Kommunales

Gregor Maria Franz Hanke ist als Bischof von Eichstätt zurückgetreten. (Foto: dpa/KNA/Julia Steinbrecht)

10.06.2025

"Innere Ermüdung": Eichstätter Bischof Hanke tritt zurück

Der Eichstätter Bischof Hanke tritt zurück. Er begründet diesen Schritt mit Sehnsucht nach der Seelsorge. Doch das ist wohl nicht der einzige Grund

Große Überraschung im katholischen Bistum Eichstätt: Bischof Gregor Maria Hanke ist zurückgetreten. "Am Pfingstsonntag lege ich mein Amt als Bischof in die Hände des Heiligen Vaters zurück", sagte Hanke laut Mitteilung seines Bistums. Der verstorbene Papst Franziskus habe seinen Rücktritt bereits kurz vor Ostern und kurz vor seinem Tod noch angenommen, hieß es. 

Der Vatikan bestätigte den Rücktritt, ohne Details zu nennen. Der Heilige Vater habe das Rücktrittsgesuch angenommen, hieß es, ohne dass dort erwähnt wurde, ob es sich in dem Fall noch um Franziskus oder dessen Nachfolger, den amtierenden Papst Leo XIV., handelte. 

Aus Bischof Hanke wird Pater Gregor

Hanke, der mit 70 Jahren noch deutlich unter der Altersgrenze für Bischöfe liegt, begründete seinen Rücktritt nach Angaben seines Bistums mit einer "längeren inneren Auseinandersetzung": "Meine Entscheidung hat eine längere Vorgeschichte, die von einem geistlichen Ringen begleitet war", sagte er. 

Nach mehr als 30 Jahren in Leitungsverantwortung sei nun der Moment gekommen, "loszulassen" und in die Seelsorge zurückzukehren, wo er nun als einfacher Pater Gregor tätig sein wolle. "Unbeschadet meiner Bischofsweihe möchte ich in Zukunft keine Pontifikalien und Insignien mehr tragen noch Pontifikalfunktionen wahrnehmen", betonte er. "Es sei denn, mein Nachfolger bittet mich ausdrücklich darum."

Doch die Sehnsucht nach der Seelsorge ist - nach verschiedenen Skandalen in seiner Diözese - wohl nicht der einzige Grund für seinen Rückzug. In einem Brief an die Beschäftigten des Bistums sprach Hanke auch über Herausforderungen und Krisen seiner Amtszeit - darunter Missbrauchsfälle, Konflikte in der Universitätsleitung sowie den Finanzskandal. 

"Innere Ermüdung"

"Ich will nicht verhehlen, dass ich nach den vielen Herausforderungen, Skandalen und ungelösten Konflikten eine innere Ermüdung spüre", sagte er. Besonders erschütternd seien für ihn die Gespräche mit Betroffenen sexuellen Missbrauchs gewesen: "Manches in mir hat sich dadurch verändert."

Der bayerische Papst Benedikt XVI. hatte Hanke zum 82. Bischof von Eichstätt ernannt, am 2. Dezember 2006 war er zum Bischof geweiht worden. Doch einige Skandale überschatteten seine Amtszeit. 2018 wurde die Finanzaffäre des katholischen Bistums bekannt. 

Die Staatsanwaltschaft erhob nach mehrjährigen Ermittlungen im Sommer 2022 Anklage gegen die drei mutmaßlich Beteiligten; die Fahnder gingen damals von einem Schaden von mehr als 45 Millionen US-Dollar (41,5 Millionen Euro) aus. Außerdem wurden in seiner Amtszeit mehrfach Missbrauchsfälle bekannt. Er bat um Verzeihung, "wo er Erwartungen nicht erfüllt oder Menschen verletzt haben könnte", teilte das Bistum mit. 

Hanke tat sich schwer mit dem Kurs der deutschen Kirche

Hanke gilt als konservativer und reformkritischer Bischof. Gemeinsam mit seinen bayerischen Kollegen Stefan Oster aus Passau, Rudolf Voderholzer aus Regensburg sowie dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hatte er Reformbestrebungen innerhalb der katholischen Kirche wie den Prozess Synodaler Weg immer wieder zu blockieren versucht. 

Kirchenpolitische Gegner würdigen Hanke

Der Passauer Bischof Stefan Oster dankte Hanke auf Instagram für seinen "treuen Dienst in der Kirche". "Ich durfte in unserem freundschaftlichen Gespräch auch verstehen lernen, mit was Du gekämpft hast, was Dir schwer fällt", schrieb Oster und dankte dem 70-Jährigen "für diese Jahre der Freundschaft - in denen ich immer spüren durfte, dass Du auch viele meiner Anliegen und Initiativen mitträgst und sie oft genug aktiv unterstützt hast". 

Jung wünscht "Trost und Kraft"

Doch auch die liberaleren Oberhirten fanden warme Worte: Der eher liberale Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, würdigte Hanke für sein langjähriges Wirken. "Bei allen Spannungen, die Du ja auch kürzlich wieder einmal benannt hast, möchte ich Dir für Dein Mitgehen auf dem Synodalen Weg der Kirche in Deutschland danken", schrieb er. "Ich weiß, dass Du Dich damit zunehmend schwergetan hast, aber Deine aktive Präsenz bei den Synodalversammlungen möchte ich an dieser Stelle eigens benennen."

Der Würzburger Bischof Franz Jung dankte Hanke "für seinen bischöflichen Dienst und unser vertrauensvolles Miteinander in der Metropolie und der Freisinger Bischofskonferenz", wie er auf Instagram schrieb. "Am Pfingstfest wünsche ich ihm den Trost und die Kraft des Heiligen Geistes, der ihn bei seinen nächsten Schritten begleiten möge."

Der Vorsitzende der Freisinger Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte: "Die Katholische Universität und die Freisinger Bischofskonferenz sind ihm zutiefst dankbar."

Das Bistum Eichstätt steht nun erst einmal ohne Oberhirten da. Innerhalb der kommenden acht Tage wählt das Domkapitel nun einen Diözesanadministrator, der das Bistum übergangsweise leitet, bis Papst Leo XIV. einen neuen Bischof für die Eichstätter Diözese ernennt. Wann das soweit ist, ist völlig unklar, eine zeitliche Frist dafür gibt es nicht. 

Hanke will keine große Verabschiedung 

Die offizielle Verabschiedung von Hanke soll es bei einer Vesper am Willibaldssonntag, dem 6. Juli, geben. Eine große Verabschiedung soll es auf Wunsch Hankes nicht geben, wie er sagte: "Angesichts der gegenwärtigen Lage der Kirche erachte ich einen schlichten Abschied als angemessene Form." (dpa)
 

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