Bauen

Die Marktkirche "Zum heiligen Geist" in Clausthal-Zellerfeld. (Foto: Neumann)

20.09.2013

Gebaut mit Mondphasenfichte

Deutschlands größte Holzkirche

Die größte Holzkirche Deutschlands und in ihrer Bauart weltweit einzigartig, steht im Harz in der alten Bergarbeiterstadt Clausthal-Zellerfeld. Mitten auf dem historischen Marktplatz ist die evangelisch-lutherische Marktkirche „Zum heiligen Geist“ zu finden; sie zählt durch ihre interessante Architektur und Innenausstattung zu den wichtigsten Bauten des norddeutschen Barocks.
Im Februar 2005 wurde die Marktkirche „Zum heiligen Geist“ offiziell in das Denkmalpflegeprogramm des Bundes „National wertvolle Kulturdenkmäler“ aufgenommen.
Diese Holzkirche ist ein besonderes Schmuckstück, denn zum Bau benutzten die Harzer das so genannte Fichten-Mondphasenholz. Dabei handelt es sich um Holz von Bäumen, das unter der Berücksichtigung des forstwirtschaftlichen Mondkalenders geschlagen wurde. In der Regel wird es in der Weihnachtszeit bei abnehmenden Mond kurz vor Beginn des Neumonds gefällt. Aber auch der März gilt als günstiger Baumfäll-Zeitpunkt. Diesem Holz werden besondere Qualitäten hinsichtlich seiner Stabilität, Haltbarkeit, Feuerbeständigkeit, Härte und Widerstandsfähigkeit, zum Beispiel gegen Schädlinge, nachgesagt.

Ein Großbrand hatte
den Vorgängerbau zerstört

Die Marktkirche in Clausthal-Zellerfeld stammt aus dem 16. Jahrhundert und war in ihrer jetzigen Form so gar nicht geplant gewesen. Ein Großbrand hatte den Vorgängerbau der heutigen Kirche vernichtet. Doch die Harzer Bürger waren sehr fleißig und schnell: Zum Pfingstfest 1642 konnte das neue Gotteshaus eingeweiht werden. Und es wurde noch schöner als das alte, abgebrannte Gebäude. Es bot nicht nur Sitzplätze für 2000 Gläubige, sondern bedeutende Kunstwerke ließen die Kirche prächtiger aussehen als das alte Gotteshaus.
Die Clausthaler Marktkirche „Zum heiligen Geist“ ist eine 57 Meter lange Hallenkirche mit zwei südlichen und drei nördlichen Treppenhäusern. Sie hat ein Bleidach und einen grauen Farbanstrich. Schon von weitem ist das Laternenpaar des Dachreiters auf dem westlichen Dachabschluss gut sichtbar; der hohe quadratische Glockenturm hat die charakteristische Welscher Haube.
Im Inneren der Holzkirche gibt es ein flaches schmuckloses Tonnengewölbe und mehrere Emporen. Besonders auffallend sind die barocken Schnitzwerke von Andreas Gröber: Altar mit Orgel, Taufbrunnen und Kanzel. Diese besteht aus einem Kanzelkorb, der von Moses getragen wird, der wiederum die Gesetzestafeln hält.

Einheitlicher Gesamtanstrich


Während es für den Wiederaufbau der Marktkirche finanzielle Probleme gab, verhielt es sich beim Bau des Glockenturms ein wenig anders: Dort war die Uhr der Bergleute untergebracht, die durch das Anläuten mit einer Schlagglocke für einen geregelten Betriebsablauf in den Harzer Bergwerken sorgte. Die Bergbehörde, die diese Kosten übernehmen musste, war an einen zügigen Glocken-Aufbau interessiert und trieb die Bauarbeiten des Glockenturms erfolgreich voran.
Der Glockenstuhl für das Geläute im Inneren des Turms bildete ursprünglich eine selbstständige Konstruktion auf einem eigenen Fundament, die aber keinerlei Verbindung zum Fachwerkgerüst des Turms hatte. Das war sehr sinnvoll, denn so wurde die Übertragung der beim Läuten auftretenden Schwingungen auf Turm und Kirchengebäude verhindert.
In den folgenden Jahrhunderten musste die Kirche mehrfach erweitert und umgebaut werden; das Gesamtbild blieb aber erhalten. Im 19. Jahrhundert konnte der Glockenstuhl im Inneren des Turms mit zusätzlichen Balken verstärkt und durch Schraubbolzen mit dem Fachwerkgerüst des Turms verbunden werden. Diese sicherlich gut gemeinten Sicherungsmaßnahmen bewirkten jedoch, dass seitdem bei jedem Läuten der Turm und das Kirchengebäude in leichte Schwingungen geraten.
Von 2001 bis 2013 standen wieder umfassende Renovierungsmaßnahmen an der Marktkirche an. Da dieses Gotteshaus im Dreißigjährigen Krieg mit Mondphasenholz gebaut wurde, mussten auch jetzt 50 „Mondfichten“ in den Harzer Wäldern gefällt werden. Die niedersächsischen Landesforsten zeigten sich großzügig und spendeten für die Wiederherstellung des Gotteshauses diese Bäume.
Die Sanierung begann mit der Notsicherung des ersten Treppenturms an der Südseite. Der bleigedeckte Giebel drohte auf die Straße zu stürzen. 2012/2013 endeten die umfangreichen Restaurierungsmaßnahmen mit einem einheitlichen Gesamtanstrich der Außenfassade. (Sabine Neumann) (Die Kanzel und der Altar - Fotos: Neumann)

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