Bauen

Je teurer eine Wohnung, desto geringer ist tendenziell der Einfluss eines Balkons auf den Kaufpreis. (Foto: Bilderbox)

11.08.2020

Aufpreis für einen Balkon

Balkone bei Eigentumswohnungen: Kaum Preisaufschlag in München, 170 Euro mehr pro Quadratmeter in Berlin

Verfügt eine Stadtwohnung über einen Balkon, erzielt sie einen höheren Verkaufspreis als ein vergleichbares Objekt ohne Balkon. So die gängige Annahme. Eine immowelt Analyse in den 14 größten Städten zeigt jedoch: In hochpreisigen Immobilienmärkten wie München, Stuttgart oder Frankfurt ist der Einfluss des Balkons auf den Angebotspreis minimal oder nicht messbar. In Berlin, Essen und Nürnberg sind zwar die Quadratmeterpreise für Eigentumswohnungen geringer, dafür müssen Käufer mit kräftigen Aufschlägen kalkulieren, wenn sie einen Balkon wünschen. Das ist das Ergebnis einer immowelt Analyse über die Preise einer Beispielwohnung (80 Quadratmeter, 3 Zimmer, 2. Stock, Bestand) in den 14 größten Städten.

Neu gebaute Wohnungen werden heutzutage nahezu immer mit Balkon geplant. Im Bestand ist er jedoch nicht zwangsläufig eine Selbstverständlichkeit – vor allem Gebäude in den 50er- und 60er-Jahren wurden oftmals ohne Balkone gebaut. Sofern diese nicht im Rahmen von Sanierungen nachgerüstet wurden, wirkt sich das in vielen Städten auf den Preis aus – allerdings von Stadt zu Stadt unterschiedlich.

Prinzipiell gilt: Je höher die Immobilienpreise, desto geringer tendenziell der Aufpreis für einen Balkon. In hochpreisigen Städten ist die Nachfrage nach Eigentumswohnungen sehr ausgeprägt, daher werden auch Objekte ohne Balkon zu sehr teuren Preisen gehandelt – der Einfluss des Balkons auf den Gesamtpreis schwindet daher. In München kostet eine beispielhafte Eigentumswohnung mit 80 Quadratmetern im Bestand 7570 Euro pro Quadratmeter. Die darin enthaltenen 60 Euro für einen Balkon fallen angesichts des hohen Preises nur wenig ins Gewicht. In Stuttgart kosten Wohnungen mit Balkon 4610 Euro pro Quadratmeter – nur 30 Euro mehr als ohne Balkon. In Frankfurt werden Wohnungen für 5240 Euro gehandelt – dass ein Balkon einen signifikanten Einfluss auf den Preis hat, ist für die Bankenmetropole statistisch nicht nachweisbar. Bei der Einordnung ist allerdings zu bedenken, dass die Fläche eines Balkons in der Regel zu 50 Prozent in die Gesamtfläche der Wohnung eingerechnet wird und eine Wohnung mit gleicher innenliegender Wohnfläche meist dennoch verteuert.

In Berlin hingegen müssen Immobilienkäufer einen spürbaren Aufpreis für einen Balkon im Budget einkalkulieren. Eine Wohnung mit Balkon in der Hauptstadt kostet 3790 Euro pro Quadratmeter – und somit 170 Euro mehr als ohne Außenfläche. Die Spree-Metropole verfügt über viel alte Bausubstanz, in der ein Balkon nicht als Standard zu sehen ist. Bestandswohnungen mit Balkon sind daher begehrt und erzielen im Markt höhere Preise.

Eine Bestandswohnung mit 80 Quadratmetern schlägt in Nürnberg mit 3310 Euro pro Quadratmeter zu Buche. Ist ein Balkon vorhanden, steigt der Wert auf 3.510 Euro. Nürnberg sortiert sich damit preislich eher im Mittelfeld der deutschen Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern ein. Der Aufpreis für einen Balkon (200 Euro) ist dafür am deutlichsten ausgeprägt. In der fränkischen Stadt gibt es viel nach dem Krieg wieder aufgebaute Mehrparteienhäuser sowie denkmalgeschützte Gebäude in der mittelalterlichen Altstadt, die oftmals ohne Balkon sind. Ist ein begehrter Balkon bei einer Wohnung vorhanden, treibt das den Preis der Immobilie. In Essen ist das Preisniveau mit 1770 Euro pro Quadratmeter im deutschlandweiten Vergleich für eine Stadt dieser Größer eher gering – der Aufpreis für einen Balkon macht sich mit 180 Euro hingegen merklich im Kaufpreis bemerkbar. Wie das gesamte Ruhrgebiet wuchs Essen vor allem durch die Schwerindustrie – baulich wird das Stadtbild daher von Arbeitersiedlungen geprägt. In diesen häufig in der Nachkriegszeit erbauten Mehrparteienhäusern gehörte ein Balkon nicht zwangsläufig zur Ausstattung. Erst später errichtete Gebäude verfügen über einen Austritt, und das drückt sich auch im tendenziell höheren Preis aus.

Datenbasis für die Berechnung der Kaufpreise waren auf immowelt.de inserierte Angebote für Bestandswohnungen (Baujahr zwischen 1945 und 2015) in den 14 deutschen Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern, die in den Monaten Januar bis Juni 2020 angeboten wurden. Dabei wurden ausschließlich Angebote berücksichtigt, die vermehrt nachgefragt wurden. Die Werte geben den Kaufpreis für eine beispielhafte Wohnung mit 3 Zimmern und 80 Quadratmetern im 2. Stock wieder. Es handelt sich um Angebots-, keine Abschlusspreise. (BSZ)

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