Mit einer großen Solarwärmeanlage lassen sich in Mehrfamilienhäusern beträchtliche Heizkosten einsparen. Davon profitieren die Bewohner, aber auch die Bauunternehmer und Vermieter. Sie machen ihre Immobilien attraktiver, indem sie ihren Käufern und Mietern niedrige Nebenkosten zusagen können“, sagte Rainer Körner, 2. Vorsitzender des Sonnenhaus-Institut e. V., bei der Veranstaltung „Moderne Heizungssysteme und Heizungsumrüstung im Mehrfamilienhaus“ am Energie Campus Nürnberg. Eingeladen zu dieser Infoveranstaltung hatten das Referat für Umwelt und Gesundheit der Stadt Nürnberg, der Grund- und Hausbesitzerverein Nürnberg e. V., der ENERGIEregion Nürnberg e. V. sowie der Initiativkreis Wohnen und Energie des Forums Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung der Metropolregion Nürnberg. Sie richtete sich vor allem an Eigentümer von Mehrfamilienhäusern und zeigte Wege auf, die Wärmeversorgung umzurüsten.
Neigung des Kollektorfelds wintersonnenoptimiert anpassen
Der Verein „Sonnenhaus-Institut“ wurde 2004 in Straubing gegründet und realisierte bis heute mehr als 2000 Sonnenhäuser. Er gewann 2016 den deutschen Solarpreis. Rainer Körner, Geschäftsführer der KHB-Creativ Wohnbau GmbH aus Heilbronn, ist mit seinem Bauunternehmen auf weitgehend solar beheizte Gebäude, sogenannte Sonnenhäuser, spezialisiert. Voraussetzung für ein Sonnenhaus sei ein nach Süden orientiertes, im Winter schattenfreies Baugrundstück und eine sehr gute Wärmedämmung des Hauses. Dachschräge oder Baustil würden keine Rolle spielen, da man mit integrierten Hochleistungs-Flächenkollektoren arbeite. Die Neigung des Kollektorfelds könne wintersonnenoptimiert angepasst werden. Je höher das Haus, desto interessanter würden die Fassaden für das Anbringen von Kollektoren.
In mitteleuropäischen Breitengraden beträgt die jährliche solare Strahlung auf einem nach Süden geneigten Quadratmeter Kollektorfläche etwa 1200 Kilowattstunden. Diese Energiemenge entspricht dem Heizwert von 120 Litern Heizöl. Die zeitlichen Verläufe von Energieangebot (Sonnenschein) und Energienachfrage (Heiz- und Warmwasserbedarf) stimmen jedoch selten überein, weder jahreszeitlich gesehen, noch im Tages- und Wochen-rhythmus. Solares Heizen ist daher untrennbar mit der Frage der Wärmespeicherung verbunden, auch um Schlechtwetterperioden zu überbrücken. Die Pufferspeicher könnten heute um einiges kleiner gebaut werden, erläutert Körner anhand eines weitgehend solar beheizten Neubau-Mehrfamilienhauses mit sechs Wohneinheiten. In dem Gebäude mit 520 Quadratmetern Wohnfläche würden 75 Quadratmeter Solarkollektoren die Hälfte des Wärmebedarfs solar erzeugen. Die Wärme wird in einem Wasserspeicher mit 10 000 Liter Fassungsvermögen gespeichert. Das zeigt, dass die Größe der Wärmespeicher sinkt, je mehr Wohneinheiten solar versorgt werden.
„In einem Mehrfamilienhaus wird ständig Wärme abgenommen, deshalb kann der Speicher hier kleiner dimensioniert werden“, sagt Körner aus der Erfahrung von rund 20 Sonnenhaus-Bauprojekten. Da die Warmwasserbereitung den Großteil ausmache, wäre es sinnvoll, die Bäder eng am Speicher zu platzieren. Zirkulationsleitungen würden viel Energie kosten, sodass in die Küchen Durchlauferhitzer eingebaut wurden. Als zusätzliches Heizsystem wurde hier ein Gas-Brennwertkessel eingebaut. Die Heizkosten würden sich auf 1,75 Euro pro Quadratmeter belaufen, demgegenüber schlüge eine Wärmepumpenheizung mit 5,96 Euro Heizkosten pro Quadratmeter zu Buche.
Zusätzlichen Anreiz bieten die derzeit niedrigen Zinsen und die Top-Förderung
Anhand eines Beispiels der Sanierung zweier nebeneinanderstehender Mehrfamilienhäuser von 1905 erläuterte Körner, dass hier sogar ein solarer Deckungsgrad von 80 Prozent erreicht werden konnte, bei einer Gesamtwohnfläche von 1100 Quadratmetern und einem Kollektoreinsatz über 240 Quadratmeter. Der gemeinsame Wasserspeicher von etwa 100 Kubikmeter wurde in die Häuser integriert. Im Sommer gäbe es keine Probleme, denn ein gut gedämmter Wärmespeicher würde die Umgebungstemperatur höchstens um ein bis zwei Grad Celsius aufheizen.
Ein zusätzlicher Anreiz wären die zurzeit niedrigen Zinsen und die Top-Förderung. Der Staat belohnt Investitionen in einen guten Dämmstandard und in den Einsatz Erneuerbarer Energien, sowohl durch zinsgünstige Kredite und Tilgungszuschüsse der KFW („Effizienzhäuser“ und „Erneuerbare Energien“), als auch durch Investitionszuschüsse im Rahmen des „Marktanreizprogramms“ (MAP) der BAFA.
