Aus Bioabfall aus der Region München umweltfreundliche grüne Wärme, Biomethan und hochwertigen Biokompost erzeugen. Mit diesem Konzept will die Wurzer Umwelt GmbH punkten und kündigt den Bau eines innovativen Bioenergiezentrums (BEZ) an ihrem Unternehmensstandort in Eitting (Landkreis Erding) an. Es könnte ein Modellprojekt für die nachhaltige Energiezukunft in Bayern werden.
Mittels eines Bioenergiezentrums, das auf einer Fläche von etwa 4 Hektar entstehen soll, ist die Wärme- und Stromerzeugung nicht nur zur Versorgung des eigenen Standorts vorgesehen. Geplant ist unter anderem auch die Produktion von bis zu 8,7 Millionen Kubikmetern hochwertigem Biomethan pro Jahr. Die Planungsphase für das BEZ ist bereits nahezu abgeschlossen. Der Baustart ist für Ende 2025 geplant, die Inbetriebnahme soll Ende 2026 erfolgen. Das Unternehmen befindet sich aktuell in Gesprächen mit potenziellen Abnehmern und Investoren.
Wurzer Umwelt bringt in das Projekt jahrzehntelange Erfahrung aufgrund der sich noch in Betrieb befindenden Bioabfallvergärungsanlage in Eitting ein. Für potenzielle Abnehmer bietet das BEZ eine sichere Grundlastversorgung für mindestens 25 Jahre. Das sollte ein starkes Argument für öffentliche und private Partner im Energiemarkt sein.
Echte Kreislaufwirtschaft
„Mit dem Bioenergiezentrum möchten wir unseren Beitrag zur Energie- und Wärmewende leisten und zeigen, dass echte Kreislaufwirtschaft ein zentrales Element der Klimastrategie sein kann“, erklärt Karsten Witte, Geschäftsführer der Wurzer Umwelt GmbH, der Staatszeitung.
Das geplante BEZ steht für Kreislaufwirtschaft in ihrer effektivsten Form: Regionale Abfallströme werden in Energie und hochwertigen Kompost verwandelt. Bereits 90.000 Tonnen Bioabfall pro Jahr können 71,9 Gigawattstunden Biomethan erzeugen. Das ist laut Witte genug, einen Teil des Versorgungsnetzes mit erneuerbarer Energie abzudecken. Bei einer Auslastung von 120.000 Tonnen jährlich seien sogar 94,5 Gigawattstunden möglich. „Wir arbeiten ausschließlich mit getrennt gesammelten Bioabfällen und geeignetem Grüngut – klimaneutral und im Einklang mit höchsten Umweltstandards“, so Witte.
Vorbild Flughafen Nürnberg
Ein Blick nach Nürnberg zeigt, wie nachhaltige Energieversorgung bereits erfolgreich umgesetzt wird. Der dortige Flughafen wird schon seit rund 17 Jahren von seinem direkten Nachbarn, dem Gemüsebaubetrieb Scherzer, mit Fernwärme versorgt. Dieser kann mit seinem Holzhackschnitzelheizwerk so viel Energie erzeugen, dass er sowohl seine Gewächshäuser als auch verschiedene Gebäude des Airports Nürnberg langfristig und umweltfreundlich mit Wärme versorgen kann. Dieses Modell nachhaltiger Energiepartnerschaft zeigt eindrucksvoll, wie durch regionale Energiequellen Versorgungssicherheit und Klimaschutz Hand in Hand gehen können. Dieses Konzept könnte zum Beispiel auch der Flughafen München anwenden. Schließlich ist er Luftlinie gerade einmal 3 Kilometer vom künftigen Bioenergiezentrum in Eitting entfernt.
Der Münchner Flughafen informiert auf Anfrage der Staatszeitung, dass die Umstellung des flughafeneigenen Blockheizkraftwerks auf Biogas im Rahmen der NetZero-Strategie der Flughafen München GmbH (FMG) einen wichtigen Baustein zur Erreichung der CO2-Reduktionsziele darstellt. NetZero bedeute, dass der Flughafen München bis zum Jahr 2035 die vom Airport beeinflussbaren CO2-Emissionen um mindestens 90 Prozent reduzieren will. Die verbleibenden rund 10 Prozent Restemissionen müssen laut FMG bei diesem Konzept aktiv und dauerhaft aus der Atmosphäre entfernt werden.
„Eine konkrete Entscheidung über die Art der Umsetzung des Einsatzes von Biogas, die zeitlichen Schritte sowie mögliche Partner und Lieferanten ist derzeit noch nicht gefallen. Hinzu kommt, dass die Beschaffung von Biogas im Rahmen wettbewerblicher Vergabeverfahren erfolgt“, sagt FMG-Pressesprecher Robert Wilhelm der Staatszeitung.
Die Wurzer Umwelt Gruppe mit Hauptsitz in Eitting steht eigenen Angaben zufolge seit 1984 für nachhaltige Entsorgung, innovative Umwelttechnik und zukunftsfähige Verwertungskonzepte. Mit umfassenden Dienstleistungen und hoher Fachkompetenz leistet das Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und zum Umweltschutz in der Region und darüber hinaus.
(Ralph Schweinfurth)
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