Wissenschaft

Wesentliche Probleme im Zusammenhang mit psychischen Beschwerden am Arbeitsplatz sind die oft erst spät gestellten Diagnosen und die langen Wartezeiten für eine Behandlung. (Foto: dpa/Sebastian Gollnow)

03.12.2020

Psychotherapie am Arbeitsplatz

Forschungsprojekt hilft Menschen mit psychischen Belastungen direkt im Betrieb – Unternehmen als Kooperationspartner gesucht

Psychische Erkrankungen waren laut Auswertungen der Krankenkassen bereits vor Covid-19 eine der häufigsten Ursachen für Krankheitstage in Deutschland. Durch die Pandemie ergaben sich nun zusätzlich massive Veränderungen für Beschäftigte unterschiedlicher Branchen.

Wesentliche Probleme im Zusammenhang mit psychischen Beschwerden am Arbeitsplatz sind die oft erst spät gestellten Diagnosen und die langen Wartezeiten für eine Behandlung. Außerdem trauen sich die Betroffenen häufig nicht, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen bzw. zur Psychotherapie zu gehen oder sie finden nicht sofort den richtigen Therapeuten. Genau an diesem Punkt setzt nun das Verbundprojekt „Frühe Intervention am Arbeitsplatz“ (FRIAA) der Psychosomatischen und Psychotherapeutischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Ulm sowie weiteren Verbundpartnern an.

Im Rahmen des Forschungsprojekts verlassen die Wissenschaftler ihre Klinik und kommen in das Lebensumfeld ihrer Patienten – wenn erwünscht, direkt an den Arbeitsplatz. „Die psychosomatische Sprechstunde unserer Fachärzte und Psychotherapeuten findet in mehreren Zentren in der Region statt“, erläutert PYesim Erim, Leiterin der Psychosomatik des Uni-Klinikums Erlangen. „Unser Ziel ist es, psychisch belastete Beschäftigte schnell zu erkennen und zu behandeln und damit ihren Verbleib am Arbeitsplatz zu fördern.“ Mit ihrem alltagsnahen Angebot erhoffen sich die Verbundpartner, einerseits das Wohlbefinden und die Gesundheit der Mitarbeiter zu erhöhen und andererseits die kooperierenden Unternehmen zu unterstützen.

Frühe Intervention und vertrauliche Beratung

„Die frühe Intervention vor Ort ermöglicht es den Betroffenen, rechtzeitig geeignete Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aber auch dem jeweiligen Unternehmen ist geholfen, da Arbeitsausfälle reduziert und die Sozialkassen entlastet werden“, sagen die Initiatoren der Studie. Die qualitativen Untersuchungen werden von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin übernommen. Die Universität Heidelberg und das Bezirkskrankenhaus Günzburg unterstützen bei der Datenauswertung.

Innerhalb der psychosomatischen Sprechstunde erhalten alle interessierten Mitarbeiter eine Diagnostik und Beratung zu möglichen Behandlungsoptionen. Falls notwendig können anschließend Therapiesitzungen wahrgenommen werden. Alle Termine finden anonym statt: Der Arbeitgeber weiß nicht, wer zu den Beratungen und zur Therapie kommt und erhält keinerlei Informationen darüber. Der Betriebsarzt wird mit Einverständnis des Beschäftigten hinzugezogen, unterliegt aber der Schweigepflicht.

Dieses Angebot hat in Vorstudien bereits vielversprechende Ergebnisse geliefert. Die Wirksamkeit soll jetzt in einer deutschlandweiten randomisierten und kontrollierten Untersuchung überprüft werden. Die Studie, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Deutschen Rentenversicherung mit 2,3 Millionen Euro gefördert wird, soll bis zu 600 Teilnehmer an fünf Standorten einschließen.

Die Probanden – psychisch belastete Beschäftigte der kooperierenden Unternehmen – werden zufällig einer von zwei Gruppen zugeteilt. Die eine Gruppe erhält eine umfangreiche Diagnostik und eine Erstberatung durch die Therapeuten des Uni-Klinikums Erlangen und wird im Anschluss an ambulante Anbieter verwiesen. Bei der anderen Gruppe folgt auf die Diagnostik und die Erstberatung noch eine Kurzzeittherapie mit Arbeitsplatzbezug durch die Studientherapeuten.

Ein wesentlicher Bestandteil der Psychotherapie ist die Unterstützung bei der anschließenden Reintegration an den Arbeitsplatz; hierbei werden auch die Betriebsärzte in den Kreis der Helfenden aufgenommen. An der Studie teilnehmen können psychisch erkrankte Arbeitnehmer, die z. B. an Angststörungen, Schlafstörungen oder unter somatoformen Störungen wie Müdigkeit, Erschöpfung oder Schmerzsymptomen leiden. Die Aufnahme in die Studie erfolgt durch die Betriebsärzte, ist aber auch auf eigenen Wunsch der Betroffenen möglich.

Zoom-Meetings für interessierte Unternehmen

Mit den Beratungen und den Therapien soll im September 2021 begonnen werden. Dafür suchen die Wissenschaftler aktuell kleine und mittelständische, aber auch große Unternehmen aus der Region als Kooperationspartner. Im Rahmen von vier Zoom-Meetings am Mittwoch, 13. Januar 2021, und am Donnerstag, 28. Januar 2021, stellen die Wissenschaftler das Projekt vor und beantworten Fragen. Die Videokonferenzen finden an beiden Tagen jeweils um 16 Uhr und um 19 Uhr statt. Auf Wunsch ist außerdem ein persönlicher Kontakt mit dem Forscherteam möglich. (BSZ)

Link zu den Zoom-Meetings am 13.01.2021:

https://fau.zoom.us/j/91398217639?pwd=elJSK1VibVVUT255QUhnZmt4S2F5dz09

Link zu den Zoom-Meetings am 28.01.2021:

https://fau.zoom.us/j/96334678928?pwd=VlV3QXZqNFhoR1BqcEVxTmJkeHZkUT09

Weitere Informationen: Sinja Hondong, Telefon: 09131 - 85 44 652, E-Mail: sinja.hondong(at)uk-erlangen.de

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