Besonders attraktiv für Sonnenhäuser: Seit 1. April 2015 sieht die „Innovationsförderung“ im novellierten MAP unter bestimmten Voraussetzungen besonders attraktive Fördersätze für große Solarthermie-Anlagen vor (150 bis 200 Euro pro Quadratmeter Kollektorfläche); nicht nur für sanierte Bestandsgebäude, sondern auch für Neubauten. Fördervoraussetzung ist ein solarer Deckungsgrad von mindestens 50 Prozent und ein sehr guter Dämmstandard gemäß KFW-Effizienzhaus 55. Die EU-Gebäuderichtlinie sieht bis 31. Dezember 2020 vor, dass alle neuen Gebäude Niedrigenergiegebäude sind. Das energiepolitische Ziel der ENEV (Energieeinsparverordnung) ist bis 2050 ein klimaneutraler Gebäudebestand. 2015 wurden 33 Prozent des Strombedarfs, aber nur zwölf Prozent des Wärmebedarfs regenerativ gedeckt.
Harald Liebel von der Aktiengesellschaft N-ERGIE führte zum Thema „Warum Heizung modernisieren?“ aus, dass zirka 30 Millionen Haushalte in Deutschland energetisch veraltet seien. Mit dem Austausch eines Heizkessels könne man 30 bis 40 Prozent Energie einsparen. Mit dem Einbau einer modernen Heizpumpe könne man den Stromverbrauch um bis zu 90 Prozent senken, denn alte Pumpen liefen ständig. Auch der Heizenergiebedarf würde um zehn bis 15 Prozent sinken, da es keine Wärmeverluste gäbe. Durch einen hydraulischen Abgleich mittels Einbau von Widerständen käme die gleiche Menge Wasser in allen Geschossen an.
Auch hier ist eine Förderung von 30 Prozent der Nettosumme durch die BAFA möglich. Wer sich keine Modernisierung aus eigener Tasche leisten wolle, der könne das WÄRME KOMFORT Maxi – Paket der N-ERGIE in Anspruch nehmen: Damit erhielte der Kunde eine neue Erdgasheizung vom Hersteller seiner Wahl. Die N-ERGIE kümmere sich die nächsten zehn Jahre um die Heizung und beliefere den Kunden zuverlässig mit Wärme. So habe er die Sicherheit und volle Kostenkontrolle. Dieses Rundum-Sorglos-Paket umfasse null Euro Anschaffungskosten und Zuschuss bis zu 1800 Euro, zuverlässigen Anlagenbetrieb mit 24-Stunden-Service, durchgeführt von Partnern aus dem Handwerk, die komplette Kostenübernahme für Wartung, Entstörung sowie jährliche Prüfung durch den Schornsteinfeger und bis zu 30 Prozent Energiekosteneinsparung. Das Ganze gäbe es außerdem als Mietmodell. Allerdings muss der Mieter im Vorfeld diesen Contractings zustimmen.
Rein technische Energieeffizienzmaßnahmen untersuchen
Andreas Konecny von der Techem Energy ServicesGmbH geht in seinem Vortrag auf die Vorteile eines Messdienstes ein. Die seien neben dem Geräteservice, der Ablesung (derzeit 60 Prozent per Funk), dem Datenmanagement bei mehreren Häusern auch die rechtssicher geprüfte Abrechnung. Techem sei eines der Gründungsmitglieder der „Allianz für einen klimaneutralen Wohngebäudebestand“. Sie ist ein Zusammenschluss aus Wohnungswirtschaft, Industrieunternehmen, Verbänden und Forschungseinrichtungen und hat das Ziel, die Wirksamkeit rein technischer Energieeffizienzmaßnahmen im Gebäude in der Praxis zu untersuchen und ihre Vorteile in Öffentlichkeit und Politik bekannt zu machen. Das Forschungsprojekt ist ein wissenschaftliches Kooperationsprojekt an der Technischen Universität Dresden. Es gliedert sich in insgesamt drei Bereiche. Ein Bereich ist ein praktischer Pilotversuch über den Einsatz technischer Maßnahmen für bessere Wärmeverteilung und Nutzerverhalten.
In rund 50 Gebäuden mit etwa 500 Wohnungen werden die Effekte des hydraulischen Abgleichs sowie von smarten Thermostaten, Verbrauchsvisualisierung, Smart-Home-Systemen und Systemen für Lüftungsassistenz untersucht (Projektzeitraum: Herbst 2016 bis Sommer 2017). Bei einem Ranking hätten die Mieter eine intelligente Raumsteuerung an erste Stelle gesetzt. Die Vermieter dagegen setzten die Schimmelprävention an erste Stelle. Smart Homes sind Gebäude, in denen Heizung, Beschattung, Beleuchtung, Unterhaltungselektronik und andere sogenannte Gewerke zusammenarbeiten, um den Bewohnern ein Maximum an Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz zu bieten. Dem Vermieter wiederum gäbe es die Möglichkeit, den Mieter auf falsches Nutzerverhalten hinzuweisen.
(Antje Schweinfurth)
Kommentare (0)
Es sind noch keine Kommentare vorhanden!