Wirtschaft

In Paraguays Präsidentenpalast in der Hauptstadt Asunción kümmert man sich um ein wirtschaftsfreundliches Klima. (Foto: dpa)

17.03.2017

Von Paraguay aus den Mercosur erobern

Die IHK Nürnberg für Mittelfranken informierte über das kleine Land, das beste Voraussetzungen für Geschäfte in Südamerika bietet

Die protektionistischen Tendenzen von Bayerns bisher wichtigsten Handelspartnern USA und Großbritannien zwingen die Wirtschaft zur Neuorientierung. Eine vielversprechende Möglichkeit tut sich derzeit in Paraguay auf. Das südamerikanische Land ist Mitglied im rund 260 Millionen Konsumenten umfassenden Mercosur (Abkürzung ist Mercado Común del Sur = Gemeinsamer Markt des Südens). Dieser Handelszone gehören außerdem Argentinien, Brasilien und Uruguay an. Paraguay versucht, sich derzeit als kostengünstiger Produktionsstandort im Mercosur zu positionieren. Grund genug für die IHK Nürnberg für Mittelfranken, sich diesem Land zu widmen.

Die neue Werkhalle Südamerikas


Vor Kurzem lud Nürnbergs IHK-Präsident Dirk von Vopelius ein zu einem Arbeitsfrühstück mit dem Titel „Paraguay – Die neue Werkhalle Südamerikas“. Gustavo Leite, Paraguays Industrie- und Handelsminister, und Andreas Ens, Präsident der Deutsch-paraguayanischen Handelskammer sowie Botschafter der Republik Paraguay, stellten das sieben Millionen Einwohner umfassende Land im Herzen Südamerikas vor. Mit einem Wachstum von fünf Prozent in den letzten Jahren beweist das Land neben dem krisengeschüttelten Argentinien und Brasilien eine erstaunliche wirtschaftliche Dynamik.
„Paraguay ist auf einem Weg des Wandels und ja, wir würden noch einmal nach Paraguay gehen“, sagte Moritz Weig, Chef der Moritz J. Weig GmbH & Co. KG aus Mayen in Rheinland-Pfalz. Zu seiner Unternehmensgruppe gehört auch der Wellpappe-, Kartonagen- und Gipskartonhersteller Cartones y Aguareté S.A. in Paraguay. Die Weig-Gruppe ist dort seit den 1970er Jahren aktiv und hat das Sammeln und Recyclen von Altpapier auf den Weg gebracht. Er rät aber jedem Unternehmer, der in dem südamerikanischen Land aktiv werden will, dass er das nur tun sollte, wenn er sich mit dem Land und den Menschen dort identifizieren kann. Doch das gelte wohl für jedes Auslandsengagement, egal wo auf der Welt, so Weig.

Über dieses Bekenntnis zu Paraguay freute sich selbstverständlich ganz besonders Industrie- und Handelsminister Leite: „Das beweist, dass ich ihnen keine Lügen über mein Land erzähle.“ Er skizzierte kurz die drei wichtigsten Parameter für Paraguays Wirtschaft. So verstehe sich sein Land mit seinem gigantischen Landwirtschaftssektor als einer der „Ernährer der Welt“. Rindfleisch, Soja und Maismehl sind die Hauptexportgüter. Hinzu komme die Ausfuhr von günstig erzeugtem, regenerativem Strom aus den beiden Wasserkraftwerken Itapú und Yacyretá nach Argentinien und Brasilien. Paraguay rangiert Leite zufolge auf Platz vier hinter Frankreich, Deutschland und Kanada als die größten Energieexporteure der Welt.

Investoren aus der EU bevorzugt


Doch sein Land will nicht nur von Agrar- und Stromexporten abhängig sein. Deshalb werbe man jetzt verstärkt um ausländische Investitionen, bevorzugt aus der EU, um sich als Werkbank für den südamerikanischen Markt zu positionieren. Eine motivierte junge Bevölkerung, niedrige Lohnkosten, eine Niedrigsteuerquote von zehn Prozent und Zollvergünstigungen mit der EU sind gewichtige Gründe, die für ein Engagement in Paraguay sprechen, so Leite.

Allerdings gibt es auch Schattenseiten, die ein Unternehmer aus dem mittelfränkischen Schwabach ansprach: Korruption und Paramilitärs, die den Norden des Landes kontrollieren. Leite bestritt diese Tatsachen nicht, unterstrich aber, dass die Regierung an der konstanten Verbesserung der Lebenssituation in Paraguay arbeite. Hierzu gehörten auch die von dem Schwabacher Unternehmer angesprochenen Probleme.

Eisenbahnnetz wird aufgebaut


Entscheidend für die Belieferung der großen Absatzmärkte Argentinien und Brasilien aus Paraguay heraus ist die Infrastruktur. Derzeit wird laut Leite das meiste mit Lkws transportiert. Am Aufbau eines Eisenbahnnetzes arbeite man. Auch der Transport via Binnenschiff funktioniere reibungslos. Allerdings müsse man bei jeder Just-in-time-Lieferung Grenzkontrollen mit einkalkulieren. Denn der Mercosur ist zwar eine Handels- aber keine Zollunion.

Paraguay bietet gerade Automobilzulieferern gute Perspektiven. Der in Nürnberg beheimatete Bordnetzespezialist Leoni hat in San Lorenzo, nahe der Hauptstadt Asunción, Ende 2015 ein Werk eingeweiht. Dort werden Kabelsätze für Kunden aus dem Nutzfahrzeugsegment als auch aus dem Bereich Personenkraftwagen gefertigt.

Unternehmen, die viele manuelle Arbeitsschritte haben, ihre Produkte einfach transportieren können und für den Herstellungsprozess viel Energie einsetzen müssen, sind laut Thomas Totzeck von der Roland Berger Unternehmensberatung prädestiniert für den Produktionsstandort Paraguay. Außerdem könnten sie von Förderprogrammen der brasilianischen Regierung profitieren, da in Paraguay hergestellte Produkte automatisch ein Mercosur-Label erhielten.
(Ralph Schweinfurth)

Detaillinfos zu Paraquay unter: www.ahkparaguay.com

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