindustrie an. Es ist damit auch stark von den Rohstoffpreisen abhängig. In beiden Sparten hatte Konzernchef Joe Kaeser bereits Jobs gekappt.

Schon vor Bekanntgabe der Kürzungspläne hatte die Siemens-Führung auch betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen. Die IG Metall sieht darin einen Bruch der bei Siemens geltenden Vereinbarung zur Standort- und Beschäftigungssicherung. Sie hatte deshalb massiven Widerstand gegen die Pläne angekündigt. (Christine Schultze, dpa)

INFO: Die Siemens-Sparten Kraftwerke und Prozessindustrie

Die Kraftwerkssparte «Power and Gas» gehört zu den umsatzträchtigsten Geschäftsfeldern von Siemens und soll nun den Löwenanteil der Stellenstreichungen tragen. 6100 Jobs sollen hier wegfallen. Im Schlussquartal des abgelaufenen Geschäftsjahres steuerte die Sparte 3,65 Milliarden Euro zum Konzernumsatz von 22,3 Milliarden Euro bei. Weltweit arbeiteten dort Ende September 46 800 Beschäftigte, in Deutschland waren es 16 100. Die Zahlen an deutschen Standorten mit über 200 Mitarbeitern verteilten sich gerundet wie folgt: Mülheim 4500, Berlin 3700, Erlangen 2800, Duisburg 1800, Görlitz 700, Offenbach 700, Erfurt 600, Leipzig 200.

Im Geschäftsfeld Prozessindustrie und Antriebe beschäftigte Siemens zum Stichtag Ende September weltweit rund 44 800 Leute, davon 15 400 in Deutschland. Dieses Geschäft schwächelt seit einiger Zeit. Im Schlussquartal 2017 konnte Siemens erste Erfolge jüngster Einsparungen erzielen: Der Bereich kehrte im Vergleich zum Vorjahr wieder in die schwarzen Zahlen zurück. Mit 2,39 Milliarden Euro war der Umsatz im Schlussquartal zwei Prozent geringer als im Vorjahreszeitraum. Die Beschäftigungszahlen an deutschen Standorten mit über 200 Mitarbeitern verteilten sich gerundet wie folgt: Nürnberg 3400, Karlsruhe 2600, Erlangen 1700, Bocholt 1500, Voerde 1400, Ruhstorf 1000, Berlin 800, Penig 600. (dpa)

Kommentare (1)

  1. rustyoldguy am 16.11.2017
    Das ist nur der Anfang!

    Sehr bald wird es mehr Firmen erwischen. Gerade wer aus der Qualitätssicherung kommt, weis warum. Nicht nur im Maschinenbau kommt es immer mehr vor, das Teile nicht mehr selber hergestellt werden, sondern von Unterlieferanten stammen. Firma A lässt die Teile von Firma B herstellen, diese wiederum von Firma C, welche nicht in der BRD, sondern in China, Taiwan, Tschechien, Bulgarien, der Slowakei produzieren lässt. Oftmals ist nur das Etikett, welche die Teile dann bekommen aus der BRD, vielleicht nicht einmal mehr das. Meiner Schätzung nach stammen mittlerweile 40 Prozent aller Teile nicht mehr aus der BRD. Einige Firmen besitzen nicht einmal mehr die Produktionsmittel, sondern handeln nur noch mit Teilen. So etwas macht sich irgend einmal bemerkbar.
    Zuerst bei der Qualität der Teile, dann bei den Arbeitsplätzen. Man kann sich jetzt schon von der Erfolgsgeschichte von "Made in Germany" verabschieden. Aufhalten wird sich dieser Trend nicht mehr lassen. Dafür ist die Globalisierung zu weit fortgeschritten. Der Witz an der Sache ist, das heutzutage teilweise die Qualitätssicherung im Ausland besser funktioniert als bei uns. Würden einige Leute aus der Qualitätssicherung auspacken, vorausgesetzt, diese könnten ihre Behauptungen beweisen, gäbe es in der deutschen Wirtschaft ein Erdbeben.
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