Wirtschaft

Ministerpräsident Horst Seehofer (links), Tschechiens Premier Bohuslav Sobotka und Siemenschef Joe Kaeser (rechts) sprachen im Amberg über Industrie 4.0 und Digitalisierung. (Foto: Schweinfurth)

15.01.2016

„Wenn es Tschechien gut geht, geht es auch Bayern gut“

Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und sein tschechischer Amtskollege Bohuslav Sobotka kümmern sich um die Industrie 4.0

Im Elektronikwerk Amberg wird heute schon produziert, wie es in einigen Jahren in vielen Fertigungswerken Standard sein wird. Die Produkte steuern ihre Fertigung selbst. Den Maschinen wird über Codes mitgeteilt, was sie herstellen sollen. Schon Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich davon beeindruckt. Jetzt besuchten Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und sein sozialdemokratischer tschechischer Amtskollege Bohuslav Sobotka das Amberger Werk. „Industrie 4.0 wie die Digitalisierung unserer Lebens- und Arbeitswelt ist ein grenzüberschreitendes Zukunftsthema“, sagte Seehofer. Es sei eine Win-win-Situation für beide Seiten, wenn Bayern und die Tschechische Republik in diesem Feld zusammenarbeiten. „Wenn es Tschechien gut geht, geht es auch Bayern gut“, so der Ministerpräsident. Sichtlich beeindruckt von der „intelligenten“ Fabik von morgen zeigten sich Seehofer und Sobotka. Der tschechische Premier äußerte die Hoffnung, dass Siemens auch seine Werke in Tschechien digitalisieren werde. Schließlich sei Siemens bereits seit 125 Jahren im Nachbarland engagiert, wie Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser betonte.

In zehn Jahren den digitalen Wandel schaffen

Für Seehofer und Sobotka ist klar, dass die Industrie in beiden Ländern den Veränderungen durch die Digitalisierung Rechnung tragen muss. In den nächsten zehn Jahren müsse der digitale Wandel geschafft sein, um international weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, betonte der tschechische Ministerpräsident. Zur Modernisierung gehören für ihn schnelles Internet sowie die Stärkung von Partnerschaften zwischen der Wirtschaft und den Hochschulen. Das gelte auch in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit Bayern. Denn der tschechische Wohlstand sei eng mit dem bayerischen Wohlstand verknüpft – und umgekehrt. Besonders hob Seehofer die hohe Produktqualität des Siemens-Elektronikwerks in Amberg hervor. Dort würde zu 99,9998 Prozent fehlerfrei produziert. „Die Politik hat eine höhere Fehlerquote“, scherzte der Ministerpräsident.

Im 1989 gegründeten Werk in Amberg stellt Siemens vor allem speicherprogrammierbare Steuerungen (SPS) vom Typ Simatic her. Mit den über 1000 Produktvarianten werden Maschinen und Anlagen gesteuert (zum Beispiel Bordsysteme von Kreuzfahrtschiffen oder Skiliftanlagen) sowie Fertigungen automatisiert (beispielsweise in der Automobilindustrie). Auch das Elektronikwerk in Amberg nutzt die Simatic-Steuerungen für einen zeit- und kosteneffizenteren Produktionsprozess. Es steuert sich quasi selbst und konnte auf diese Weise sein Produktionsvolumen verneunfachen. Innerhalb von 24 Stunden stehen die Produkte für weltweit rund 60.000 Kunden zur Auslieferung bereit.

Jährlich stellt die Fabrik rund 15 Millionen Simatic-Produkte her. Bei zirka 230 Arbeitstagen pro Jahr bedeutet das, dass jede Sekunde ein Produkt das Werk verlässt. Der Automatisierungsgrad der Wertschöpfungskette liegt bei 75 Prozent. Produziert wird im Dreischichtbetrieb. Doch komplexe, erfahrungsbasierte Entscheidungen verbleiben überwiegend bei den Mitarbeitern. Im Amberger Elektronikwerk arbeiten rund 1300 Beschäftigte auf einer Produktionsfläche von 10.000 Quadratmetern.

Für Ministerpräsident Seehofer hatte der Besuch seines tschechischen Amtskollegen aber auch noch eine politische Dimension. „Er dokumentiert die guten Beziehungen zwischen Bayern und der Tschechischen Republik. Es ist ein Besuch ohne große Besonderheiten, so wie es eben normal sein sollte zwischen Staaten.“ Lange Zeit sei das zwischen den beiden Nachbarn leider nicht so gewesen.

Industrie 4.0 ist für beide Länder eine Chance

Siemenschef Kaeser betonte, dass Industrie 4.0 für die Wirtschaft der beiden Länder eine Chance ist: „Je eher wir sie nutzen, desto besser.“ Siemens will daher Tschechien bei diesem großen Zukunftsthema unterstützen. Der Münchner Technologiekonzern beschäftigt derzeit mehr als 9000 Mitarbeiter in Tschechien. Gegen Ende des Werksbesuchs gestand Seehofer, dass er erst durch seine Modelleisenbahn, deren Steuerung er selbst programmiert, verstanden hat, warum man bei neuer Software zunächst immer eine Beta-Version braucht, bevor sie zum Einsatz kommt: „Da macht man so viele Fehler, an die man vorher gar nicht gedacht hat.“ (Ralph Schweinfurth)

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