Wirtschaft

Die Schiffsverbindungen für Containertransporte zwischen Asien und Europa werden neu geordnet. Für Bayern werden pro Jahr im Hafen Triest etwa 30 Millionen Tonnen umgeschlagen. (Foto: dpa)

30.11.2018

Triest – Ein Welthafen für Bayern

Nur drei Tage dauert die Schifffahrt vom Nordosten Italiens zum Suez-Kanal – das finden viele Unternehmen gut

Europäische Häfen werden für China strategisch wieder wichtiger: 90 Prozent der Waren auf dem Handelskorridor „Seidenstraße“ zwischen China und Europa werden über das Meer verschifft. Vom Duisburger Hafen verkehren bereits über den „Silk Road Economic Belt“, dem nördlich gelegenen Bereich, etwa 25 Güterzüge wöchentlich auf dem Landweg zu mehreren Zielen in China. Der Hafen Triest soll in den Planspielen der europäische Brückenkopf des südlich gelegenen Seewegs der „Maritimen Silk Road“ werden. Nur drei Tage sind es mit dem Schiff bis zum Suezkanal. Das verkürzt den Ostasien-Verkehr aus Nordwesteuropa um mindestens vier Tage. Dieser Vorteil kurzer Wege überzeugt immer mehr Industrieunternehmen, die den asiatischen Markt im Blick haben.

Triester pflegen nostalgisch verklärten Blick


Gern pflegen die Triestiner den nostalgisch verklärten Blick auf die glamouröse k.u.k.-Vergangenheit. Gegründet von den Römern noch vor Christi Geburt, war die Bistumsstadt von 1382 bis 1918 mit Österreich verbunden und verdankte dem österreichischen Kaiserhaus den Aufstieg zur erfolgreichen Handels- und Finanzmetropole. Kaiser Karl VI gründete im Jahr 1719 den Freihafen, der schließlich Venedig in seiner führenden Rolle im Handel mit dem Nahen Osten ablöste und sich zum größten Handelszentrum der Adria entwickelte. Von hier aus wurde der Suez-Kanal mitfinanziert und die Weltmarktpreise etwa für Kaffee wesentlich mitbestimmt.

Heute steht der norditalienische Umschlagplatz um die Spitzenposition im Frachthandel in Konkurrenz zu dem knapp 20 km weiter südlich gelegenen slowenischen Koper und dem griechischen Piräus, dessen Hafen 2009 von der China Ocean Shipping Company gekauft wurde. Allerdings kann sich Triest, der 18m-Tiefwasserhafen, auf eine bessere Anbindung ans Hinterland stützen. Eine Partnerschaft mit der Hafenstadt Duisburg ist vereinbart, und nun will Triest die baltisch-adriatische Achse „Danzig-Österreich-Triest“ mit EU-Unterstützung revitalisieren, wobei ein wichtiger Ausbauschritt der Semmering-Basistunnel sein wird. Eine neue Bahnverbindung zwischen Triest und Rostock wurde dieses Jahr eingeweiht. Wöchentlich werden etwa 200 Lkw von der Straße auf die Schiene verlagert. Die Transitzeit beträgt 22 Stunden.

Damit wird nicht nur der Anschluss zu den nordeuropäischen Märkten Skandinaviens geebnet, sondern „auch ein Beitrag für den Umweltschutz geleistet,“ wie Sebastian Lechner vom Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen bei einer Podiumsdiskussion der Italienischen Handelskammer München-Stuttgart zur Vorstellung des Hafens Triest in der IHK Akademie betonte. Ministerialrätin Karin Jäntschi-Haucke vom bayerischen Verkehrsministerium kommt dies entgegen, denn Bayern „wolle keine Blockabfertigung auf der Straße. Wir brauchen den intermodalen Verkehr.“

Überdurchschnittliche Wachstumsraten


Im Jahr 2018 sollen 720.000 TEU (Normcontainer) in Triest umgeschlagen werden, das ist fast doppelt so viel wie in 2016. „In zwei Jahren sind wir um fast 50 Prozent gewachsen“, so Zeno D’Agostino, der an der Spitze des Hafenverwaltungssystems steht und seit vergangenem Jahr Präsident des italienischen Hafenverbands Assoporti ist. Dennoch spielen Container angesichts von etwa 62 Millionen Tonnen Rohöl kaum eine Rolle. Die Laderaumknappheit in den Nordseehäfen und die Aussicht auf überdurchschnittliche Wachstumsraten hat die Triester Port Authority dennoch darin bestätigt, durch eine bessere Vorlaufinfrastruktur von Straßen und Schienen das Nutzungsspektrum des Hafens zu erweitern und dies mit einem langfristigen Investitionsvolumen von mehr als eine Milliarde Euro an öffentlichen und privaten Geldern zu steuern. Allen voran wird bis voraussichtlich 2019 eine Logistikplattform für insgesamt 132 Millionen Euro umgesetzt. Bis Jahresende sollen 10.000 Züge vom Hafen abfahren.

Der Hafen Triest wächst vor allem dank der besseren Bahnverbindungen und hat in den vergangenen Jahren eine Führungsposition im intermodalen Transport erobert. 2016 war Triest wieder der wichtigste Hafenstandort Italiens und schlägt laut D’Agostino jährlich 30 Millionen Tonnen allein für Bayern um – Tendenz steigend.
(Rebecca Koenig)

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