Freizeit und Reise

Landschaft bei Soller. (Foto: Sonja Vodicka)

16.06.2025

Zwischen Ballermann und Boutique

Mallorca zeigt zwei Gesichter - abseits des Massentourismus

Es ist ein Szenario, das sich jährlich wiederholt: Der Ballermann auf Mallorca hat erst Ende April seine Tore geöffnet, und schon melden sich die ersten kritischen Stimmen. Die weltbekannte Partymeile an der Playa de Palma zieht auch in diesem Jahr wieder tausende von Touristen an – viele von ihnen auf der Suche nach billigem Alkohol und lautstarken Feiern. Der Massentourismus, der jedes Jahr die Insel überflutet, ist auch dieses Jahr wieder ein Thema der Diskussion. Die Auswirkungen sind deutlich spürbar: überfüllte Strände, nächtliche Partys mit Alkoholexzessen und, nicht zuletzt, die zunehmende Belastung der lokalen Infrastruktur.

Doch die Inselverwaltung reagiert: Um dem wilden Party-Trubel Herr zu werden, wurden Maßnahmen wie striktere Alkoholverkaufszeiten, verschärfte Regeln für Partys und die verstärkte Polizeipräsenz eingeführt. Die Region rund um den Ballermann, in Megaluf, die einst als ungestüme Partyhochburg bekannt wurde, soll nun in geordnete Bahnen gelenkt werden – was angesichts des stetig wachsenden Zustroms an Feierwütigen eine enorme Herausforderung darstellt.

Gleichzeitig, fernab vom lauten Trubel der südlichen Küste, gibt es auf Mallorca noch Orte, die die Seele baumeln lassen und für Ruhe und Erholung stehen. Zwei dieser versteckten Juwelen sind Portixol und Port de Sóller – ruhige Küstendörfer, die nicht nur durch ihre atemberaubende Landschaft bestechen, sondern auch durch ihre bezaubernde Authentizität und Eleganz. Hier zeigt sich das wahre Mallorca – ohne die Hektik und den Trubel, die die Insel oft in den Schlagzeilen erscheinen lassen.

Portixol – Ein Rückzugsort in der Inselhauptstadt

Ein Beispiel für diesen Wandel ist Portixol, ein ehemaliges Fischerdorf, das heute nahtlos mit Palma zusammengewachsen ist. Nur einen Spaziergang vom historischen Stadtzentrum, entlang der Promenade entfernt, ist das kleine beschauliche Stadtviertel noch ein Geheimtipp.

Fährt man mit dem Rad entlang der Promenade von Playa de Palma ostwärts, immer geradeaus, landet man fast automatisch in einer anderen Welt, die sich ihren ursprünglichen Charme eines kleinen Fischerhafens bewahrt hat. Obwohl dieser Stadtteil der Hauptstadt in den letzten Jahren immer mehr an Beliebtheit gewonnen hat, bleibt es doch weit entfernt vom Massenrummel, der die Strände im Süden der Insel beherrscht. Der Ort besticht durch seine beschauliche Atmosphäre und eine malerische Küstenpromenade, an der die Zeit langsamer zu vergehen scheint. Die Häuser, meist im traditionellen mallorquinischen Stil gehalten, strahlen eine unaufdringliche Eleganz aus. In den letzten Jahren hat sich hier eine Szene aus Künstlern und Designern etabliert, kleine Cafés und Fischlokale, die vor allem von Einheimischen besucht werden, liegen entlang die palmengesäumte Uferpromenade. Hier findet man noch ruhiges, maritimes Flair.

Ein Vorbild der neuen Mallorca-Kultur ist das Hotel Portixol. Einst ein einfaches Hafenhotel, wurde es Anfang der 2000er Jahre von den schwedischen Eigentümern Karin und Mikael Landström mit viel Gespür für Design, Geschichte und Atmosphäre komplett umgestaltet. Heute ist das Portixol ein kleines Designjuwel mit 25 Zimmern, die alle individuell eingerichtet sind – skandinavisch klar, aber mit mediterraner Wärme. Die lichtdurchflutete Architektur, kombiniert mit dezenten Farbtönen, natürlichen Materialien und liebevoll ausgewählten Vintage-Stücken, macht den Aufenthalt zu einem ästhetischen Erlebnis. Die Möbelstücke sind schlicht und funktional, jedoch in hochwertiger Ausführung. Das große Highlight des Hotels ist der Pool im eleganten Stil der 50er Jahre, mit der Panorama-Terrasse, von der man einen direkten Blick auf das Meer hat, bis hinüber nach Palma, zur Kathedrale. Hier kann man den Tag bei einem Cocktail ausklingen lassen oder im hauseigenen Restaurant mediterrane Köstlichkeiten genießen. Die Atmosphäre ist ruhig und entspannt und hat immer noch viel von der Stimmung eines Fischerortes – fernab der lauten Strandpartys und des Trubels an der Playa de Palma. Und wer Lust auf Kultur hat, der leiht sich im Hotel ein Fahrrad, radelt in knapp 20 Minuten wenigen Minuten, am Strand entlang bis zur Kathedrale la Seu und beginnt dort, ganz entspannt, mit dem Sightseeing.

