Ein Auto mit anderen zu teilen, ist populär geworden. Zu Jahresbeginn 2016 waren 1,26 Millionen Teilnehmer bei 150 deutschen Carsharing-Anbietern registriert. Das Bundesverkehrsministerium möchte Carsharing noch beliebter machen. Bayerns Kommunen ziehen mit.
Autos, die gemeinschaftlich genutzt werden, sollen auf reservierten Parkplätzen unentgeltlich parken dürfen. Keine schlechte Idee, findet der Bayerische Städtetag. Allerdings sollte bedacht werden, dass Parkraum in Städten ein knappes Gut ist. „Carsharing darf nicht losgelöst von den anderen Verkehrsteilnehmern mit ihren jeweiligen Interessen gesehen werden“, betont Städtetags-Geschäftsführer Bernd Buckenhofer.
Fußgänger, Radfahrer, Nutzer von Bussen, Tram-, U- und S-Bahnen, von Regional- und Lieferverkehr, Taxifahrer und Individualmobilisten im eigenen Auto – sie alle müssten zu ihrem Recht kommen. Sollte die gesetzliche Möglichkeit eröffnet werden, Parkplätzen für Carsharing-Fahrzeuge zu schaffen, müssten die Städte dies in ihre Konzepte zur Parkraumbewirtschaftung integrieren.
Zusätzlich private Stellflächen nutzen
Dass es schlicht nicht genug Parkraum gibt, sieht man in Erlangen als großes Problem an. „Darum sollten zusätzlich auch weiterhin private Stellflächen für Carsharing-Fahrzeuge genutzt werden“, erklärt Christofer Zwanzig, Pressesprecher der mittelfränkischen Kommune. Grundsätzlich steht Erlangen jedoch hinter der Idee, Carsharing stärker zu fördern: „Deutlich erkennbare Carsharing-Stellplätze im Stadtgebiet könnten zu einer stärkeren Bekanntheit und Nutzung beitragen.“
Besonders an Verknüpfungspunkten zum ÖPNV und an Fahrradabstellanlagen wäre spezieller Stellraum sinnvoll. Die Stadt ist gerade dabei, festzustellen, welche Möglichkeiten es gibt, Carsharing durch Änderungen der Stellplatzsatzung weiter anzukurbeln. Das ist laut Zwanzig kein einfaches Unterfangen: „So ist zum Beispiel noch zu klären, wie viele Stellplätze durch einen Carsharing-Stellplatz ersetzt werden können.“ Auch müsste gewährleistet werden, dass das Carsharing-Angebot bei einem Eigentümerwechsel erhalten bleibt. Sollte dies nicht der Fall sein, müsste eine Verpflichtung zur nachträglichen Schaffung von Stellplätzen in die Satzung verankert werden. Die Verwaltung ist in jedem Fall gefordert, das jeweilige Carsharing-Angebot ständig zu überprüfen. Verein „CarSharing Erlangen“
In Erlangen sorgt der Ende 2010 gegründete Verein „CarSharing Erlangen“ für eine wachsende Akzeptanz des Autoteilens. Der Verein, dem fast 250 Mitglieder angehören, stellt in der Stadt sieben Fahrzeuge an festen Standorten bereit. In den östlichen Nachbargemeinden stehen weitere drei Elektrofahrzeuge. Drei der benötigten Parkflächen werden auf dem Gelände der städtischen Wohnungsbaugesellschaft angeboten.
Auch im unterfränkischen Bad Kissingen begeistern sich immer mehr Menschen für die Idee, ein Auto mit anderen zu teilen. „Soweit ich weiß, sind wir aktuell die kleinste Kommune, die über ein privates Carsharing-Angebot verfügt“, sagt Wirtschaftsförderer Michael Wieden. 2017 soll das Angebot unter anderem durch Kooperationen mit den Hotels ausgebaut werden. Wieden kann sich vorstellen, diesen Trend durch reservierte Parkplätze zu unterstützen.
Kostenlos-Parkpläne von Dobrindt stoßen auf Skepsis
Das Argument des knappen Parkraums zählt für ihn nicht, könne doch ein Carsharing-Auto bis zu zehn Privatwägen ersetzen. Es steht demnach also nicht unbedingt zu befürchten, dass der Kampf um freie Parkplätze zunimmt. Nur mit der Idee von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), jene Autos, die geteilt werden, auch kostenlos parken zu lassen, hat der Bad Kissinger Wirtschaftsförderer ein Problem: „Wenn durch Carsharing zehn zahlende Parker wegfallen, würden auch die Parkeinnahmen für diese zehn Autos entfallen.“ Dass es für eine Stadt keinesfalls nachteilig ist, Parklätze für Carsharing zu reservieren, demonstrierte hingegen Bremen. Hier wurde 2009 der erste kommunale Car-Sharing-Aktionsplan beschlossen. Der will bis 2020 mindestens 20 000 Carsharer erreichen und die Stadt auf diese Weise von 6.000 Autos entlasten. Durch Carsharing-Stationen, die gegen Fremdparker abgesperrt sind, konnte der Straßenraum inzwischen schon deutlich entlastet werden.
In München wird die Idee des Bundesverkehrsministeriums, die Nutzung von Carsharing-Fahrzeugen mit reservierten, kostenlosen Parkplätzen anzukurbeln, grundsätzlich begrüßt. „Das kann uns dabei helfen, urbane Mobilität effizienter zu organisieren“, erklärt Johannes Mayer vom Kreisverwaltungsreferat der Landeshauptstadt. Bereits 2011 startete München ein auf vier Jahre ausgelegtes Pilotprojekt, das untersuchen sollte, inwieweit sich durch Carsharing die Zahl der Fahrzeuge auf Münchens Straßen senken lässt. „Jedes CarSharing-Fahrzeug ersetzt nach unseren Erkenntnissen mindestens drei private Fahrzeuge und spart dadurch bei gleicher oder sogar besserer Mobilität wertvollen öffentlichen Parkraum ein“, erläutert Mayer das Ergebnis.
Allerdings hat Carsharing dem Verkehrsexperten zufolge nur dann positive Effekte, wenn der eingesparte Parkraum anderen Nutzungen zur Verfügung gestellt wird. Sonst würden sich „Rebound-Effekte“ ergeben: „Menschen, die gerade kein Auto haben, würden sich also wegen des frei werdenden Parkraums wieder eines zulegen.“ Außerdem sei es wichtig, dass es immer auch ein gutes Angebot im ÖPNV und im Radverkehr gibt.
Einem Stadtratsbeschluss zufolge wird Carsharing in München, basierend auf den Erkenntnissen des Pilotprojekts, seit April intensiv gefördert. „Die Parkausnahmen wurden ausgeweitet, die Gebühren stark gesenkt“, so Mayer. Die Stadt will die Kooperation zwischen Carsharing und ÖPNV unterstützen, indem sie alle Angebote in sogenannten Mobilitätsstationen bündelt. An der Münchner Freiheit etwa betreibt die MVG derzeit eine solche Pilotstation. Weitere elf sind in Planung. (Pat Christ)
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