Die Lage in der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie (M+E Industrie) war im ersten Halbjahr 2025 nach wie vor schlecht, die Aussichten für die künftige Entwicklung haben sich aber verbessert, so Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände bayme vbm. Die inländischen Produktionspläne liegen seinen Worten zufolge wieder im positiven Bereich, Investitions- und Beschäftigungspläne würden hingegen negativ bleiben.
„Die schlechte Nachricht ist, dass die strukturellen Herausforderungen nach wie vor bestehen. Die gute Nachricht ist, dass der konjunkturelle Tiefpunkt überwunden ist,“ erklärte Brossardt. Die neue Bundesregierung stehe für diese positive Entwicklung und habe für einen Stimmungsumschwung gesorgt. Wichtig sei, dass sie jetzt nicht nachgelassen dürfe. Sie müsse weiter entschlossen handeln. Dann werdesich die bessere Stimmung auch in den hard facts niederschlagen, so der Hauptgeschäftsführer. Das werde sich dann auch in den Konjunkturzahlen widerspiegeln, fasste Brossardt die Ergebnisse der aktuellen Umfrage unter den bayme vbm Mitgliedunternehmen zusammen.
Laut Umfrage verbesserte sich die aktuelle Geschäftslage gegenüber dem Winterhalbjahr, bleibt aber im negativen Bereich. Immerhin fast jedes vierte Unternehmen bewertet diese mittlerweile als gut, berichtete der Hauptgeschäftsführer. Der Saldo aus positiven und negativen Antworten liegt im Inlandsgeschäft bei - 7,5 Punkten und im Auslandsgeschäft bei - 1,3 Punkten. Die Erwartungen für das Inlandsgeschäft sind laut Brossardt hingegen erstmals seit vier Jahren wieder positiv. 36 Prozent erwarten in den kommenden sechs Monaten eine Verbesserung, nur noch sieben Prozent eine Verschlechterung.
Es wird wieder
mehr investiert
„Die Unternehmen sehen trotz der schwierigen Gesamtsituation Licht am Ende des Tunnels. Das ist eine gute Nachricht und wir hoffen, dass der ‚Drive’ der Bundesregierung noch zu weiteren Verbesserungen führen wird“, so Brossardt.
Erstmals seit zwei Jahren sind die Produktionspläne im Inland wieder im positiven Bereich. Der Saldo liegt bei +4,5 Punkten. „Während vom ersten Halbjahr kaum Impulse ausgingen, erwarten wir einen moderaten Anstieg im zweiten Halbjahr. Die Produktion dürfte im Jahresdurchschnitt 2025 um ein Prozent über dem Durchschnitt 2024 liegen“, prognostizierte Brossardt.
Bei den Investitionsplänen der M+E Unternehmen habe sich die Schere zwischen Inland und Ausland geschlossen, es bleibe jedoch noch eine beträchtliche Lücke bestehen. So sind die inländischen Investitionspläne nach Brossardts Worten im Saldo immer noch negativ (- 8,3 Punkte), während die ausländischen bei + 18,7 Punkten liegen.
„Die nachlassende Investitionszurückhaltung ist nicht zuletzt auch der neuen Bundesregierung zu verdanken. Jetzt heißt es aber, zügig weitere Maßnahmen aus dem Sofortprogramm umzusetzen, insbesondere die Flexibilisierung der Arbeitszeiten und den weiteren Bürokratieabbau. Nur so gewinnen wir wieder die Attraktivität zurück, die Investitionen an unseren Standort zieht“, findet der bayme vbm Hauptgeschäftsführer.
Die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit bleibt in Brossardts Augen auch angesichts des außenwirtschaftlichen Umfelds eine Daueraufgabe. Allen voran die Zoll- und Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump führe laut Umfrage zu deutlichen Beeinträchtigungen. So exportiert mehr als jedes zweite bayerische M+E Unternehmen in die USA. Über die Hälfte davon war bereits konkret von Zollsteigerungen betroffen und bei jeweils einem Drittel wurden Bestellungen reduziert oder verschoben.
„Bei 13 Prozent wurden Bestellungen sogar gänzlich storniert. Es zeigt sich, dass Zölle und Handelsbarrieren der Wirtschaft schaden, sie verteuern und den Außenhandel bremsen. Durch die Verhandlungslösung zwischen den USA und der EU konnte ein Handelskrieg vermieden werden und unsere Unternehmen haben endlich mehr Planungssicherheit. Die Zölle von 15 Prozent verteuern natürlich unsere Exporte, sie werden unser Wachstum reduzieren und sie erschweren allgemein den Handel mit den USA. Die Zusage der EU, Energie, KI-Chips und Rüstungsgüter zu beziehen, wird jedenfalls partiell zu Lasten von Europa gehen. Das Ausmaß lässt sich derzeit nicht absehen. Langfristiges Ziel muss bleiben, Zölle und Handelsbarrieren weiter abzubauen. Jedenfalls steigt der Druck unsere eigene Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen“, sagte Brossardt.
Abbau von
rund 20 000 Stellen
Die Beschäftigungspläne der M+E Unternehmen bleiben im negativen Bereich, zeigen aber einen positiven Trend. Mittlerweile befürchten nur noch 17,5 Prozent der Unternehmen Stellen abbauen zu müssen. „Auch wenn sich die Lage verbessert, bis Jahresende werden die M+E-Unternehmen rund 20 000 Stellen abbauen müssen. Denn die Ertragslage ist weiterhin sehr kritisch, fast ein Fünftel der Betriebe schreibt Verluste und ein weiteres Viertel muss mit einer Nettoumsatzrendite von unter zwei Prozent auskommen“, berichtete Brossardt und fügte hinzu: „Die Beschäftigten sind die Leidtragenden einer lange verfehlten Industrie- und Standortpolitik. Die Wirtschaftswende hat begonnen, wird aber noch Zeit in Anspruch nehmen.“
Auf fruchtbaren Boden bei Brossardt fiel der Vorstoß von Bundeswirtschaftsministerin Katherine Reiche (CDU), dass die Deutschen mehr und länger arbeiten sollen. (Friedrich H. Hettler)
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