Wirtschaft

„Verbund“ hat gerade die Anteile von acht Wasserkraftwerken an Inn und Donau von der deutschen E.ON samt 200 Mitarbeitern übernommen – darunter das im Bild gezeigte Kraftwerk in Nußdorf. (Foto: E.ON)

03.05.2013

„Wasserkraft ist unsere DNA“

Das österreichische Staatsunternehmen „Verbund“ wird einer der größten Energielieferanten Bayerns

Wolfgang Anzengruber ist ein österreichischer Konzernchef wie aus dem Bilderbuch: Wo seine deutschen Kollegen gern die wirtschaftliche Potenz herausstellen und mit Anglizismen um sich schmeißen, setzt er auf den berühmten Wiener Charme und viel Understatement. Dabei mischt sein Unternehmen „Verbund“ derzeit den bayerischen Strommarkt auf wie noch nie ein zweiter ausländischer Energiekonzern in der Geschichte des Freistaats. Seit diesem Monat ist das insgesamt 3000 Beschäftigte zählende staatsnahe Unternehmen – 51 Prozent der Anteile hält die Republik Österreich – der größte Wasserkrafterzeuger Bayerns und einer der wichtigsten Energielieferanten im Freistaat.
„Verbund“ hat gerade die Anteile von acht Wasserkraftwerken an Inn und Donau von der deutschen E.ON samt 200 Mitarbeitern übernommen, unter anderem in Ering (Landkreis Rottal-Inn), Egglfing (Landkreis Passau) und Nußdorf (Landkreis Rosenheim). Im Gegenzug trennt sich Anzengruber nach sechs Jahren von Anteilen in der Türkei, die wiederum gut ins Portfolio von E.ON passen.
Nun gehören dem Konzern aus der Alpenrepublik 21 Wasserkraftwerke in ganz Deutschland, er erzeugt damit jährlich rund vier Milliarden Kilowattstunden Strom (eine glatte Verdopplung der bisherigen Leistung), was dem Jahresverbrauch von 1,2 Millionen Privathaushalten entspricht – also alle Privathaushalte von München, Nürnberg und Augsburg, den drei größten bayerischen Städten, zusammengenommen. Durch den Ankauf können die Österreicher künftig mehr als die Hälfte der von ihnen erwirtschafteten Strommenge in Deutschland absetzen, außerhalb Bayerns sind sie noch in Rheinland-Pfalz engagiert.
„Wasserkraft ist unsere DNA“, gibt Vorstandschef Anzengruber die Marschrichtung vor. Kein weiteres Stromerzeugungsunternehmen dieser Größenordnung in Europa setzt so konzentriert auf diese Technologie. 123 Wasserkraftwerke betreibt „Verbund“ inzwischen insgesamt. Neben Kunden aus der Industrie wie etwa die Deutsche Bahn und Volkswagen gehören auch zahlreiche Stadtwerke zu den Abnehmern. Durch den Neuerwerb dürfte der jährliche Umsatz von aktuell 3,5 Milliarden Euro noch mal zulegen.
Konsequent „grün“ möchte „Verbund“ sein, von Braunkohlekraftwerken hat man sich getrennt, weil diese „unserer Glaubwürdigkeit“ schaden, wie Anzengruber versichert. Doch beliebig in allen alternativen Erzeugungssparten ist das Unternehmen nicht aktiv, Solarenergie oder Biomasse spielen keine Rolle, Windkraft zumindest eine deutliche bescheidenere. Es zählt primär das Wasser, das 90 Prozent der Leistung von „Verbund“ produziert. Dabei reagieren Anzengruber und sein Team auch auf den derzeit in Deutschland durch viele auslaufende Konzessionsverträge möglich gewordenen Trend zur Re-Kommunalisierung der Energieversorgung: „Wir bieten gern Beteiligungen an“, wirbt er um Akzeptanz unter den Städten und Landkreisen. Keinesfalls möchte er als ausländische Heuschrecke daherkommen, die nur vom lukrativen deutschen Markt, dem wichtigsten der EU, partizipieren will. (André Paul)

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