Wirtschaft

Rechenzentren produzieren viel Abwärme. (Foto: dpa/Sebastian Gollnow)

01.09.2023

Wenn Rechenzentren die Städte zusätzlich aufheizen

Was man mit der Abwärme im Sommer machen kann

Die Digitalisierung schreitet immer weiter voran. Das führt zu einem Problem: Die Rechenzentren produzieren enorme Abwärmemengen, die meist ungenutzt in die Umgebung entlassen werden. Dadurch wird es in dicht bebauten Gebieten noch heißer, als es durch den Klimawandel schon ist.

Klar gibt es Beispiele für effektive Abwärmenutzung. Die Hochleistungsrechner im Leibniz-Rechenzentrum (LRZ) in Garching bei München etwa heizen im Winter das Gebäude. Die Abwärme wird aber auch zur Produktion von Kälte genutzt, die wiederum die Rechner kühlt.

Die Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB) will bis Frühjahr 2024 zwei neue Rechenzentren in Bayreuth fertiggestellt haben, die auf maximale Energieeffizienz getrimmt sind und mit Verdunstungskühlung arbeiten werden. „So entsteht nur sehr wenig Abwärme“, sagt AKDB-Pressesprecherin Claudia von der Brüggen.

Gebäude heizen

Oder das IT-Dienstleistungszentrum des Freistaats Bayern (IT-DLZ), das in München ein Rechenzentrum für die Verwaltung und die Gerichte in Bayern betreibt. Dort wird die Abwärme für die Heizung und das Warmwasser des Bürogebäudekomplexes (circa 19052 Quadratmeter mit 417 Büroräumen) verwendet. Dieses Gebäude wird vom IT-DLZ, vom Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung (LDBV) sowie vom Landesamt für Steuern genutzt. „Lediglich überschüssige Abwärme, die nicht für Heizung und Warmwasser verwendet werden kann, wird an die Umgebung abgegeben. Im Sommer ist dies naturgemäß mehr, da weniger Heizleistung benötigt wird“, erklärt eine Sprecherin des LDBV.

Genau das ist das Problem. Die Abwärme sinnvoll zu nutzen, ist derzeit noch schwierig, da entsprechende Wärmenetze fehlen. So verweist man bei der in Nürnberg ansässigen Datev, dem IT-Dienstleister für Deutschlands Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte, auf Probleme mit Temperaturunterschieden. Die Datev-Rechenzentren produzieren eine Abwärme zwischen 20 und 30 Grad. Doch das Nürnberger Fernwärmenetz arbeitet mit Temperaturen zwischen 50 und 160 Grad. Das ist auch in anderen Städten so.

„Deshalb müssen Versorger und Wärmenetzbetreiber erst einmal die technischen Voraussetzungen schaffen, damit sie anfallende Abwärme von Rechenzentrumsbetreibern abnehmen und verwenden können“, sagt Datev-Pressesprecherin Carolin Nillert.

Großwärmepumpen als Lösung

Hier wären Großwärmepumpen die Lösung, um das Temperaturgefälle auszugleichen. „Denn Wärmenetze haben zum Beispiel für das Duschwarmwasser auch im Sommer einen gewissen Wärmebedarf“, erklärt Johannes Dornberger, Referent für Energiewirtschaft und Politik beim Energieeffizienzverband AGFW (Arbeitsgemeinschaft Fernwärme) aus Frankfurt am Main. Um der Legionellengefahr zu begegnen, müsse das Duschwarmwasser auf 75 Grad erhitzt werden.

Es gibt also durchaus Möglichkeiten, die Abwärme von Rechenzentren auch im Sommer sinnvoll zu nutzen. Darum fordert die Deutsche Umwelthilfe völlig zu Recht: Rechenzentren müssen in der Nähe von Wärmeverbrauchern gebaut und die Abwärmenutzung von vornherein miteingeplant werden. Jetzt ist also der Gesetzgeber gefordert, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Abwärme nicht weiter ungenutzt in die Luft geblasen wird.
(Ralph Schweinfurth)

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