Nachdem der Winter nun auch in Bayern Einzug gehalten hat, zumindest in den etwas höheren Lagen, heißt es jetzt in der Erlebnisregion Ochsenkopf ebenfalls Ski und Rodel gut. Lange hatten die vier Ochsenkopf-Gemeinden Bischofsgrün, Fichtelberg, Mehlmeisel und Warmensteinach sowie die Skifahrer und Langläufer auf die weiße Pracht warten müssen, um ihrem Hobby oder ihrer Passion nachgehen zu können. Die Geduldsprobe hat nun aber ein Ende, jetzt heißt es vielmehr, rauf auf die Bretter und den Berghang hinunter.
Die oberfränkische Erlebnisregion Ochsenkopf im Fichtelgebirge bietet Skifahreren und Winterurlaubern gute bis beste Schneebedingungen zwischen 680 und 1024 Metern Höhe. Rund zehn Abfahrtskilometer

auf Pisten unterschiedlicher Länge und Schwierigkeit laden bei guter Schneelage bis Ende März zum Skifahren ein. 2,3 Kilometer lang ist die Nordabfahrt am Ochsenkopfgipfel und damit die längste alpine Skiabfahrt Nordbayerns, etwas kürzer, 1900 Meter, die Südabfahrt.
Eine anerkannte FIS-Rennstrecke mit abendlichem Flutlichtfahren befindet sich in Mehlmeisel. Hier wie auch auf vielen anderen Pisten sorgen Beschneiungsanlagen für Schneesicherheit und beste Pistenqualität.
Wie eine Kette schmiegen sich die vier Wintersportorte Bischofsgrün, Fichtelberg, Mehlmeisel und Warmensteinach um den zweithöchsten Berg des Fichtelgebirges. Zwei Seilschwebebahnen – Nord und Süd – mit Zweiersesseln und Schutzhaube bringen Skifahrer auf den 1024 Meter hohen Ochsenkopfgipfel.
Auf der Südseite verspricht die Skischule Hottenroth mit einem Übungshang direkt hinter der Skischule speziell den kleinen Skifahrern und solchen, die es noch werden wollen, mit „Juhuu“ dem Elch, viel Spaß beim Skifahren. Die Skischule Nordbayern hat ihren Sitz an der Talstation des Nordhangs. Für die Zwergerl gibt’s dort den neuen „Nubi-Club“.

Der Ochsenkopf war die Wiege des fränkischen Skilaufs. Nicht unbedingt um Aufwärmen, sondern weil es noch keine Aufstiegshilfen gab, stieg man früher zu Fuß auf den Gipfel und die umliegenden Berghänge. Es folgten zahlreiche Schlepplifte an den diversen Hängen. 1969 starteten zwei Sessellifte am Ochsenkopf ihren Betrieb. Heute befördern, wie bereits erwähnt, zwei moderne Seilbahnen die Gäste auf den Berg. Hier hatten auch innovative Skilehrmethoden wie die Kurzskimethode ihre Wurzeln.
Wer weniger dem Alpinskilauf frönt und lieber mit Langlaufskiern unterwegs ist, für den bietet die Erlebnisregion Ochsenkopf rund 100 gut präparierte Loipenkilometer mitsamt einer Wettkampfloipe für beide Stilrichtungen – klassisch und skaten. Es ist idyllisch, durch den tiefverschneiten Winterwald auf seinen schmalen Brettern, eher doch „Latten“, zu gleiten und die Ruhe sowie Einsamkeit zu genießen. Es gibt bequeme und anspruchsvolle Strecken für gemütliche Skiwanderer und für Sportler. Eine herrliche Aussicht verspricht die mittelschwere 2,3 Kilometer lange Gipfelloipe am Ochsenkopf. Als absolut schneesicher gilt die Brandwegloipe dank ihrer