Sóller- Lebendige Nostalgie inmitten von Bergriesen

Die Fahrt von Portixol in Richtung Nordküste gleicht einer Zeitreise. Das von mächtigem Tausendergipfeln umschlossene Städtchen Sóller war lange abgeschirmt von der Außenwelt. Bis 1912, die noch heute funktionierende Schmalspurbahn „Ferrocaril de Sóller“, auch „Roter Blitz“ genannt, aus dem Hause Siemens, die erste Verbindung nach Palma brachte. Nach einer 50-minütigen Fahrt durch zehn Tunnel, vorbei an Orangenhainen, malerischen Fincas und einem spektakulären Blick von oben auf das Städtchen Sóller gelangt man, auch heute noch zur Endstation des im Jugendstil erbauten Bahnhofs von Sóller. Ein Baustil, der das Städtchen an jeder Ecke prägt, wo die prächtigen, im Modernismus erbauten Gebäude rund um den Hauptplatz den Reichtum der um die Jahrhundertwende aus Frankreich und Südamerika zurückgekehrten Auswanderer dokumentieren. Nostalgisch geht es weiter in Richtung Meer. Die knapp drei Kilometer bis nach Port Sóller fährt eine historische Trambahn durch blühende Orangenhaine und Felder bis zur Strandpromenade des Hafenörtchens, wo sie direkt vor dem Hotel Esplendido hält.

Das Hotel stammt ursprünglich aus der Art-Deco Zeit und fügt sich mit seinem modernen Retro-Charme perfekt in das Bild von Port de Sóller ein. Lange galt es als eines der traditionsreichsten Häuser an der Bucht. Nach einem behutsamen Umbau durch die Landströms wurde das Espléndido zu einem stilvollen Retro-Refugium, das nostalgischen Stil mit skandinavischem Design verbindet. Die Innenausstattung des Hotels ist eine gelungene Mischung aus Tradition und Moderne. Die Zimmer sind in sanften Blau- und Grautönen gehalten, die an das Meer und den Himmel erinnern. Holzböden und filigrane Möbel im Art Deco-Stil vermitteln ein Gefühl von Gemütlichkeit und Eleganz. Besonders hervorzuheben ist die terrassenförmige Anlage des wunderschönen Gartens mit den beiden Pools, von dem aus man einen herrlichen Blick über die fast kreisrunde Bucht hat.

Von Port de Sóller aus bieten sich zahlreiche Ausflüge und Wanderungen an. Besonders beliebt ist die Route nach Fornalutx. Die Wanderung dauert etwa zwei Stunden und belohnt mit traumhaften Ausblicken über das Tal von Sóller. Oder die kurvenreiche Fahrradstrecke über Deià nach Vademossa, einem der schönsten Dörfer Spaniens, das sich mit seinen Natursteinfassaden und engen Gassen harmonisch in die Berglandschaft einfügt. Wer es noch aktiver mag, kann sich auf eine Etappe des Fernwanderwegs GR 221 wagen, auch bekannt als der „Trockensteinmauer-Weg“, der quer durch das Tramuntana-Gebirge führt. Beliebt ist auch eine Bootstour zur abgelegenen Bucht von Sa Calobra oder zum berühmten Torrent de Pareis, einer spektakulären Schlucht, die bei guten Wetterverhältnissen erwandert werden kann.

Ein weiteres Highlight ist der Torre Picada, ein historischer Wachturm aus dem 17. Jahrhundert, der hoch über der Küste thront und einen unvergleichlichen Blick auf das Meer und die umliegenden Berge bietet. Der Spaziergang dorthin führt durch üppige Pinienwälder nd alte Olivenhaine. Wer die Wanderung bis zum Ende durchhält, wird mit einer unvergesslichen Aussicht belohnt, begleitet von Zikadengeschrei und Pinienduft in der Nase. Unendlich weit und nicht von dieser Insel scheint hier der Ballermann. (Sonja Vodicka)

 

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