Bauen

Die neue Bahnunterführung für Fußgänger und Radfahrer als barrierefreie Verbindung von Stadtteilen. (Foto: Herbert Stolz)

10.03.2020

Barrierefreie Verbindung von Stadtteilen

Weiden: Verkehrsfreigabe für den Wittgartendurchstich

Nach zweijähriger Bauphase wurde der Wittgartendurchstich in Weiden in der Oberpfalz feierlich am 28. Oktober 2019 für den Verkehr freigegeben. Diese Unterführung unter den Bahngleisen ist eine Fuß- und Radweg-Verbindung zwischen den Stadtteilen Stockerhut und der Innenstadt. Sie wird die erste und damit derzeit einzige Anbindung der westlichen Stadtteile an das Stadtzentrum über die Bahnlinie hinweg sein, die mit nicht mehr als drei Prozent Gefälle beziehungsweise Steigung barrierefrei ist.

Im Jahr 1863 wurde die Bahnlinie von Weiden nach Bayreuth fertiggestellt, ein Jahr später die Strecke nach Wiesau (Oberkotzau) eröffnet. So maßgebend der Bahnanschluss für die Entwicklung der Stadt Weiden war, stellte er doch auch einen großen Eingriff in das bisherige Stadtgefüge dar. Die Bahnlinie hat den Westen der Stadt von der Innen- und Altstadt getrennt und damit auch den direkten Straßenverlauf (ehemals „Goldene Straße“) von der Max-Reger-Straße in die Frauenrichter Straße unterbrochen.

Abgehängte Bereiche

Durch die Eisenbahn wurden natürlich viele neue Entwicklungen und die Stadterweiterung erst ermöglicht. Es entstanden aber auch neue Randlagen und plötzlich abseits gelegene, abgehängte Bereiche. Gerade die Innenstadt war jenseits der Bahnlinie für viele Fußgänger und Radfahrer nur noch über einen großen Umweg erreichbar, der zudem mit erheblichen Anstrengungen in Form von Steigungen verbunden war.

Konkrete Planungsuntersuchungen für den Bereich östlich des Wittgartens wurden seitens der Stadt erstmals im Jahr 1994 begonnen und mit Baurechtschaffung und Grunderwerb vorangetrieben. Viele Anläufe wurden seitdem unternommen, um der Realisierung näher zu kommen, über das Programm „Soziale Stadt“ wie auch später im Rahmen des städtebaulichen Entwicklungskonzepts für den „Stadtumbau West“.

Mit Aufnahme des Projekts in das Kommunale Investitionsprogramm (KIP), das unter anderem dem Abbau von Barrieren im öffentlichen Raum dient, konnte die Maßnahme 2016 endlich verbindlich geplant und umgesetzt werden. Der Spatenstich für das Großprojekt erfolgte am 19. Oktober 2017.

Um das neben der Bahnlinie gefertigte Tunnelbauwerk in die Gleisanlage einschieben zu können, musste die Zugstrecke für fünf Tage gesperrt werden. Dies bedurfte einer exakten Vorplanung und Abstimmung mit der Deutschen Bahn. Das Planungsteam der Stadt Weiden hat dazu bereits zwei Jahre vor Einschub eine Zugsperre bei der Bahn beantragt und die Umsetzung detailliert abgestimmt. Die Vorplanung und Realisierung für den Abbruch der Gleisanlage, die Einfügung des 1000 Tonnen schweren Bauteils und Wiederherstellung der Gleisanlagen unter anderem mit Winkelstützmauern und neuer Weiche war daher eine Herausforderung, die aber hervorragend von den Beteiligten gemeistert wurde.

Zwei Stunden vor Ablauf der Zugsperre war die Maßnahme fertig. Nicht nur der enge, zeitliche Terminplan, auch der Baugrund erschwerte das Bauvorhaben ungemein. So mussten an der Westseite hochbelastete Altlasten mittels Bodenaustausch beseitigt werden.

Die Gesamtkosten der Maßnahme belaufen sich auf rund 6,2 Millionen Euro.

Die Unterführung wurde als monolithisches Rahmenbauwerk westlich des Bahndamms hergestellt und während einer Sperrpause des Eisenbahnverkehrs zentimetergenau in die Endposition eingeschoben. Die Bauwerkslänge beträgt 25 Meter, der Bauwerksquerschnitt weist eine Breite von 6,0 Metern und eine Höhe von 2,6 Metern auf.

Hocheffiziente LED-Technik

Die beiden Zugangsbereiche zur Unterführung Ost und West mit einer Gesamtlänge von etwa 230 Metern wurden begrünt und bieten durch Abtreppungen im Nahbereich des Tunnels die Möglichkeit des Verweilens. Der Weg und auch der Tunnel sind mit hocheffizienter LED-Technik beleuchtet.

Der lange Atem, die fundierte Planung, die vielen Mitstreiter, eine fraktionsübergreifende zielorientierte Kommunalpolitik, die dieses Projekt mit nahezu einstimmigen Beschlüssen begleitet hat, und nicht zuletzt das günstige Zeitfenster für eine Finanzierung waren wesentliche Faktoren für das Gelingen. So wurde die Stadt Weiden durch die Regierung der Oberpfalz mit Städtebaufördermitteln, KIP und Finanzausgleichsmitteln unterstützt.

Der Wittgartendurchstich wird in Weiden eine Schlüsselrolle für die Entwicklung in der Stadt darstellen, wichtige Impulse geben und vielfältige Synergien ermöglichen. Er ermöglicht ein Zusammenwachsen von getrennten Nachbarschaften, der hochverdichteten Innenstadt mit ehemaligen Randlagen wie dem Gleisdreieck.
Durch eine städtebauliche Rahmenplanung, die auf einen Planungswettbewerb fußt, werden die Entwicklungsmöglichkeiten dieses Gebiets derzeit intensiv beleuchtet und lassen spannende Ergebnisse erhoffen.

Ideen einer Wasserlandschaft, verschiedener Gemeinbedarfseinrichtungen, eines Multiplexkinos, einer Hotelbebauung, von Büros und Wohnbauflächen, öffentlicher Platz- und Freiflächen, die zum Begegnen und Verweilen einladen, könnten in naher Zukunft Wirklichkeit werden. (BSZ)

(Die Gesamtkosten beliefen sich auf 6,2 Millionen Euro - Foto: Herbert Stolz)

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