Freizeit und Reise

Üben im Klettergarten am Lucknerhaus. (Foto: Friedrich H. Hettler)

07.08.2018

Mit dem E-Bike zum alpinen Klettervergnügen

Bike & Climb-Tour in Osttirol

E-Biken und Klettern passt das zusammen? In Osttirol in jedem Fall – mit dem neuen E-Bike and Climb-Angebot erobern Kletterer die abgeschiedene Bergwelt und angesagten Kletter-Spots der Region. Dabei ist Klettern Ausdruck von Freiheit, Fokussierung, Abgeschiedenheit und Ganzkörpertraining. E-Biken steht dagegen für Technologie, Innovation und unterstützte Fortbewegung. Passt auf den ersten Blick nicht wirklich zusammen. Dabei hat es größtes Potenzial. Klettern ist in den letzten Jahren immer beliebter geworden, vor allem in alpinem Gelände. Dazu gehört dennoch meist ein langer und kräfteraubender Zustieg. Entspannt kann man den Anstieg dagegen mit dem E-Bike bewältigen. Einfach über einen Forstweg bis zum Einstieg auf dem Drahtesel, wobei dieser eher schon ein Vollblutpferd ist, und ab dort voll und ganz auf die Kletterroute konzentrieren. So werden in Osttirol entlegene Berggipfel zur Eintagestour.

Wir starten unsere Tour zur Kendlspitze mit einer Vorbereitung im Sportklettergarten am Lucknerhaus. Mit dem E-Bike geht es zunächst vom Gradonna Mountain Resort in Kals über eine asphaltierte Bergstraße und kleineren Abstechern auf Schotterwegen hinauf zum Lucknerhaus auf 1920 Metern. Der Klettergarten liegt direkt beim Parkplatz im Ködnitztal und eignet sich hervorragend für erste Felskontakte und das Trainieren für größere Unternehmungen. Und was ebenfalls noch sehr reizvoll ist, hier üben wir Klettern mit Blick auf den höchsten Berg Österreichs, den Großglockner.

Beste Felsqualität
für jedes Level

Der neue Klettergarten bietet alles, was das Kletterherz begehrt. Er ist nicht nur ideal für Familien auch Kletterprofis kommen bei den 33 Routen – etwa je 25 Meter lang – und fünf Mehrseillängen-Routen im Schwierigkeitsgrad von 3+ bis 8- ins schwärmen. Meter für Meter geht es aufwärts, im Hintergrund immer den Großglockner fest im Blick.

Gestaltet wurde der Klettergarten von Extrembergsteiger Peter Ortner. Bei einem Versuch die Wand zu erklettern, stellte er fest, dass der Fels dort sehr gut ist, und vor allem anders als sonst in Osttirol. Grund genug, das Projekt ins Laufen zu bringen. Viele Kletterer nutzen die neue Klettermöglichkeit unter anderem auch als Trainingsmöglichkeit für eine Glocknerbesteigung. Denn hier bietet sich die Gelegenheit nochmal alle Techniken zu üben, um dann den höchsten Berg Osterreichs, oder ähnliche Routen, sicher und versiert zu erklimmen.

Nachdem wir Klettergurt, Helm und Kletterschuhe anprobiert und angezogen haben, geben uns die versierten Kalser Bergführer eine Einführung in die grundlegende Kletter- und Sicherungstechnik, damit wir später ein sicheres Klettervergnügen am Fels haben. Der Klettergarten bietet, wie bereits kurz erwähnt, beste Felsqualität für jedes Level. Gemeinsam erkunden wir dann einige der abwechslungsreichen Kletterrouten, beginnen jedoch mit einfachen Routen im dritten und vierten Schwierigkeitsgrad. Einige von uns meistern gegen Ende unserer „Unterrichtsstunde“ dann sogar noch die Route 13 („Hell“), die Level 6 hat. Das reicht für den ersten Tag unserer Bike & Climb-Tour.

Nach einer Stärkung im Lucknerhaus geht es mit den E-Bikes auf der Bergstraße wieder zurück ins Gradonna. Das Vier-Sterne-S-Haus lässt den Gast seine Verbundenheit mit der Natur und seine Einheit mit der umgebenden Landschaft in jedem Augenblick spüren. Und das mit viel Holz und Kalser Marmor, Innen wie Außen. Aber auch mit frischem Bergquellwasser im großzügigen Wellnessbereich sowie mit vielen kulinarischen Köstlichkeiten aus Zutaten, die von den Bauernhöfen der Umgebung stammen.

