Freizeit und Reise

Auf der Burg Taufers ist zum Thema Bauernaufstände in Südtirol derzeit die Sonderausstellung „Bauernkrieg – Streben nach Freiheit vor 500 Jahren“ zu sehen. (Foto: Angelika Irgens-Defregger)

17.06.2025

Viel Natur und tolle Architektur

Nachhaltig unterwegs im Südtiroler Ahrntal

Die Apfelschüssel ist handgedrechselt. Die Möbel, die Sauna und der Swimmingpool wurden von lokalen Handwerkern hergestellt. Heizung und Kühlschrank schalten beim Verlassen der zwischen 45 und 72 Quadratmeter großen, insgesamt 33 Wohneinheiten in den Sparmodus. Der Müll wird getrennt. Durch kleinere und leichtere Handtücher werden Wasser und Energie eingespart. Die Energie wird durch Erdwärme und Sonnenenergie gespeist. Das alles sind grüne Schritte in Richtung nachhaltiger Urlaub, den sich das mitten in der Naturlandschaft in Sand in Taufers im Ahrntal gelegene, energieautarke Ferienparadies „OLM Nature Escape“ auf seine Fahnen geschrieben hat.

Mit Fug und Recht kann man behaupten, dass Südtirol einmal mehr die Nase vorn hat, was neue Hotelkonzepte betrifft. So innovativ wie die Haustechnik, ist auch die Form der Gesamtanlage. Und was passt nicht besser zur Kreislaufwirtschaft als der Kreis? Passenderweise kommt der Name OLM einerseits vom Dialektwort für Alm, wie wir erfahren, und ist eine Anspielung auf die Lage inmitten einer von Bergen umrahmten Almlandschaft. Zum anderen bedeutet er „immerwährend“ sowie ein unendliches Verstreichen der Zeit – alles stets im natürlichen Kreislauf.

Der Kreis, Symbol für die Unendlichkeit, stempelt das unverwechselbar und auch etwas spacy anmutende Versteck in den Bergen zu einer Ikone moderner Architektur. Und die nimmt man erst wahr, wenn man direkt davor steht. Das in den Talboden des Tauferer Ahrntals integrierte Gebäude aus der Ferne betrachtet, kennzeichnet seine Unsichtbarkeit. Angesichts der ringsherum weidenden Kühe wird unmissverständlich klar, wer hier dem Hotelgast eine Lektion in Sachen Entschleunigung erteilt, insbesondere wenn das Fleckvieh den Fahrweg kreuzt.

Was macht die Schönheit dieses Lifestylehotels mit ECO-Label aus? Ist es die Schönheit der Naturlandschaft, die durch die vielen Glasoberflächen zum Gestaltungselement der Architektur wird? Sind es die edlen Materialien, wie heimisches Lärchenholz, die das Innere zu einer Wohlfühloase machen?

Großes Wegenetz

Eine Inspirationquelle für die Architektur, so das Narrativ, das von der Hotelchefin Astrid Hellweger tradiert wird, war ein alter Mühlstein, der sich an diesem Ort befand. Was auch nicht verwundert, denn hier stand noch bis vor Kurzem der Prenn Hof, umgeben von Getreidefeldern und alten Mühlen. Kleine Randbemerkung: Wir finden viele Mahlsteine alter Mühlen unter anderen in dem sehenswerten Südtiroler Landesmuseum für Volkskunde in Dietenheim, einem Ortsteil von Bruneck.

Christian Lechner ist der neue Eigentümer und Bauherr des OLM, ein Mann mit Visionen, weshalb er auf seinem Grund und Boden, der einst seinem Onkel gehörte, unter anderem 126 Löcher 100 Meter tief in die Erde bohren ließ, um dort Erdwärmesonden zu installieren. Da Lechner selbst kein Hotelier ist, hat er sich Unterstützung von Fachleuten geholt, darunter Andreas Gruber. Der Südtiroler steht für diejenigen Architekten, die ein Händchen dafür haben, die Architektur weiterzuentwickeln.

„Qualität bedeutet innovative, fortschrittliche Baukultur, die in der Tradition ihre Wurzeln hat. Eine Architektur der Werte und des nachhaltigen Umgangs mit Ressourcen“, so O-Ton Gruber.
Das OLM war noch nicht einmal ein Jahr alt, da heimste es bereits drei renommierte Preise ein. 2024 wurde es für den Iconic German Design Award, den Paris Design Award und vom 196+ Forum München für die „Hotelimmobilie des Jahres“ nominiert und gewann.

Auch was die Gastronomie betrifft, kann das familien- und hundefreundliche Hotel ebenfalls punkten. Küchenchef im Restaurant Prenn0 ist Berni Aicher. Bei ihm gibt es eine Besonderheit oder besser gesagt einen „Brennpunkt“. Der Gast kann ihm beim Live-Cooking in der Früh und am Abend über die Schulter schauen. Das bringt nicht nur den Koch und seine Gäste zusammen. Auch die Gäste untereinander begegnen einander zwanglos am Herd.

Die möglicherweise dabei zu viel aufgenommenen Kalorien lassen sich schnell wieder beim Wandern durchs Ahrntal mit seinem weit verzweigten Wegenetz verbrennen.
Entlang der Ahr aufwärts reihen sich zwischen Taufers und Kasern viele kleinere Ortschaften, darunter auch Prettau. Dieser Name, der sich von „breiter“ Au ableitet, verbindet sich mit der Welt des Bergbaus. Seine Blütezeit erlebte das Kupferbergwerk im Mittelalter. In das Herz des Schaubergwerks durch den St. Ignaz-Stollen führt heute eine Grubenbahn. Als der Bergbau Ende des 19. Jahrhundert in die Krise geriet, waren es die Frauen aus Prettau und Umgebung, die mit Spitzenklöppeln den Lebensunterhalt ihrer Familien sicherten.

Am Talschluss des Ahrntals bei Kasern befindet sich ein ganz besonderes Kleinod, die Wallfahrtskirche von Heilig Geist mit sehenswerten Fresken im Inneren. Der hinter der Kirche aufragende wundersame Felsen sollte die Kirche vor Lawinen schützen. Wer durch seine Spalte hindurchkroch, so die Legende, streifte damit seine Sünden ab.

Wer sich dem Almenrausch hingibt und auf dem historischen Pfad von der Heilig Geist Kirche aus den Krimmler Tauern Pass (2634 Meter) bezwingt, erreicht den nördlichsten Punkt Südtirols und blickt über die Grenze weit hinaus ins Achental mit den Krimmler Wasserfällen als den höchsten Wasserfällen Österreichs im Nationalpark Hohe Tauern Salzburg.

Wer es gemütlich angehen will, folgt von Sand in Taufers dem Wanderweg entlang der drei Wasserfälle des Reinbachs im Naturpark Rieserferner-Ahrn. Wer lieber zur Kultur strebt, erklimmt die nahe gelegene Burg Taufers oder besucht das Messner Mountain Museum Ripa im Schloss Bruneck. Oder man genießt ganz einfach die Auszeit im OLM. (Angelika Irgens-Defregger)

 

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