Nord-Ost-Lage. Sie wurde erweitert und verfügt über eine Anbindung an die Gipfelloipe. Landschaftlich reizvoll ist die elf Kilometer lange Königsheide-Loipe – zu bewältigen sind dabei etwas mehr als 400 Höhenmeter. Einmal um den Ochsenkopf herum führt die fast 15 Kilometer lange untere Ring-Loipe.
Wer noch mehr Ruhe sucht, wandert mit Schneeschuhen durch eine unberührte Natur abseits der Skipsten. Ausgebildete Wanderführer bieten an zwei Tagen in der Woche geführte Touren an. Etwa sieben Kilometer lang ist die Nachmittagstour, die hoch auf den Ochsenkopf führt. „Auf den Spuren der Steinhauer“ geht es auf den Gipfel. Kurz hinter Bischofsgrün beginnt nach einigen hundert Metern der Anstieg. Schneebedeckte Fichten als schützendes Dach über allem.
Rechts und links am Weg tauchen immer wieder bis zu 20 Meter hohe Steinbrüche auf. Der Proterabas, ein typisches Granitgestein in der Region, wurde hier über Jahrhunderte abgebaut. Für Überraschung sorgt aber auch ein stummer Wasserfall aus Eis mitten im Steinbruch. Und immer wieder die Fernschau übers Fichtelgebirge: Östlich reicht der Blick bis ins benachbarte Tschechien. Westlich bis in die Wagnerstadt Bayreuth. Nach rund zweieinhalb Stunden und 360 Höhenmetern ist der Ochsenkopfgipfel erreicht. Zurück geht es unter der Seilbahn hindurch, vorbei am Hügelfelsen nach Bischofsgrün.
Wer mit Skiern oder Schneeschuhen nichts anzufangen weiß, kann auch ganz gut zu Fuß die Ochsenkopf-Region erkunden. Ein weitläufiges Netz geräumter Winterwanderwege laden dazu ein, auch ausgedehnte Wanderungen mit vielen Wegvarianten zu unternehmen. Etwa eine drei Viertel Stunde dauert es bei gemächlichem Tempo beispielsweise den Fichtelsee zu umrunden. Schon etwas länger ist man unterwegs, wenn man zu Fuß vom Fichtelsee aus durch den Bergwald zum Seehaus auf den 953 Meter hohen Seehügel wandert. Schlägt man den anspruchsvolleren Weg zum Seehaus ein, „kämpft“ man sich schon über Stock und Stein, Eis und Schnee nach oben. Eine „Strapaze“, die aber durch das Naturerlebnis mehr als aufgewogen wird.
Neben all diesen Aktivitäten versprechen auch noch mehrere Rodelbahnen an den Hängen rund um den Ochsenkopf winterliches Vergnügen für Groß und Klein. In Bischofsgrün, unterhalb der Talstation Süd in Fleckl oder bei der Bleaml-Alm in Fichtelberg-Neubau heißt es „Rodeln satt“. Und ist der Winter lang und kalt, lockt die über einen Kilometer lange Winterrodelbahn in Warmensteinach. Darüber hinaus kann man noch Schlittschuhlaufen und Eisstockschießen.
Apropos Bleaml-Alm: Wer sich am Ochsenkopf kulinarisch verwöhnen lassen will und das zu absolut fairen Preisen, ist in dieser Lokalität bestens aufgehoben.
Interessantes übers Glas
Sollte das Wetter einmal gar nicht mitspielen oder man sich einfach eine Auszeit vom Skifahren, Langlaufen oder von sonstigen Aktivtäten gönnen, ist das Fichtelgebirgs-Glasmuseum in Warmensteinach ein Geheimtipp. Allerdings sollte man alles daran setzen, eine Führung mit Helmut Hempel zu bekommen. Er ist ein wandelndes Geschichtsbuch, was Glas angeht, ohne aber zu schulmeistern. Es ist eine wahre Freude ihm zuzuhören, wenn er lebendig sowie anschaulich und

profund über die Geschichte der einheimischen Glasfertigung und -kunst erzählt.
Das Glasmuseum Warmensteinach im Freizeithaus zeigt eine umfangreiche Sammlung historischer und moderner Glasobjekte, die von der über 400 Jahre alten lasmachertradition der früher zahlreichen Glashütten des Orts, aber auch des gesamten Gebiets rund um den Ochsenkopf zeugen. Voraussetzung dafür war das Vorhandensein der dazu notwendigen Rohstoffe, wie der Proterobas, ein grünlich-schwarz-schmelzendes Gestein, das sich in Gängen am Ochsenkopf findet. Hinzu kamen ausgedehnte Wälder mit genügend Holz zur Energiegewinnung und nicht zuletzt die Wasserkraft.
So entwickelte sich ein florierender Wirtschaftszweig, der über Jahrhunderte hinweg der Bevölkerung ein bescheidenes Einkommen garantierte.
Die Glasperlen wurden anfangs zu Rosenkränzen verarbeitet und in der Blütezeit Ende des 18. Jahrhunderts und zu Beginn des 19. Jahrhunderts bis in den fernen Osten und nach Südamerika

exportiert. Noch bis 1969 stellte die Firma Lindner in Warmensteinach handgemachte Glasperlen her, wie der Besucher in einem Film sehen kann. Der Nachbau eines solchen Perlenmacherofens ist im Glasmuseum zu sehen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Gablonzer Vertriebenen einen wesentlichen Einfluss auf die dortige Glasherstellung. Es entstanden zahlreiche neue Betriebe, die unter anderem auch Glasknöpfe und Schmuck herstellten. Heute werden in Warmensteinach Glasprodukte auf High-Tech-Niveau produziert. Wer mehr und Ausführlicheres erfahren möchte, sollte Helmut Hempels interessanten Ausführungen lauschen.
Seit nunmehr drei Jahren gibt es auch eine Gästekarte, erzählt Andreas Munder, Geschäftsführer Tourismus & Marketing GmbH Ochsenkopf. Die Ochsenkopf Gästekarte erhält der Gast automatisch bei Ankunft von seinem Gastgeber und ist gültig bis zur Abreise. Bei rund 40 Einrichtungen erhält man ermäßigte Eintritte beziehungsweise Prozente. Ferner ist die Nutzung der öffentlichen Regionalbuslinien 329 und 369 frei.
Insgesamt gibt es in den vier Ferienorten rund 3200 Gästebetten. 2015 konnte die Erlebnisregion Ochsenkopf rund 360 000 Übernachtungen verzeichnen, erklärt Munder. Die Zahlen würden zwar wieder steigen, allerdings sei man von den 600 000 Übernachtungen aus früheren Tagen noch weit entfernt.
Ein Pfund mit dem die Erlebnisregion Ochsenkopf wuchern kann, sind eine faszinierende Natur und Landschaft, ein attraktives Freizeitangebot – sommers wie winters – und eine kulinarische Vielfalt. Ein Besuch in diesem Teil des Fichtelgebirges lohnt sich allemal. (
Friedrich H. Hettler)
Blick über den verschneiten Ochsenkopf; der zugefrorene Fichtelsee; beim Skaten, im Kinderskikurs und beim Schneeschuhwandern - Fotos: Tourismus & Marketing GmbH Ochsenkopf)
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