Am nächsten Tag starten wir mit den frisch aufgeladenen E-Bikes in unser alpines Kletterabenteuer, die Besteigung der Kendelspitze (3088 Meter) über den Südgrat. Bei der Kendelspitze handelt es sich um eine sehr lohnende Besteigung in Gratklettereien auf einen schönen und markanten Gipfel in der Granatspitzgruppe. Wir radeln von Kals aus zusammen mit unseren Bergführern auf Forst- und Schotterwegen über den Pahlberg auf rund 2300 Meter. Spätestens nach diesen rund 1000 Höhenmetern lernen wir die Vorzüge eines E-Bikes zu schätzen.

Nachdem wir dort die Räder abgestellt haben, geht es zu Fuß weiter zum Hochtor auf 2477 Metern und rund 500 Meter nach dem Hochtor führt eine Abzweigung nach rechts immer steiler werdend westlich am Tschadinhörnl vorbei auf die Grathöhe. In Dreier-Seilschaften machen wir uns dann bereit zum Aufstieg. Der einsam gelegene und ausgesetzte Südgrat der Kendlspitze gilt mit seiner Kletterei im dritten Schwierigkeitsgrad als ideale Möglichkeit, um sich auf den begehrten Großglockner-Stüdlgrat vorzubereiten. Diese Ambition haben wir nicht, uns reicht es schon, wenn wir als Kletter-Novizen die Kendlspitze mit unserem Bergführer erreichen und das teilweise auf allen Vieren.

Nach teilweise luftiger Gratkletterei – Schwindelfreiheit ist Voraussetzung –, die uns teilweise schon an unsere physischen Grenzen bringt, erreichen wir nach rund zwei Stunden bei herrlichstem Wetter mit stolzgeschwellter Brust, aber auch gut durchgeschwitzt, das metallene Gipfelkreuz und wünschen uns gegenseitig „Berg heil“. Ein breites Grinsen eingeschlossen. Der Aufstieg zur Kendlspitze ist ein Erlebnis und eine Erfahrung, die im Nachhinein keiner von uns mehr missen möchte.

Tolle Ausblicke
als Entschädigung

Obwohl die Besteigung als einfache beziehungsweise leichte Gratkletterei eingestuft ist, hat es der Südgrat für weniger geübte Kletterer wie uns schon in sich. Auf alle Fälle sollten Kletter-Neulinge oder weniger Geübte einen der Kalser Bergführer anheuern, der sie sicher und wohlbehalten auf den Gipfel der Kendlspitze bringt.
Die Tour ist, wie bereits erwähnt, recht ausgesetzt aber gut mit Teniushaken abgesichert. Landschaftlich bietet der Grat jedoch herrliche Blicke auf Glockner-, Granatspitz, Schober- und Venedigergruppe und entschädigt damit für die Strapazen.

Über den Normalweg der Kendlspitze, der über ein riesiges Geröllfeld führt und hier besonders gute Trittsicherheit erfordert, geht es zurück zum Hochtor und von dort zu unseren Rädern. Mit diesen geht es jetzt ständig bergab, aber um spektakuläre Eindrücke reicher, zurück ins Gradonna Mountain Resort.

Die Tour ist von Juli bis Oktober sowie auf Anfrage ab 235 Euro pro Person bei den Kalser Bergführern buchbar und setzt, wie bereits ausgeführt, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraus. Das Paket beinhaltet einen Tag geführte Bike- und Klettertour mit staatlich geprüftem Bergführer zum Südgrat der Kendlspitze.

Noch ein paar Worte zu den Kalser Berführern. Durch eine sorgfältige und gediegene Ausbildung sowie durch langjährige Erfahrung im alpinen Gelände garantieren sie unvergessliche Bergerlebnisse.

1867 kam der Prager Kaufmann Johann Stüdl nach Kals und leitete eine neue Ära ein. Er erbaute die Stüdlhütte und erschloss mit den Kalser Bergführern den Stüdlgrat. Stüdl gründete 1869 in Kals den ersten Bergführerverein der Ostalpen. Durch seine Verdienste nannte man ihn den „Glocknerherrn“. Kals wurde zu einer Wiege des ostalpinen Alpinsmus und ist bis heute ein bedeutender Ausgangspunkt für Bergtouren in die Glockner-, Schober- und Granatspitzgruppe geblieben. (Friedrich H. Hettler)

(Endlich ist die Kendlspitze auf 3088 Metern erreicht. Auch E-Bikes brauchen mal eine Pause. Kurz vor dem Hochtor und Blick auf den Südgrat der Kendelspitze sowie das Gipfelkreuz. Der mäjestätische Großglockner von der Kendlspitze aus gesehen - Fotos: Friedrich H. Hettler)

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