Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Franz Josef Pschierer informierte sich zusammen mit Albert Sepp, Leiter der Versuchsanstalt für Wasserbau und Wasserwirtschaft (TU München) in Obernach (Landkreis Garmisch-Partenkirchen), über neueste Entwicklungen in der Trinkwasserversorgung. (Foto: Schweinfurth)
Das Allgäu hat nicht nur einen internationalen Flughafen in Memmingen, sondern auch ein eigenes Messegelände im benachbarten Hawangen (Landkreis Unterallgäu). Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Franz Josef Pschierer (CSU) zeigte sich diese Woche sichtlich beeindruckt von der „Süddeutschen Energie- und Trinkwassertagung“, bei der die Staatszeitung als Medienpartner fungierte. Über 600 Teilnehmer und 62 Aussteller reisten in die kleine Gemeinde südöstlich des Allgäu Airports, um sich an zwei Tagen dem fachlichen Austausch zu widmen.
„Der Freistaat hat 25 Auslandsrepräsentanzen in der ganzen Welt und ich bin oft mit vielen Wirtschaftsdelegationen im Ausland. Und jedes Mal wenn ich wieder zu Hause bin, schätze ich es, dass ich einfach den Wasserhahn aufdrehen kann, das Wasser bedenkenlos trinken und zum Zähneputzen verwenden kann“, sagte der Wirtschaftsstaatssekretär. In vielen Ländern der Welt sei das nicht so. Dort müsse man Trinkwasser kaufen, weil das Wasser aus dem Hahn nicht trinkbar sei. Dies zeige, welch hohe Qualität die bayerische und deutsche Trinkwasserversorgung habe. Viele Menschen sähen das als Selbstverständlichkeit an. Laut Pschierer ist es das aber nicht.
Angriff aus Brüssel
Der Angriff auf die deutsche Trinkwasserversorgung beziehungsweise die gesamte kommunale Daseinsvorsorge hierzulande komme nicht durch Freihandelsabkommen wie CETA (mit Kanada), sondern von Brüssel. „Die EU-Kommission, insbesondere die Franzosen, Italiener und Briten haben diese Strukturen im Visier“, so der Staatssekretär. Man müsse diese deutschen Eigenheiten immer wieder verteidigen. Denn die anderen Staaten, allen voran Frankreich, sehen Pschierer zufolge Wasser als handelbares Gut an: „Da passt unsere bayerische und deutsche Vorstellung von örtlichen Wasserversorgungsstrukturen ohne Gewinnerzielungsabsicht und staatlicher Förderung nicht.“ Seit 1990 hätten die bayerischen Wasserversorger rund elf Milliarden Euro in die Wasserversorgung und etwa 35 Milliarden Euro in den Gewässerschutz investiert.
Jetzt gelte es, die Herausforderung Klimawandel zu meistern. „Denn Trockenperioden und Überschwemmungen gibt es inzwischen auch bei uns“, so Pschierer. Gerade der nordbayerische Raum, speziell Unterfranken, sei von Trockenheit betroffen. „Dort gibt es ein Drittel weniger Niederschläge als in Südbayern“, erläuterte der Staatssekretär. Da aber das bayerische Trinkwasser zu 90 Prozent aus Grundwasser gewonnen werde, könne eine zunehmende Trockenheit zu einer Gefahr für die Wasserversorgung werden. Deshalb mahnte Pschierer mit Blick auf einige schwarze Schafe unter den düngenden Landwirten eine strikte Einhaltung aller Maßnahmen zum Gewässerschutz an. Die Staatsregierung setze, im Gegensatz zu anderen Bundesländern, immer noch auf freiwillige Vereinbarungen wie etwa das Kulturlandschaftsprogramm KULAP, das Vertragsnaturschutzprogramm oder den „Wasserpakt Bayern“. All diese Maßnahmen sollen zu einem geringeren Schadstoffeintrag ins Grundwasser führen.
Wasserkraft ist wichtig für Energiewende
Pschierer betonte auch die Bedeutung der Wasserkraft für die Energiewende. Denn bei „KDF, was nicht Kraft durch Freude, sondern für ,kalte dunkle Flaute’ steht“, sorge die Wasserkraft mit ihrem Anteil von 35 bis 40 Prozent an der regenerativen Stromerzeugung dafür, dass in Bayern nicht die Lichter ausgehen. Allerdings nerve den Staatssekretär die Haltung der Bevölkerung an dieser Stelle. „Es ist schön, dass ihr die gefährliche Atomkraft abschaltet. Aber Wasserkraftanlagen, Photovoltaik-Freiflächenanlagen oder Vermaisung der Landschaft wegen der Biogasanlagen wollen wir auch nicht“, prangerte Pschierer die Sankt-Florians-Mentalität der saturierten Wohlstandsgesellschaft an. Ihm komme die gesamte Diskussion immer vor wie ein Kabinettstück aus der „Schöner Wohnen Welt“.
„Wir wollen keine neuen Querbauwerke an den Flüssen errichten, sondern lediglich bestehende Anlagen ertüchtigen. Und mit der Errichtung von Fischaufstiegshilfen wollen wir Ökologie und Ökonomie in Einklang bringen“, skizzierte der Staatssekretär die Ziele der Staatsregierung in Sachen Wasserkraft. Er hoffe sehr auf einen Erfolg des sogenannten Schachtkraftwerks (Staatszeitung berichtete mehrfach) bei Großweil (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) an der Loisach, für das im November der Spatenstich erfolge. Diese fischschonende neue Technik, entwickelt an der Technischen Universität München, könne viel dazu beitragen, bestehende Anlagen so zu modernisieren, dass Gewässerökologie, Fischschutz und Energieerzeugung möglich sind.
Abschließend dankte Pschierer allen anwesenden Akteuren aus der bayerischen Wasserversorgungsszene für ihren unermüdlichen Einsatz für sauberes Trinkwasser vor Ort: „Trinkwasser ist ein hohes Gut. Es ist und bleibt ein Lebensmittel. Und wir werden mit Leidenschaft dafür auf Brüsseler Ebene kämpfen.“
(Ralph Schweinfurth)
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